Kapitel 19

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Ich hatte den gesamten Tag mit meinen beiden Freundinnen verbracht. Ich war so ausgelassen und glücklich wie früher, aber Flynn kam in dieser Nacht nicht wieder nach Hause und das trübte die Stimmung. Ich konnte nicht schlafen, weil ich nicht wusste wo mein Gefährte war und auch nicht wusste, was das alles zu bedeuten hatte. Würde er mich verlassen, würde er mich weiter erdulden oder würde er nur unser Kind nehmen, um einen Erben zu haben? Vielleicht würde es auch alles gut ausgehen. Maya hatte gesagt, ich sollte positiv bleiben und nicht immer alles so katastrophal sehen.

Um mich abzulenken fing ich an das gesamte Haus zu putzen. Ich schrubbte jeden Winkel unseres Hauses die gesamte Nacht durch. Ich zog sogar alle Betten ab und wusch alles. Er war zehn als ich anfing die Berge an Wäsche zu bügeln. Flynn kam sanft durch die Tür getreten. Auch wenn ich im Nebenzimmer war konnte ich ihn sofort spüren. Er stand vor der verschlossenen Tür zwischen uns. Wahrscheinlich war er sich nicht sicher, ob er rein kommen sollte oder nicht.

Im Endeffekt entschloss er sich dann doch rein zu kommen.

"Hey", sagte er sanft.

"Selber hey." Ich konzentrierte mich weiter auf das Bügeln.

"Es tut mir leid, das ich gestern so ausgerastet bin. Mein Wolf ... ich ... also wir. Wir sind einfach durchgedreht. Allein die Vorstellung, das er das, was uns gehört angefasst hat und zwar mit einer vollkommen anderen Intention als nur das Foltern." Flynn schüttelte sich einmal an ganzen Körper.

"Diese Vorstellung war einfach widerwärtig für euch", sagte ich monoton.

Nicht wirklich auf mich achtend, nickte Flynn vor sich hin. Seufzend hörte ich auf mit dem Bügeln und sah ihn ernst an.

"Wann soll ich hier weg sein?", fragte ich nach.

"Was?!", rief Flynn entsetzt auf, "Willst du mich verlassen?!"

"Nein, aber ich denke, du willst mich verlassen. Du warst die gesamte Nacht nicht hier. Willst mich nicht mehr anfassen. Du vergisst sogar den Termin bei der Ärztin für unser Kind. Ich bin schwach. Komplett ungeeignet als eine Luna für ein Rudel wie das Darkshadow Rudel. Also mach es für uns beide nicht zu schwer. Wann muss ich weg sein? Du kannst dir dann eine neue starke Luna suchen, aber bitte such erst nach ihr, wenn ich weg bin, denn das könnte ich nicht ertragen, das mit anzusehen."

Fassungslos sah Flynn mich an.

"Wie kannst du auch nur denken, ich würde dich, meine Gefährtin, meine Luna einfach so gehen lassen?! Ich will keine andere! Du bist die einzige, die ich jemals an meiner Seite akzeptieren kann und werde! Sogar, wenn du gehen wollen würdest, ich würde dich nicht gehen lassen! Also finde dich lieber damit ab!"

"Du denkst ich würde gehen wollen?", fragte ich unter Tränen nach.

Flynn zuckte nur mit den Schultern und sah mich unentschlossen an.

"Der Gedanke daran, das du mich irgendwann finden und retten würdest, war der einzige, der mich so lange hat durchhalten lassen! Ich wäre ohne diesen Gedanken und den an unser Kind und das ich es beschützen muss schon nach einer Woche nur noch diese Hülle meiner selbst gewesen, die ich jetzt bin! Also nein, ich will dich auf keinen Fall verlieren, geschweige denn verlassen!", redete ich aufgebracht vor mich hin.

"Ich habe dich so unglaublich vermisst!", war das einzige, was Flynn herausbrachte bevor er mich fest umarmte. Und für diesen kleinen Moment konnte ich diese Berührung akzeptieren und umarmte ihn zurück. Aber nach nicht einmal einer Minute musste ich ihn von mir wegdrücken und keuchte schwer nach Luft.

"Wir arbeiten daran, bis du mich wieder so lange umarmen kannst, wie du möchtest", flüsterte Flynn mir sanft zu und legte zaghaft seine Hand auf meinen Oberarm.

Unter Tränen nickte ich nur. Ich hatte meinen Gefährten also doch nicht verloren.

"Aber was ist mit dem Rudel? Ich bin zu schwach für sie. Ich kann sie nicht beschützen", flüsterte ich.

"Wir werden mit ihnen reden. Lass uns heute Abend eine Rudelbesprechung einberufen."

Ich nickte. Ich wusste nicht mehr, wann ich das letzte Mal so glücklich war, abgesehen von gestern, als ich erfahren hatte, das ich einen gesunden Sohn bekommen würde. 


Es war mittlerweile Abend und alle fanden sich im Gemeinschaftshaus ein, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Flynn und ich hatten den gesamten Tag zusammen verbracht. Ich konnte nicht wirklich sagen kuschelnd, denn zu lange Berührungen waren mir immer noch unangenehm, aber ein paar Mal konnte ich mich dann doch in seinen Armen entspannen und all meine Ängste vergessen.

Ich saß ganz vorne neben Flynn im Stuhl der Luna. Alle Augen waren auf meinen Gefährten und mich gerichtet. Getuschel füllte den Raum. Niemand wusste wirklich warum sie hier sein mussten.

Flynn stand auf und räusperte sich. Sofort wurde es totenstill im gesamten Raum. Alle starrten den Alpha erwartungsvoll an.

"Ich habe euch alle kommen lassen, um das weitere Vorgehen des Rudels zu besprechen. Endlich haben wir unsere Luna wieder bei uns und bald wird Theo für seine Vergehen büßen und ich werde ihn zu Tode quäle, so wie er es mit unserer Luna getan hat!"

Wütendes Geknurre erfüllte den Raum. Die Wölfe verlangten nach Rache für das was Theo mir - ihrer Luna - angetan hatte.

"Aber jetzt zu einer anderen Frage. Lia fühlt sich schwach und nicht mehr würdig eure Luna zu sein. Sie denkt sie wäre nicht mehr stark genug für euch. Es ist eure Entscheidung. Soll Lia eure Luna bleiben oder nicht, aber bedenkt, wenn ihr sie abwählt, wählt ihr auch mich ab. Denn ich werde mit meiner Gefährtin zusammen die Position abgeben."

Raunen und Gemurmel erfüllte den Raum, was immer lauter wurde bis alle durcheinander schrieen. Flynn ließ dem Rudel 15 Minuten Zeit, um sich über diese Entscheidung klar zu werden. Ich selbst war dagegen, das Flynn mit mir zusammen vom Posten abtrat, aber ich konnte ihn nicht umstimmen.

"Was ist eure Entscheidung?", wollte Flynn wissen. Wieder wurde es ganz still im Raum. Ich stand auf und stellte mich neben Flynn. Mit zitternden Händen griff ich nach seiner starken, großen Hand und suchte nach halt.

Einer der ältesten des Rudels trat hervor. Es war ein alter Mann, der sich schon auf einen Stock stützen musste.

"Wir haben uns entschieden!", sagte er ernst.

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