~4 Die 'Halbwahrheit'

1.2K 66 7
                                    

Violetta POV:
Hilfe! Was soll ich denn jetzt tun? Unmöglich konnte ich mit der Wahrheit herausrücken, und wenn ich lügen würde hätte ich erstens ein schlechtes Gewissen und zweitens nur eine winzige Hoffnung, dass er nicht bemerkt, das ich ihm etwas verheimlichte. Mmmm... Vielleicht einen kleinen Teil der Wahrheit? Da mir keine andere gute Option blieb handelte ich das mit meinem Gewissen aus. "Nun ja... Wir waren gute Freunde...", zumindestens am Anfang..., "... und haben uns als ich umgezogen bin aus den Augen verloren." Das konnte ich mit mir, ohne ein mieses Gefühl dabei zu haben, vereinbaren. Schnell, bevor er noch irgendwelche Fragen stellte, die sich jetzt wahrscheinlich aufwarfen, zog ich ihn mit in den Park und lenkte ihn immer ab wenn ich merkte, dass er anfangen wollte zu reden, indem ich zum Beispiel, gespielt begeistert, auf einen Baum deutete und behauptete das eine seltene Vogelart darin hauste oder ich so tat als würde ich mich auf einmal brennend für Gänseblümchen interessieren. Irgendwann konnte ich es jedoch nicht verhindern, dass wir auf einer Bank landeten und ich dem 'Gespräch' wohl oder übel nicht mehr ausweichen konnte. Doch er schnitt nicht das Thema 'Leon' an, wie ich dachte, sondern schwieg, was mich etwas verängstigte. Ich krallte meine Fingernägel in die Bank und drehte mich mit dem Oberkörper zu ihm. Ich legte meine Hand leicht auf seine Schulter, flehte stumm das er etwas sagte und rückte ein Stück näher an ihn. "Vilu...", er wendete sich mir zu, runzelte nachdenklich die Stirn und nahm meine Hände in seine. Dann schaute er mich mit einem undefinierbaren Blick an und zog mich, zu meiner Erleichterung, zu sich, sodass ich meinen Kopf an seiner Schulter anlehnen konnte und ihm somit auch, vorteilshafterweise, nicht weiter in die Augen schauen musste. Ich spielte mit den leichten Locken, die sanft meine Schultern umflossen und wartete darauf das er weitersprach. "... du lügst mich auch nicht an?", endete er schließlich, wobei ich heftig nickte und ihm meine Hände entzog, damit er nicht merkte wie sie unkontrolliert zitterten. Aber ich mein es war ja auch so, nur eben nicht die ganze Wahrheit... Das war doch keine Lüge, oder? Grübelnd biss ich auf meine Unterlippe und drückte den Ring in meine andere Handfläche, als er mich aus meinen Gedanken riss, in dem er tief einatmete. "Vilu du musst wissen, dass ich dir vertraue..." Er hob sanft meine Kinn an, sodass ich ihn ansehen musste, und presste seine Lippen auf meine, während der Ring sich immer weiter in meine Handinnenfläche bohrte. Ich erwiederte natürlich und schloss meine Augen. Als wir uns lösten lächelten wir uns an, als ich auf meine Handfläche blickte. Ein Abdruck des Unendlich-Zeichens war fein darauf abgebildet und ich schielte automatisch in die Richtung von diesem. Hastig, um nicht sentimental zu werden, vergrub ich meine Hand in dem Stoff meines Kleides und drückte Diego noch einen Kuss auf die Wange. "Auch ich vertraue dir.",
flüsterte ich und entschuldigte mich dann bei ihm, das ich gehen musste, da ich schon ziemlich müde war, was ja auch der Fall war, und mich ausruhen wollte. "Ich bringe dich noch.", entgegnete er und schnappte sich meine Hand, um dann mich und sich hochzuhieven. Ich lächelte verlegen und wir liefen los.

An meiner Haustür angekommen küsste ich ihn noch schnell einmal auf die Wange und schloss dann auf, bevor ich ihn nochmal ansah, umarmte und dann mit einem Lächeln und einem gewisperten "Bis Morgen.", ins Haus trat. Breit grinsend grüßte ich meinen Papá und Angie mit einer Umarmung bevor ich Olga sagte, dass ich in meinem Zimmer essen würde und in diesem dann mit einem mit vielen Lebensmitteln ausgestattetem Tablett verschwand. Strahlend stellte ich es auf meinem Bett ab und setzte mich an meinen Schreibtisch, an dem ich mit dem Drehstuhl ein Paar Runden drehte und dann mein Tagebuch aufschlug um das Foto von mir und meinem festen Freund zu begutachten, das wir an dem Tag wo wir frisch zusammen und verliebt waren, gemacht hatten. Ich strich mit dem Finger über das schöne Bild und fuhr die, darunterstehende, verschnörkelte Schrift nach.
Crazy in love.
Hatte ich darunter geschrieben und musste automatisch an unseren ersten Kuss denken. Ich wollte ihn mir gerade bildlich vorstellen als es energisch an meiner Tür klopfte. Verwundert bat ich den Störenfried, der sich als meine Tante entpuppte, hinein und warf mich neben das Tablett auf meine Decke. "Angie?", fragend schaute ich sie an und umklammerte dann ein pinkes Kissen, als sie sich neben mich setzte und prüfend musterte. "Ähm Vilu ich muss mit dir über etwas oder besser gesagt jemanden sprechen", brachte sie dann nach einiger Zeit heraus, was mich wiederum dazu veranlies an dem Reißverschluss des Kissens zu nesteln. "Schieß los...", sagte ich schließlich als ich neugierig aufblickte und sie erneut Luft holen sah. "Es geht um Leon..."
***********************************
Ein neues Kapi!
Wie findet ihr's? Ich hoffe es gefällt euch ;)

Für immer wir?~LeonettaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt