Atemlos stand stolperte ich aus dem Hotel.
Jetzt nur nicht den Kopf verlieren, ermahnte ich mich.
Ich kniff die Augen zusammen und ließ meinen Blick umherschweifen.
Schneeflocken wehten mir ins Gesicht und verfingen sich in meinen Wimpern.
Da drüben!
Ja, das musste er sein.
Nervös vergrub ich meine Hände in den Jackentaschen und ging langsam auf ihn zu.
Meine Schritte knirschten leise im Schnee und mein Atem gefror in der Luft.
Joseph saß auf der Bank und starrte den Boden an.
Erst kurz bevor ich ihn erreicht hatte, hörte er mich kommen.
Er blickte auf.
Überraschung und Erleichterung zeichneten sich in seinem Gesicht ab.
Wortlos setzte ich mich neben ihn.
Einen peinlichen Moment sagte keiner ein Wort.
Er räusperte sich schließlich.
"Gehen wir ein Stück?", fragte er mit rauer Stimme.
Ich nickte.
Wir standen auf und schlugen wieder den Weg ein, auf dem wir neulich auch spazieren gegangen waren.
"Wieso hast du mich... ignoriert?", fragte er vorsichtig.
"Sag mir lieber wer sie ist."
"Wer?", Joe schien aufrichtig verwirrt.
"Na, dieses Mädchen, das den ganzen Tag bei euch rumhing. Die aus dem Krankenhaus", sagte ich ungehalten.
Und dann geschah etwas, mit dem ich in hundert Jahren nicht gerechnet hätte.
Joe warf den Kopf in den Nacken und brach in schallendes Gelächter aus.
Wütend wandte ich mich ab und wollte gehen.
"Nein, nein, Mary, bitte geh nicht, so war das nicht gemeint!", sagte er und hielt meinen Arm fest.
Ich wirbelte herum.
"Dann sag mir wer sie ist", fauchte ich.
"Und lach mich nicht aus", fügte ich auf sein Grinsen hin hinzu.
Schlagartig wurde seine Miene ernst.
"Mary glaubst du wirklich ich würde auf sie stehen? Denkst du, das ich das mit dir nicht ernst meine? Sie ist meine Cousine!", erklärte er.
"Deine Cousine??!!", sagte ich irritiert.
"Aber warum hast du das im Krankenhaus nicht gesagt?"
"Im Krankenhaus? Sie war gar nicht im Krankenhaus, ich kann mich nicht mal erinnern, dass da ein Mädchen gewesen sein sollte.
Nein, Haley wohnt unten im Tal und ist an Weihnachten zu uns hoch gekommen.
Ihre Eltern lassen sich scheiden", sagte er leise.
"Oh", hauchte ich, mir war das ganze schrecklich peinlich.
Ich musste sie wohl verwechselt haben.
Wir schwiegen einen Moment.
Der Schnee fiel sachte herab.
Mein Herz klopfte so laut, dass ich beinahe glaubte, er könnte es hören.
"Mary, das einzige Mädchen für das ich mich interessiere, das bist du.", sagte er ernst und sah mir direkt in die Augen.
Ich wurde rot, aber innerlich wurde mir ganz warm bei seinen Worten.
"Und was ist mit dir? Und Chris und überhaupt?", fragte er leise.
"Mit Chris ist endgültig Schluss.", sagte ich entschlossen.
"Und was dich betrifft, ich ähm... Ich also... Auch", hauchte ich verlegen.
Er lächelte, sein strahlendstes Joe-Lächeln.
Und dann zog er mich an sich und flüsterte leise: "Ich liebe dich, Mary."
Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus.
"Ich liebe dich auch, Joe", murmelte ich selig.
Und dann küsste er mich endlich.
Und es war der schönste Weihnachtskuss aller Zeiten.
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All I want for Christmas is you
RomanceZu Weihnachten geht es traditionell wie jedes Jahr zum Skifahren ins Gebirge. Und wie fast jedes Jahr trifft Mary dort auf Joe. Den sie eigentlich nicht ausstehen kann. Doch uneigentlich fängt er auf einmal damit an ihre Gefühle ganz schön durcheina...