Kapitel 27

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Robbie lief knall rot an und sah beschämt zu Maya, die ihn nur wütend an sah. Ich spürte, wie Flynn immer wütender wurde. Beruhigend legte ich meine Hand auf seinen Rücken und versuchte meinen Gefährten zu besänftigen.

Lass gut sein. Versuchte ich meinem Gefährten über unsere mentale Verbindung zu übermitteln.

Ein wütendes Knurren entfuhr Flynn bloß. Entnervt stürmte er an seinem Beta vorbei, die Treppe hoch und in unser Zimmer. Ich hörte noch, wie die Zimmertür mit einem lauten Knall ins Schloss geschmissen wurde.

"Bitte lasst uns für heute alleine. Kümmert euch um meinen Bruder und gebt uns den Rest des Tages zu zweit", meinte ich ruhig zu dem Betapaar und lief dann meinem sehr aufgebrachten Gefährten hinterher.

Dieser lief auf und ab in unserem Schlafzimmer. Sobald ich die Tür hinter mir geschlossen hatte, legte er schon los, seiner Wut in Worten freien Lauf zu lassen. Ich hatte ein klein wenig Angst, das seine Wut sich am Ende gegen mich richten könnte, aber ich wusste tief in meinem Inneren, das er das niemals machen könnte. Nach allem was passiert war, hatte er seine Aggression in den Griff bekommen. Flynn hatte mir erzählt, dass die Angst, die er hatte, als ich in Gefangenschaft war, die Angst mich zu verlieren und nie wieder zu sehen, so unvorstellbar schrecklich für ihn gewesen war, das er mich nie wieder durch nur den kleinsten Streit von sich drängen wollen würde. Die Entführung hatte mir viele psychischen wie physischen Narben hinterlassen, aber sie hatte auf jeden Fall die Beziehung zwischen Flynn und mir gestärkt.

"Ich bin nicht mal wirklich sauer auf ihn!", knurrte Flynn, "Ich bin sauer auf mich selbst! Und weißt du auch wieso? Weil ich ohne ihn nicht aufgehört hätte. Ich erzähle dir, das mir Kuscheln reicht, aber dann reicht nur ein Kuss und ich hätte meinen Wolf nicht mehr bremsen können. Ich hätte mit dir geschlafen, egal, ob du es wollen würdest oder nicht. Ich bin nicht viel besser als Theo!"

"Sag das nicht. Du bist besser als er", flüsterte ich.

"Bin ich nicht! Ohne Robbie hätte ich dich vielleicht vergewaltigt!", knurrte Flynn wütend auf sich selbst.

"Das hättest du nicht. Du hättest aufgehört. Aber denk nicht dein Wolf wäre der einzige, der mehr als nur einen Kuss wollte. Meine Wölfin hätte dir am liebsten die Kleider vom Leib gerissen, aber ich weiß einfach nicht, ob ich das schon kann", flüsterte ich beschämt.

Sofort war Flynn an meiner Seite und hob mein Kinn an, so dass ich ihn ansehen musste.

"Wir werden warten. Wir werden warten, so lange du willst. Wir werden nichts überstürzen. Und wenn wir wirklich das erste Mal wieder miteinander schlafen, dann sollst du nicht denken, du dürftest nicht mitten drin abbrechen, wenn du merkst, das irgendetwas sich nicht gut anfühlt oder du Angst oder sogar Panik bekommst, dann brechen wir sofort ab", meinte Flynn schlicht und wieder einmal war ich ihm so unglaublich dankbar, das ich ihn hatte und ich war der Mondgöttin dankbar, das sie mich mit einer so unglaublichen zweiten Chance von Gefährten beschenkt hatte.

"Lass uns schlafen gehen", flüsterte ich sanft und zog meinen Gefährten mit mir in Richtung unseren breiten Doppelbettes.


Am nächsten Morgen schlich ich mich heimlich aus dem Haus, während Flynn noch am Schlafen war. Ich war mit Liam bei der Rudelärztin verabredet. Ich wollte, das er wenigstens einmal bei einem Ultraschal dabei war vor der Geburt seines Neffen.

Grinsend, mit den Händen in der Hosentasche wartete mein großer Bruder auf mich. Noch etwas seltsam standen wir voreinander, bis wir einfach nebeneinander in das Gebäude gingen.

Etwas nervös lag ich auf dem Stuhl. Meinen Bauch hatte ich schon frei gemacht. Liam bekam sich vor Freude gar nicht mehr ein. Fast könnte man vermuten, das er der Vater und nicht der Onkel war.

"Na dann wollen wir mal dem baldigen Onkel seinen Neffen zeigen", lächelte meine Ärztin freundlich und verteilte das kalte Gleitgel auf meinem Bauch.

"Und da hätten wir den Kleinen. Zwei Füße, zwei Beine, zwei Armen mit zwei Händen und zehn Fingern und das kleine Köpfchen", erklärte sie, während sie mit dem Ultraschallgerät über meinen Bauch fuhr.

Ich kannte den Anblick schon, also wand ich mich meinem Bruder zu. Er hatte Tränen in den Augen und ein noch viel breiteres Lächeln erstrahlte auf seinem Gesicht. Eine einzelne verirrte Träne rollte sein Gesicht herunter. Er spürte meinen Blick auf ihm und wand sich mir zu. Ganz sanft nahm er meine Hand, zog sie zu seinen Lippen und drückte einen Kuss auf meinen Handrücken.

"Jetzt es wirklich offiziell. Ich werde der Onkel vom zukünftigen Alpha des Darkshadow Rudels", flüsterte er grinsend.

Ich nickte nur lachend. Als ob es nicht schon vorher klar gewesen wäre?!

"Während Flynn dem Kleinen beibringen wird wie man kämpft, beschützt und ein Rudel führt. Bringe ich ihm bei, wie er seine kleinen Schwestern behandeln soll. Er muss für sie da sein und er darf auf keinen Fall so ein Arschloch wie ich sein", sagte Liam mit Nachdruck.

"Das ist ja wirklich herz-allerliebst", zischte eine weibliche Stimme hinter uns. Erschrocken drehten wir uns um. Die Ärztin sah mehr als verwirrt aus.

"Ich kann mich nicht erinnern, das wir einen Termin hätten. Bitte verlassen Sie sofort das Behandlungszimmer."

"Wieso sollte ich?! Diese Schlampe hat mein Leben zerstört!"

"Bist du nicht die Blondine, die mich im Firestone Rudel beleidigt hat?", fragte ich verwirrt, "Was tust du hier?"

"Aaron hat mich rausgeworfen! Ich bin ein Rogue! Und das alles nur wegen dir!", keifte sie mich an.

Ricardo, Flynn. Hier ist ein Rogue. Im Behandlungszimmer. Bei mir!, zischte ich durch die Rudelverbindung, meinem Bodyguard und meinem Gefährten zu.

"Das war nicht Lias Schuld, sondern deine eigene!", rief Liam wütend, "Du konntest dich nicht an die Regeln halten und die Strafe war dir von Anfang an bekannt!"

"Nein! Aaron hätte mich nie rausgeworfen, wenn sie nicht gekommen wäre!", brüllte die Blondine hysterisch. Und dann tat sie etwas, mit dem ich auf keinen Fall gerechnet hatte. Sie verwandelte sich nicht etwa oder stürzte sich auf mich. Sie zog eine Waffe und schoss auf mich. Entsetzt sah ich sie an und dann an mir herunter.

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