Liams p.o.v.
Müde kam ich von der Schule nach Hause. Lia, meine Schwester hatte ich nachdem sie mit Aaron zusammen gestoßen war nicht mehr gesehen. Eigentlich wollte ich mich jedes Mal für Aarons Verhalten und das der Anderen entschuldigen oder sie vor ihnen in Schutz nehmen, aber ich traute mich einfach nicht. Ich sollte Beta werden, da konnte ich mich nicht gegen die Dinge, die mein zukünftiger Alpha machte, stellen. Außerdem war es einfach uncool, wenn ich etwas für sie machte. Trotzdem wollte ich zumindest mal nach ihr sehen.
„Lia? Bist du oben?", rief ich während ich die Stufe zum Obergeschoss erklomm. Als ich ihr Zimmer erreichte, drückte ich die nur angelehnte Tür auf. Im Zimmer war alles unordentlich. Kleidung lag auf dem Boden verstreut. All ihre Schminkutensilien fehlten und wie ihr offener Schrank zeigte auch der Großteil ihrer Anziehsachen. Entsetzt drehte ich mich einmal um die eigene Achse.
„LIA!", brüllte ich noch einmal, aber wieder kam keine Reaktion. Dann sah ich den kleinen Zettel auf ihrem Bett liegen, zwischen all den Sachen, die dort verstreut waren. Sofort hob ich ihn hoch.
Wenn ihr diesen Zettel findet, werde ich wahrscheinlich schon weit weg sein. Ich wusste ja schon eine ganze Weile, dass ihr mich nicht bei euch haben wollt, weder mein Bruder noch mein Onkel. Aber heute habe ich festgestellt, dass sogar mein eigener Gefährte mich nicht will. Macht euch keine Sorgen, ihr müsst mich nicht länger ertragen.
Lia
Wie versteinert starrte ich auf den Zettel. Hatte ich es wirklich so weit kommen lassen, dass meine eigene Schwester sich selbst zu einem Rogue machte?! Das konnte und wollte ich nicht wahr haben. So schnell ich konnte, rannte ich zum Rudelhaus zum Alpha. Ohne zu klopfen stürmte ich in sein Büro. Wütend starrten der Alpha und mein Onkel mich an.
„Wieso störst du?!", fragte der Alpha scharf.
Ich legte den Zettel vor ihn.
„Sie müssen mir helfen. Ich habe Mist gebaut und jetzt ist meine Schwester Lia einfach gegangen! Sie ist abgehauen! Bitte, wir müssen sie suchen", flüsterte ich. Erst jetzt bemerkte ich, dass auch Aaron da war.
„Ich hätte nie bei deinen Attacken gegen sie mitmachen sollen, dann wäre sie jetzt nicht weg!", zischte ich ihn an.
Lias p.o.v.
Momentan saß ich gegen einen Baumstamm gelehnt und ruhte mich etwas aus. Mittlerweile waren drei Tage vergangen und ich lief immer noch durch den Wald. Manchmal hatte ich kurz einen Schritt in die Zivilisation gewagt und hatte mir etwas zu Essen und zu Trinken geholt. Ich war nicht mehr ganz so achtsam was die Grenzen betraf, bisher war mir niemand begegnet, wieso sollte mir jetzt so kurz vor dem Ziel noch etwas passieren. Plötzlich hörte ich neben mir ein knacken. Erschrocken sprang ich auf und schaute mir meine Umgebung genauer an, konnte allerdings nichts erkennen. Entspannt setzte ich mich wieder zurück und schloss die Augen. Sofort schossen mir wieder Bilder von Aaron und seiner Ablehnung in den Kopf. Eine einzelne Träne rollte mir die Wange hinunter. Wütend wischte ich sie weg.
„Ich werde nie wieder wegen euch weinen", schwor ich leise vor mich hin und packte meine Sachen wieder zusammen. In dem Moment fing mein Handy an zu klingeln. Vorsichtig schaute ich auf den Display. Es war Liam. Er hatte heute schon mehrmals angerufen und wieder drückte ich ihn nur weg. Ich machte mich wieder auf den Weg in Richtung des Territoriums des Waterfall Rudels. Immer mehr bekam ich das Gefühl, das ich verfolgt wurde. Öfters hörte ich es um mich herum Knacken. Ich versuchte immer schneller zu laufen. Irgendwann rannte ich, aber das Knacken verfolgte mich weiterhin. Keuchend verließ der Atem meinen Körper. Und dann sah ich sie. Es waren mehrere Werwölfe. Ein riesiger schwarzer sprang direkt vor mich und knurrte mich an. Erschrocken fiel ich zurück und versuchte auf dem Rücken von ihm weg zu krabbeln. Ich fing an zu schnüffeln und stellte fest, dass ich in einem Territorium gelandet war.
„Bitte, bitte! Es tut mir leid! Ich habe nicht darauf geachtet, wo ich hin laufe. Ich bin nur auf der Durchreise", flüsterte ich ängstlich. Der Wolf kam immer näher auf mich zu. Er fing an an meinem Hals zu schnüffeln. Wie versteinert zeigte ich ihm die Kehle. Tränen strömten über mein Gesicht. Gleich war ich tot, das war klar. Wie konnte ich nur so naiv sein und denken, da mir noch nichts passiert war, würde mir jetzt auch nichts mehr passieren?!
„Es tut mir leid. Ich wollte nicht auf euer Territorium kommen", flüsterte ich noch mit brüchiger Stimme und geschlossenen Augen. Ich wollte meinem Tod nicht in die Augen sehen. Ein Schluchzen entkam meinen Lippen. Plötzlich knurrte der Wolf und stellte sich über mich. Entsetzt riss ich die Augen auf starrte eine schwarze, breite behaarte Wolfsbrust an. Was sollte das werden?! Panisch versuchte ich weiter weg zu krabbeln.
„Flynn! Beruhig dich. Wir machen ihr keine Angst, das bist du!", hörte ich plötzlich eine männliche Stimme. Entsetzt sah ich den nackten Mann dort stehen. Er musste um die zwanzig-fünfundzwanzig sein. Er redete mit dem Wolf. Der Wolf sowie der Mann waren abgelenkt, also sah ich meine Möglichkeit und sprang auf und rannte weg. Ich merkte, dass sie mir folgten. Allen voran der schwarze Wolf. Panisch drehte ich mich im Rennen nach ihnen um. Das war der nächste Fehler. Denn während ich nach hinten sah, spürte ich einen stechenden Schmerz an meinem Hinterkopf. Das letzte was ich mitbekam war, das ich dem Boden immer näher kam.
„Bringt sie ins Rudelhaus und ruft den Arzt. Sie soll noch eine Weile bei uns bleiben", hörte ich eine tiefe Stimme von weitem knurren.
„Was ist denn los mit dir Flynn? Wieso töten wir sie nicht einfach?", fragte eine andere.
„Das erkläre ich dir später, auch wenn ich mir nicht sicher bin", kam die Antwort monoton.
Dann wurde wirklich alles schwarz.
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Evan Peters als Liam
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Second chance
WerewolfMein ganzes Leben geächtet, gehasst, gemobbt und trotzdem an das Gute geglaubt oder mehr gehofft. Aber als dann auch noch mein Gefährte mich ablehnte und nicht haben wollte, war es vorbei. Ich lief nach all den Jahren der seelischen Folter weg. Auf...