Ich wusste nicht wie lange ich hier schon saß, bis sich plötzlich jemand neben mir räusperte.
Ich zuckte fürchterlich zusammen.
"Hey... ähm. Mary, deine Eltern suchen dich schon", murmelte Joe ganz leise.
"Ich... Ich hab dich gar nicht kommen gehört", sagte ich heiser, schniefte leise und wischte mir unauffällig die Augen.
Joe antwortete nicht, sondern strich mir vorsichtig die von meinen Tränen feuchten Haarsträhnen aus dem Gesicht.
Eine Weile saßen wir schweigend einfach nur nebeneinander."Woher wusstest du eigentlich wo ich bin?", fragte ich dann irgendwann.
"Mary. Wie lange kennen wir uns jetzt schon?", fragte er.
Ich drehte meinen Kopf in seine Richtung.
Er sah mich an, seine Mundwinkel zuckten.
"Als ob ich nicht wüsste, wo du dich früher immer beim Verstecken spielen immer versteckt hast."
Ich musste Widerwillen ein bisschen lachen.
Wir befanden uns im Untergeschoss, in einem kleinen Raum, neben dem Heizungskeller.
Er war vollgestellt mit alten Stühlen und kleinen Holztischchen und wohl irgendwann in Vergessenheit geraten.
Zumindest hatte er sich in all den Jahren kein bisschen verändert.
Tatsächlich hatte ich mich hierhin immer zurückgezogen, wenn ich mit Henry, Joe und Jeff Verstecken gespielt hatte."Mary, es tut mir Leid. Aber ich musste ehrlich zu dir sein. Ich konnte doch nicht zusehen wie du...", er verstummte.
"Nein. Nein, es ist doch...", begann ich.
'Gut so wie es jetzt ist', hatte ich sagen wollen.
"Danke, dass du mich... gewarnt hast.", raunte ich.
Ich wusste nicht, wie ich die Situation anders beschreiben konnte.
Wieder schwiegen wir einen Moment.
"Ähm, ich denke ich sollte ins Bett gehen."
Seufzend richtete ich mich auf und ging Richtung Tür.
"Mary?"
"Hm?", ich drehte mich um und sah auf ihn herab, da er immer noch am Boden kauerte, die Knie angezogen.
"Ich... Gute Nacht", sagte er.
"Ja, schlaf gut."
Langsam ging ich durch die Tür und stieg die Treppe hoch, bis ich zum Fahrstuhl kam.
Meine Beine fühlten sich bleiern an und auf einmal war ich furchtbar müde.
Nichtmal Hunger hatte ich jetzt noch.
Als ich in meinem Zimmer ankam, warf ich mich rücklings aufs Bett.
Doch ich konnte mich nicht entspannen, obwohl ich so müde war.
Joes Worte gingen mir nicht mehr aus dem Kopf.
Langsam setzte ich mich auf und starrte die Zimmerwand gegenüber an.
Dann ging ich ins anliegende Bad, putzte akribisch meine Zähne, bürstete meine Haare und zog eine graue Jogginghose und ein dunkelblaues, lockeres T-Shirt an.
Zusätzlich noch meine dicken Kuschelsocken.
Ich band meine Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen und setzte mich wieder im Schneidersitz auf mein Bett.
Mein Handy in der Hand.
Lange starrte ich den schwarzen Bildschirm an.
Immer und immer wieder ließ ich mir Joes Geschichte durch den Kopf gehen.
Dann fasste ich mir ein Herz, entsperrte den Bildschirm und wählte.
Meine Hand zitterte als ich mir das Handy ans Ohr hielt.
Bereits nach dem zweiten Klingeln wurde abgehoben.
"Hallo, hier ist Chris?"
"Hier ist Mary."
Ich machte eine Pause.
"Es ist aus."
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All I want for Christmas is you
RomanceZu Weihnachten geht es traditionell wie jedes Jahr zum Skifahren ins Gebirge. Und wie fast jedes Jahr trifft Mary dort auf Joe. Den sie eigentlich nicht ausstehen kann. Doch uneigentlich fängt er auf einmal damit an ihre Gefühle ganz schön durcheina...