Nachdem ich überstürzt aufgebrochen war (ich tauschte meine Skistiefel an Spind lediglich gegen Winterstiefel), saß ich nun im Bus, Richtung Krankenhaus.
Glücklicherweise wusste ich wo es lag, da wir vor zwei Jahren wegen Jeff bereits dort gewesen waren.
Damals hatte er einen doppelten Beinbruch und so hatten wir ihn die ersten drei Tage, die er hatte dort bleiben müssen, immer besucht.Dummerweise hatte ich immer noch keine Ahnung was eigentlich genau passiert war, da mein Handy den Aufprall auf den spitzen Stein am Wegrand nicht überlebt hatte.
Beziehungsweise hatte ich unfreiwillig die Spidermanapp installiert.Noch zwei Stationen.
Was wenn er im Koma lag?
Oder operiert werden musste?
Aber nein, dann hätte Henry nicht halb so entspannt gewirkt.
Noch eine Station.
Wie sollte ich überhaupt reinkommen?
Hieß es nicht immer, nur Familienangehörige?
Vielleicht konnte ich mich als seine Cousine ausgeben?
Endstation.
Endlich.
Eilig sprang ich aus dem Bus und hastete den Weg zum Empfang hoch.
Außer Atem stellte ich mich in die Reihe der Wartenden, die glücklicherweise nicht ganz so lang war.Ich zog mir die Mütze vom Kopf und wischte mir über die Stirn.
Aus lauter Ungeduld friemelte ich so lange an meinem Haargummi herum, bis er sich aus meinen Haaren löste.
Verärgert, aber mit viel zu zittrigen Händen, als das ich ihn noch einmal ordentlich befestigen konnte, fuhr ich mit meinen Fingern zwischen den eingeflochten Haarsträhnen entlang.
Mein Zopf löste sich auf und meine Haare vielen in langen, elektrisierten Wellen meinen Rücken hinab.Endlich war ich an der Reihe.
"Einen schönen guten Tag, wie kann ich Ihnen helfen", fragte die Empfangsdame gelangweilt.
"Ich muss zu, ähm, Joe Sprouser."
"Familienangehörige?"
"Cousine", schwindelte ich und wurde ein wenig rot.
Zum Glück sah es so aus, als würde das vom eisigen Wind draußen herrühren.
Sie tippte etwas in ihren PC ein und sagte wenige Sekunden später, erklärte sie: "Er ist gerade beim Röntgen. In ein paar Minuten sollte er aber in Zimmer 302 verlegt werden, also im 3. Stock." Sie musterte mich argwöhnisch.
"Sie können dann hoch zu ihm, aber nicht lange."
Ich nickte dankbar und hetzte zum Fahrstuhl.Drinnen drückte ich an die 1000 Mal den leuchtenden Button mit der schwarzen Ziffer 3.
Viel zu langsam ging es aufwärts.
Beim Röntgen?
Also hatte er sich etwas gebrochen?
Aber wieso wurde er dann in ein Zimmer verlegt?
Nervös trat ich von einem Fuß auf den anderen.
Der blöde Fahrstuhl hielt dann nochmal im 2. Stock, wo ein alter Herr mit Krücken reinstakste.
Ich half ihm, aber mehr aus Ungeduld.
Er lächelte mich freundlich an und endlich schlossen sich die Türen wieder.Als ich endlich im 3. Stock war, stieß ich im Flur gleich mit einer Krankenschwester zusammen. Sie fasste mich an den Schultern und sagte "Holla, aber mal n bisschen langsamer, die Dame. Wo solls denn so eilig hingehen? Kann ich helfen?"
"Ich muss zur 302, Joe Sprouser", sagte ich ungeduldig.
"Und Sie sind seine...?"
"Fre... Cousine", korrigierte ich mich rasch.
"Aha. Denn Gang runter, auf der rechten Seite. Er kommt gleich."
"Danke", murmelte ich und stolperte an ihr vorbei.
Ich öffnete die Tür.
Ein Mädchen war hier, vielleicht 16, doch sie schlief tief und fest.
Ich setzte mich leise auf den Besucherstuhl und wartete.
Desto mehr Zeit verstrich, desto panischer wurde ich.
Was konnte denn da so lange dauern?
Und wenn es Komplikationen gab?
Die Tür öffnete sich ganz plötzlich und Joe trat ein, den Arm dick eingegipst, ein paar Schrammen im Gesicht und ein breites Grinsen auf den Lippen.
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All I want for Christmas is you
RomanceZu Weihnachten geht es traditionell wie jedes Jahr zum Skifahren ins Gebirge. Und wie fast jedes Jahr trifft Mary dort auf Joe. Den sie eigentlich nicht ausstehen kann. Doch uneigentlich fängt er auf einmal damit an ihre Gefühle ganz schön durcheina...