trap

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Andy

Langsam wachte ich aus dem Reich der Schwärze und der Trance auf und öffnete meine Augen. Blinzelte als mir das helle licht einer Halogenleuchte entgegen leuchtete und rieb mir den Schlaf aus den Augen. Mein Kopf schmerzte und meine Glieder fühlten sich wie eingeschlafen an. Doch dann weiteten sich meine Augen als ich sah was um meinem Fuß war. Eine Fußfessel, kalt und hart lag sie um mein Fußgelenk. Reflexartig sprang ich auf die Beine und zog an ihr, doch mit jedem mal ziehen schnitt mir das silberglänzende Metall in mein Gelenk. Ich schüttelte den Kopf, die würde ich nie ohne Schlüssel los bekommen. Wie war ich hier eigentlich hingekommen ? Oder viel besser wo war ich ? Ich hob den Blick und merkte wie mir mein Mund offen stehen blieb. Vor mir breitet sich geradewegs ein Bild des Grauens aus. Ich befand mich in der Ecke eines großen Kellerraumes indem zwei Zellen gegenüberliegend aufgebaut waren. In jeder befand sich eine Matratze und eine Toilettenschüssel. Sonst nichts. Auf der anderen Seite des Raumes stand ein riesiger Schrank, der meine Aufmerksamkeit nicht wirklich weckte. Vielmehr waren es die beiden Körper die in den Zellen lagen. Mein Atmen stockte als ich den schlanken Körper, die dunklen, Kinnlagenhaare sah und die herzförmige Form ihres Gesichtes. Liandra. Mein Herz machte einen Sprung, beruhte sich aber direkt wieder als mir klar wurde das sie eingesperrt war, nur bekleidet mit einem weißen Shirt. Ihr musste unglaublich kalt sein, selbst mir fröstelte es langsam und ich trug eine Hose und eine Jacke. Ich betrachtete sie und war im ersten Moment glücklich das sie lebte, das sie nicht gestorben war oder als für immer verschollen galt. Aber sie so zu sehen, so leblos und mitgenommen, machte mich direkt wieder traurig und gab mir das Gefühl nicht genug getan zu haben. Hätte ich sie vorher finden können ? Ich hätte das ganze von vorne rein verhindern können wenn ich sie zu mir nach hause eingeladen hätte. Aber hätte sie eingewilligt ? Spekulationen brachten mich jetzt auch nicht weiter. Dann wandte ich den Blick von ihr ab und schaute zu der anderen Zelle, in der ebenfalls eine junge Frau lag. Sie schlief genauso wie Liandra und hatte braune haare. Lilly, wenn ich mich recht erinnerte. Als ich ihr Haar betrachtete fiel mir ein das Liandra eigentlich blonde haare hatte als ich sie zuletzt gesehen hatte. Und dann wurden meine Gedanken klarer. ,,Samuel.'', flüsterte ich und fuhr mir durch die haare. Er hatte mich zu sich eingeladen um die Handys zu Orten. Er musste mir etwas ins Wasser gemischt haben. Er hatte mich von vorne bis hinten verarscht. Was wollte er mit mir ? Oder mit Liandra und Lilly ? Was tat er hier mit ihnen ? Intuitiv griff ich nach meiner Jackentasche um mein Handy zu suchen doch meine Taschen waren leer. Mistkerl, dachte ich und rüttelte nochmal an meiner Fessel. Nichts geschah. Meine Gedanken und Gefühle waren verwirrender als alles was ich je gedacht oder gespürt hatte. Ich wusste nicht was ich tun sollte, ob ich schreien sollte, Liandra und Lilly wecken oder mich meinem Schicksal hingeben sollte. Aber ich wusste das ich gefangen war, in den Händen eines Kerles dem ich vertraut hatte, dem ich ab und an mein Herz ausgeschüttet hatte. Es war alles sein Plan gewesen, eine Masche von ihm nur um mich hier hin zu bugsieren. Ich ließ mich wieder auf den Boden sinken und legte meinen Kopf in meine Hände. Ich war so durcheinander. Ich wollte nichts mehr, als das ich Liandra und Lilly finde und jetzt war ich genauso eingesperrt wie sie. Ich hoffte innig das Ashley, Jake, CC oder Jinxx mich suchen würden. Aber dann fiel mir ein das keiner wusste wo ich war und sie genauso hilflos waren wie ich zuvor, bevor ich hier aufgewacht bin. So viele eindrücke flossen auf mich ein und ich spürte wie meine Augen feucht wurden. Das durfte doch alles nicht war sein, ich durfte nicht so naiv gewesen sein. Das sah mir gar nicht ähnlich. Aber er hatte es ausgenutzt das ich verzweifelt war und nicht sicher wie es weiter gehen soll. Samuel hatte mich benutzt und einzig und allein für seine Zwecke eingeplant. Wut steig in mir auf, auf diesen Mann, der eigentlich eine Hilfe für mich sein sollte. Ich würde ihn kurz und klein treten, schwöre ich mir und biss die Zähne zusammen. Er würde büßen für diesen Scheiß den er hier machte. Ich würde ihn zu strecke bringen auch wenn ich noch nicht wusste wie. Plötzlich hörte ich grummeln und schaute auf. Liandra bewegte sich etwas und ehe ich darüber nachdenken konnte hatte ich schon ihren Namen ausgesprochen. Sie murmelt etwas, und begann langsam die Augen auf zu machen. Sie blinzelte genauso wie ich, als das grelle Licht sie willkommen hieß, doch als sie mich erkannte formten sich ihre Lippen zu einem lächeln. ,, Andy.'', flüsterte sie und rappelte sich auf. ,, Liandra.'', flüsterte ich erneut und konnte es nicht glauben das sie wirklich hier war. Ihre Augen waren eingefallen, blaue rändern lagen unter ihnen, ihr Haar war in allen erdenklichen Arten verknotet und ihr Körper war dünn und ausgemergelt. Sie sah so zerbrechlich und krank aus. ,, Es tut mir leid.'', sagte ich und ihre grünen Augen schauten mich fragend an. ,, Wieso ?'', fragte sie und ich fuhr mir durch die Haare. ,, Ich hätte dich nicht gehen lassen dürfen, ich hätte dich schneller finden müssen. Es tut mir so verdammt leid Liandra.'', erklärte ich ihr und ich sah wie ihre Augen bei jedem Wort glasiger wurden. ,, Nein Andy, nein !'', schluchzte sie und strich sich die Haare aus dem Gesicht. ,, Du kannst nichts dafür, Samuel ist derjenige der schuld an allem ist. Niemand anderes.'', gab sie schnell zurück und sein Name klang aus ihrem Mund fast wie eine Beleidigung. Ich konnte sie nicht weinen sehen und wollte am liebsten meine Arme um sie legen und ihr sagen das alles wieder gut werden würde und das Samauel dafür büßen würde was er hier tat aber aus meinem Mund kam einzig und allein diese drei Worte. ,, Ich liebe dich.''. Ihre Augen weiteten sich und ihre Wangen färbend sich etwas rötlich. Zumindest sah sie jetzt nicht mehr so leblos aus. ,, Ich liebe dich auch.'', flüsterte sie und mein Herz schlug in einem unregelmäßigen Takt. Ich wusste das wir uns kaum kannten, uns nur einige Stunden gesehen hatten aber seitdem war sie in meinem Kopf, in meinem Herzen und in meinem Leben. Ich war mir sicher das ich sie liebte und das gestand ich mir jetzt hundertprozentig ein. Meine Lippen formten sich zu einem lächelnd das Liandra erwiderte. ,,Wie geht es dir ? '', fragte ich sie obwohl diese Frage eigentlich unangebracht war, ich sah das es ihr mehr als schlecht ging. Sie zuckte mit den Schultern. ,,Es geht, jetzt bist du ja hier.'', beantwortete sie meine Frage und ich nickte zustimmend. ,, Wie hast du uns gefunden ?'', fragte sie dann und ich runzelte die Stirn. ,, Ich habe Samuel kennengelernt, er wollte mir helfen euch zu finden, wollte euer Handy orten und mir ein guter freund sein. Ich habe ihm vertraut aber...'', begann ich zu erklären und ihre Augen wurden zunehmen trüber. ,, Aber er hat dich nur belogen.'', beendete sie meinen Satz und ich nickte erneut. ,, Ja das hat er, ich dachte er sei ein aufrichtiger junger Mann der meine Sorgen verstand. Ich war einfach zu naiv und blind vor liebe gewesen.'', erzählte ich weiter und bei den letzten Wörtern blitzen Liandras Augen kurz auf. ,, Du bist nicht Schuld Andy. Er, Samuel, ist krank, er ist ein Psychopath, er weiß nicht was er tut.'', nahm sie Samuel in Schutz und mein Magen drehte sich um bei dem Gedanken das sie ihn vielleicht sogar mögen könnte. Nein, das konnte nicht sein. ,, Du nimmst ihn in Schutz ?'', sagte ich verbissen und sie schüttelte entsetzt den Kopf. ,,Nein, aber er hat irgendetwas das weiß ich einfach. Und er hat irgendeine Blockade bei mir.'', erklärte sie mir weiter und ich stutzte. ,, Blockade ?'', wiederholte ich und sie nickte. ,, Er kann mir nichts tun, zumindest nicht körperlich. All seinen Frust und lässt er bei Lilly aus. Seine Experimente macht er nur bei ihr. Sie tut mir total -'', redete sie ununterbrochen weiter und mein Kopf begann zu pulsieren. So viele Informationen die ich alle gar nicht so schnell auffassen konnte. ,, Experimente ?'', fragte ich und schaute sie verständnislos an. Liandra nickte wieder. ,, Er denkt er wäre Arzt. Ich sage dir doch das er krank ist, er brauch Hilfe.'', brachte sie mir ihre Gedanken näher und ich konnte wieder nicht verstehen wieso sie so freundlich und mütterlich von ihm redete. Sie wurde hier fest gehalten und vielleicht sogar missbraucht – das wollte ich gar nicht so genau wissen – und sie redete davon das er krank war und Hilfe brauchte ? Wollte sie vielleicht seine neue Therapeutin sein ? ,, Hörst du dir eigentlich selbst zu ? Bist du jetzt schon so durchgeknallt wie er ?'', fragte plötzlich eine andere weibliche Stimme und ich schaute zur anderen Zelle. Lilly lag immer noch auf ihrer Matratze, ihre Augen funkelten in Liandras Richtung. ,, Lilly !'', sagte ich tonlos und ihr Blick richtete sich auf mich. ,, Klasse gemacht Womanizer, jetzt sitzen wir alle hier drin fest.'', machte sie mich an und ich fragte mich ernsthaft ob es in dieser Situation etwas bringen würde wenn mir uns streiten oder gegenseitig fertig machten. ,, Er kann nichts dafür Lilly ! Lass ihn in ruhe !'', rief Liandra ihr zu und ich schaute wieder zu Liandra und dann wieder zu Lilly. Ich betrachtet ihr schmales Gesicht und erkannte rund herum um ihren Mund rote Punkte. Was war das ? ,, Halt endlich dein Maul Liandra, du bist nicht die jenige die nie wieder laufen kann !'', schrie sie und erst jetzt wurde mir bewusst das sie sich die ganze zeit noch nicht aufgerichtet hatte. Und die weißen Verbände um ihre Knie, fielen mir erst jetzt auf. ,, Was hat er...?'', fragte ich leise und Lillys Augen funkelten vor Wut und Hass. ,, Meine Kniescheiben herausgeschnitten. Meinen

Mund zugenäht und mich verarscht. Und das alles nur weil er seinem kleinen Vögelchen nichts antun kann.'', erklärte sie mir verbissen und in meinem Kopf verband ich ihre Worte mit Bildern die mich ekeln ließen. Ihr Mund zugenäht ? Hatte sie sich selbst von dieser bürde befreit ? Was ist mit den schmerzen ? Wenn Samuel dachte er wäre Arzt könnte dabei alles mögliche passieren, sie könnte sterben ? Vergaß er das ? ,, Lilly es tut mir leid, mehr kann ich dir nicht sagen.'', gab Liandra leise zurück und Lilly schnaubte wütend. ,, Nen scheiß kannst du ! Jetzt ist ja dein Lover hier und alles ist toll. Ich hoffe wirklich das Samuel dich zu Tode foltert, damit ich endlich meine Gerechtigkeit bekomme !'', sprach Lilly weiter und ihre Worte erschütterten mich. Sie war doch ihre Freundin gewesen ? Hatte diese Situation hier, sie so zerstört ? Sie zu einem egoistischen Monster gemacht das nichts anders wollte als Rache und vergeltung ? ,, Ich wollte euch retten, ich habe euch gesucht !'', gab ich als Antwort und ihr Blick richtete sich wieder auf mich. ,, Ach ja ? Das hat anscheinend nicht so wirklich gut geklappt ! Weiß zumindest jemand wo du bist ?'', fragte sie zickig und ich senkte den Kopf. Das war das Problem. ,,Nein.'', sagte ich leise und Liandra zog hörbar die Luft ein. ,, Na großartig !'', schrie Lilly und haute mit der Flachen Hand auf die Matratze. Ich hob wieder den Kopf, Wut und Frust strömte durch meine Adern ,, Es tut mir leid !'', rief ich ihr zu doch sie verdrehte nur die Augen. ,,Du kannst nur hoffen das Samuel dich nicht auf dem Kicker hat. Sonst geht es dir bald wie mir !'', antwortete sie mir auf meine Entschuldigung und in mir drin sträubten sich alle Nackenhaare, als ich daran dachte das mich aufschnitt, mir Körperteile entfernte oder irgendetwas zu nähte. Dieser Kerl war krank und gestört und langsam entwickelte ich eine Furcht gegenüber ihm. Er saß eindeutig am längeren Hebel und was wäre wenn wir nie gesucht werden ? Was ist wenn uns auch trotz suche, keiner Findet ? Ich legte meinen Kopf an die Wand hinter mir und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Wir waren verloren.

UnbrokenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt