X Gon'Give It To Ya von DMX
Mit verschränkten Armen und einem ernsten Gesichtsausdruck beobachtete Flynn während ich mich bis auf die Unterwäsche ausziehen musste. Ein wütendes Knurren entfuhr meinem Gefährten als er meinen geschundenen Körper sah.
„Flynn, du solltest vielleicht raus gehen während der Behandlung. Du machst ihr bloß Angst", meinte die Ärztin und obwohl ich Missbilligung in Flynns Augen lesen konnte, ließ er uns alleine.
Dankend sah ich die Ärztin an. Es war zwar keine Angst, die ich vor Flynns Reaktion hatte, denn ich wusste die Wut richtete sich nicht gegen mich, trotzdem war ich froh, dass er raus gegangen war. Ich wollte nicht, dass er mich so sah. Vielleicht wollte er mich dann nicht mehr haben. Vielleicht war ich ihm zu hässlich geworden mit den ganzen Narben, die meinen Körper zierten.
„Ich weiß, du redest nicht, aber bitte zeig mir wo du überall Schmerzen hast."
Ich deutete auf meinen gesamten Körper. Vorsichtig tastete sie mich ab. Mehrmals zuckte ich zusammen. Obwohl ich aussah wie ein verunstalteter Schlumpf mit all den blauen Flecken und Narben, ließ sich die Ärztin nichts anmerken.
„Das dachte ich mir fast. Ich werde dir eine Kräutertinktur geben, mit der du dich morgens und abends einreibst. Du kannst ja Flynn fragen ob er dir den Rücken eincremt. Jetzt muss ich mich allerdings einmal um das Baby kümmern. Ich würde gerne einen Ultraschall machen, aber dafür müsstest du mit in meine Praxis kommen."
Ich nickte nur.
„Du kannst morgen gegen zehn mit Flynn in meine Praxis kommen. Ich werde ihm das auch noch mal sagen. Bis morgen", verabschiedete sie sich und ließ mich alleine. Schnell zog ich mich wieder an. Aber als ich mich umdrehte, stand Flynn schon vor mir und musterte mich.
„Was hat er dir angetan?", wollte er wütend wissen. Wild schüttelte ich den Kopf und versuchte von ihm weg zukommen. Ich lief immer weiter rückwärts bis ich an unser Bett stieß und mich setzte.
Seufzend drehte Flynn sich wieder um und verließ unser Zimmer. Auf der einen Seite war ich beruhigt. Ich hatte meine Ruhe. Niemand würde mehr auf mich einreden, aber auf der anderen Seite wollte ich nicht, dass mein eigener Gefährte sich nicht mehr traute mich zu berühren. War es nur meine erste Reaktion auf seine Berührung oder war es doch so, dass er mich nicht mehr wollte. Noch wusste er nicht, dass Theo mich vergewaltigt hatte. Was wäre wenn er es herausfinden würde. Würde Flynn mich dann noch als seine Gefährtin und Luna seines Rudels wollen.
Ich wusste ja nicht mal ob ich noch in der Lage war eine gute Luna zu sein. Theo hatte mir alles genommen. Mein Selbstvertrauen, den Glauben in das Gute im Menschen, meine Geistesstärke, meine ganze Art zu Denken und zu Handeln. Ich war nur noch eine Hülle meiner selbst. Ich fühlte nicht mehr wie die starke, mächtige Luna, die ich vor meiner Entführung noch gewesen war. Keine Ahnung ob ich noch in der Lage war an der Seite meines Gefährten ein Rudel zu leiten und überhaupt so ein starkes, wie das Darkshadow Rudel. Ein Schwächling, das konnte einfach nicht funktionieren.
„Lia, was machst du hier ganz alleine?", fragte Maya zaghaft. Ich zuckte nur mir den Schulter.
„Rede mit mir. Ich bin doch deine beste Freundin! Was bedrückt dich?", wollte sie von mir wissen.
„Wie lang war ich dort unten?", flüsterte ich meinen ersten Satz, seit ich wieder aus meiner Hölle heraus war.
„Wieso fragst du?", versuchte Maya mich von dem Thema ablenken.
„Wie lange war ich dort unten?", wiederholte ich meine Frage unerbittlich.
„Zwei Monate", nuschelte Maya. Ich nickte nur. Natürlich war mir klar gewesen, dass ich nicht nur eine Woche in Gefangenschaft gelebt hatte. Ich wusste nicht mal ob ich wütend war. Eigentlich nicht, ich war nur enttäuscht. Wieso hatten sie so lange brauchen müssen. Nur eine Woche früher hätte vielleicht schon gereicht.
Ohne auf Maya zu achten, stand ich einfach auf und verließ das Zimmer. Unten in der Küche saß Flynn und sah mich überrascht an als ich direkt auf ihn zusteuerte.
„Was ist mit Theo?", fragte ich ihn.
„Er wird dem Ältesten Rat vorgeführt. Aber das ist nur eine Formalität. Danach wird er uns übergeben. Ich werde über seinen Tot entscheiden und wie lange ich ihn quälen werde. Aber so wie er dich zugerichtet hat, werde ich ihn sehr lange quälen. Er muss dafür büßen, was er dir angetan hat!", knurrte Flynn wütend. Ich wusste nicht wie ich darauf reagieren sollte. Natürlich musste Theo dafür bestraft werden, was er Zoe und mir angetan hatte. Aber das war ja nicht seine Schuld gewesen. Der Tot seiner Gefährtin hatte ihn zu diesem Monster werden lassen.
Ich drehte mich und wollte wieder gehen, aber Flynn hielt mich am Arm fest.
„Wo willst du hin?", fragte er besitzergreifend. Sein Griff verstärkte sich um mein Handgelenk. Ich bekam es mit der Angst zu tun. Panisch versuchte ich meinen Arm zu befreien. Ich spürte schon das Stechen in meinen Augen, was ankündigte, das ich gleich weinen würde. Tränen sammelten sich in meinen Augen und fingen an über meine Wangen zu laufen. Sofort ließ Flynn erschrocken meinen Arm los. So schnell ich konnte, rannt ich in unser Schlafzimmer und warf mich aufs Bett. Unter Tränenströmen, die über meine Wangen liefen, schlief ich irgendwann erschöpft ein.
Flynns p.o.v.
Erschrocken sah ich meiner Gefährtin hinterher, wie sie in unser Schlafzimmer rannte. Was hatte dieser Wixer ihr nur angetan. Nachdem ich ihren Körper gesehen hatte, verstand ich wieso Lia Angst vor Berührungen hatte. Aber wieso auch vor mir. Ich war doch ihr Seelengefährte. Sie musste doch wissen, dass ich ihr niemals etwas antun könnte! Wir hatten unsere Streits und ja ich hatte Wutausbrüche, aber so etwas würde ich niemals zustande bringen können. Und das würde ich versuchen ihr auf ewig zu beweisen.
Ich wollte Lia nicht verlieren, aber momentan fühlte sie sich so weit von mir entfernt an. Was hatte Theo mit meiner selbstbewussten, starken Frau gemacht?!
Vorsichtig setzte sich jemand neben mich. Es war Zoe.
„Sie meint es nicht so. Lia liebt dich immer noch", versuchte sie mir zu erklären.
„Was hat er mit euch gemacht?", probierte ich jetzt aus ihr herauszukommen.
„Ich sollte nicht mit dir darüber reden. Lia sollte dir das alles selbst erzählen, aber ich denke nicht dass sie das jemals alles in Worte fassen kann. Wir wurden gefoltert. Es ging von schlagen, treten, richtig verprügeln bis hin zu aufschlitzen, in uns rein sägen oder bohren. Er hat immer so lange gemacht, bis wir vor lauter Schmerz ohnmächtig wurden."
„Ich weiß, dass ihr gefoltert wurdet. Das meine ich nicht. Er hätte sie nicht so einfach brechen können, wenn er sie nur gefoltert hätte. Was hat er noch mit euch gemacht?"
Verängstigt sah Zoe mich an.
„Das sollte ich dir wirklich nicht erzählen! Das muss Lia selbst machen", gerade als sie aufstehen wollte, packte ich sie am Handgelenk und zwang sie sich wieder hinzusetzen.
„Du erzählst mir jetzt sofort was er ihr angetan hat!", knurrte ich sie bedrohlich an.
„Er hat sie psychisch terrorisiert. Lass sie nie im Dunkeln alleine und auch nicht wenn sie schläft. Sie hat Alpträume."
„Das ist nicht alles. Lüg mich nicht an!", knurrte ich sie an, „Sag mir jetzt was er noch getan hat!"
„Er hat sie vergewaltigt. Mehrfach", brach es aus ihr heraus.
Als würde sie in Flammen stehen, ließ ich sofort ihr Handgelenk los. Es war als würde meine gesamte Welt um mich zusammenbrechen. Wäre ich damals doch bloß mit ihr mitgefahren, dann wäre das alles nicht passiert!
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Second chance
WerewolfMein ganzes Leben geächtet, gehasst, gemobbt und trotzdem an das Gute geglaubt oder mehr gehofft. Aber als dann auch noch mein Gefährte mich ablehnte und nicht haben wollte, war es vorbei. Ich lief nach all den Jahren der seelischen Folter weg. Auf...