Am nächsten Morgen war Flynn noch nicht wieder zurück oder zumindest war er nicht in unser Schlafzimmer zurückgekehrt. Maya war bei mir geblieben nachdem wir meine Wunden verarztet hatten und das Zimmer wieder einigermaßen vorzeigbar gemacht hatten.
Müde schaute ich in den Badezimmerspiegel. Ich hatte Augenringe und leicht verquollene Augen vom Weinen. Auf meiner linken Wange war eine Schramme und an meiner Stirn eine Platzwunde von einer Vase. Meine rechte Schulter konnte ich nicht richtig bewegen wegen eines Brettes was dagegen geflogen war und mein Rücken tat weh. Ich war einem fliegendem Objekt ausgewichen und gegen die Wand geknallt. Meine Schwangerschaft hatte ihn sehr zurück gehalten. Als wir uns das erste Mal so schrecklich gestritten hatten, hatte ich ein gebrochenes Bein und eine ausgekugelte Schulter. Egal wie sehr ich Angst vor seinen Wutausbrüchen hatte, ich konnte ihn nicht verlassen. Dafür liebte ich ihn einfach zu sehr. Für manche war das bestimmt unverständlich, aber durch unseren Seelenbund liebte ich ihn egal wie viele Ausraster er hatte.
Ich zog mich schnell an und ging zurück ins Zimmer. Maya wartete schon fertig angezogen auf mich.
„Wir müssen zum gemeinsamen Frühstück. Flynn wartet schon dort auf uns. Er hat unten auf der Couch geschlafen", murmelte sie.
„Wie viel hat unser und das andere Rudel mitbekommen?", fragte ich ruhig.
„Wir definitiv alles und sie wahrscheinlich auch."
Nickend verließ ich das Zimmer.
Bevor ist den großen Saal betrat atmete ich noch einmal tief durch. Mit gesenktem Blick betrat ich leise den Raum. Maya lief neben mir. Vorsichtig setzte ich mich neben Flynn. Ein Zischen entfuhr mir, weil mein Rücken sich gegen die Bewegung wehrte. Ich wusste was passieren würde, ich würde ihm verzeihen, aber in diesem Moment konnte ich ihm einfach nicht in die Augen sehen.
„Lia, schön, dass du uns Gesellschaft leistest", sagte mein Bruder. Ich nickte nur sah ihn aber nicht an. Flynn griff nach meinem Teller und stand auf. Wenige Minuten später stellte er einen voll beladenen Teller vor mir ab.
„Danke", flüsterte ich. Flynn strich nur einmal sanft über meinen Rücken bevor er sich wieder setzte.
„Wurde die Schlampe bestraft?", fragte Flynn monoton.
„Bringt sie rein", war Aarons Reaktion. Neugierig hob ich den Kopf. Herein gebracht wurde keine blutverschmierte weinende Kreatur an Ketten sondern eine top gestylte lächelnde Blondine.
„Wie bestrafst du denn?", fing Robbie an zu lachen, „Hast du sie bis in den Schlaf zugeredet?!"
Aaron antwortete nicht mehr.
„Na dann sehen wir mal wie viel diese „Bestrafung" gebracht hat", zischte Flynn, der das ganze überhaupt nicht witzig fand, „Was war dein Vergehen?"
„Hab die Schlampe da beleidigt", sagte die Blondine grinsend und zeigte dabei auf mich, „Hast sie ja ordentlich zugerichtet!"
Ein Kichern verließ ihren Mund. Jetzt fielen alle Blicke auf mich. Einige schnappten nach Luft, aber keiner aus meinem Rudel sagte etwas dazu.
„Du dummes, dummes Kind", lachte ich jetzt, „Was lächelst du so. Ich habe ein paar Kratzer und blaue Flecken von meinem eigenen Gefährten und du lachst noch. Was denkst du was er dann mit dir macht?! Und du Aaron, kein Wunder das dein Rudel keinen Respekt hat, wenn sie nicht Mal bestraft werden. Flynn, können wir bitte jetzt nach Hause gehen. Du siehst doch das bringt nichts. Er vögelt seine Rudelmitglieder lieber, als ihnen Gehorsam beizubringen."
„Ja, wir werden wieder gehen. Tut mir leid, dass wir uns wegen so einem Volltrottel gestern streiten mussten, aber vorher werde ich noch jemanden bestrafen müssen."
Flynn stand blitzschnell auf und packte die Blondine an ihrer Kehle.
„Schau gut zu kleiner Alpha. Ich zeige dir jetzt wie man bestraft", lachte Flynn höhnisch. Er schlug sie erst ein paar Mal, bis sie auf dem Boden lag.
„Also ich wiederhole meine Frage, was war dein Vergehen?", zischte er.
„Ich habe die Luna beleidigt", weinte die Blondine.
„Und woher hast du dir dieses Recht genommen?!"
Sie antwortete nicht mehr. Flynn trat ihr einmal in die Magengrube, so dass sie gegen die Wand hinter ihr schlitterte. Mit großen Schritten lief Flynn zu ihr, packte sie wieder an der Kehle und presste sie gegen die Wand.
„Antworte!", knurrte mein Gefährte.
„Ich wusste, dass der Alpha mich nicht bestrafen würde", klagte sie.
„Aber du wusstest doch, dass ich und mein Rudel sehr streng sind. Hat dein Alpha dir nie gesagt, das auch ein anderes Rudel dich bestrafen darf, wenn du es beleidigst?"
„Do-hoch", schluchzte sie.
„Aber?"
„Ich dachte du würdest das nicht so eng sehen. Ich meine wer will schon eine so schwache, hässliche Gefährtin haben. Du könntest mich haben", obwohl sie fast erstickte versuchte sie sexy auszusehen und mit meinem Gefährten zu flirten. Wütend stand ich auf.
„Ich werde ihr jeden einzelnen Knochen im Leib brechen!", knurrten mein Wolf und ich unison.
„Nein!", brüllte Robbie, „Haltet sie auf!" Mehrere Wachen versuchten mich aufzuhalten, aber ich konnte sie alle abschütteln. Flynn versuchte erst gar nicht mich aufzuhalten.
„Ich zeige dir jetzt was es bedeutet hässlich zu sein, ein Krüppel zu sein. Denn glaub mir dein Gefährte wird dich Schlampe eh nie wollen", kicherte ich. Ich verwandelte meine Hand in eine Wolfsklaue und schlitzte sie damit einmal vom Hals bis zu ihrem Bein komplett auf.
„Mach dich nie wieder an meinen Gefährten ran", zischte ich ihr ins Ohr bevor ich sie fallen ließ.
„Einen Arzt!", brüllte mein Bruder, „Wir brauchen einen Arzt."
Entsetzt sah Aaron mich an.
„Was?! Hattest du nicht erwartet, dass ich mich verändern kann. Ich bin nicht mehr das schwache, verschüchterte Mädchen. Ich würde dich innerhalb eines Wimpernschlages töten, aber niemand möchte einen Krieg nicht wahr?", lächelte ihn gespielt freundlich.
Wütend drehte ich mich zu Robbie um.
„Ich werde abreisen. Wer solche Moralvorstellungen in einem Rudel durchgehen lässt, braucht auch keine Hilfe. Ich werde gehen."
Ich drehte mich nicht noch einmal um sondern verließ einfach das Gebäude. Zielstrebig lief ich in unser Zimmer und packte all meine Sachen wieder ein.
Sei mir nicht böse, aber ich bleibe hier, flüsterte Flynn in meinem Kopf.
Schon ok. Ich verstehe wieso du bleiben willst, aber ich schaffe das nicht. Nicht mit diesen Menschen und ihrem Verhalten. Ich dachte, ich wäre reifer und stärker, aber obwohl ich diese Schlampe gerade fertig gemacht habe, höre ich wieder nur ihre Worte und fühle mich wie vor all den Jahren. Schwach, verletzlich und so dumm. Ich schaffe das einfach nicht, antwortete ich unter Tränen. Vielleicht waren es schon die Schwangerschaftshormone, aber ich konnte nicht mehr. Mir wurde alles zu viel und ich weinte nur noch. Als ich mich beruhigt hatte, stand ich schnell auf und nahm meinen Koffer. Ohne mich von irgendwem zu verabschieden stieg ich ins Auto und machte mich auf den Weg nach Hause.
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Second chance
Про оборотнейMein ganzes Leben geächtet, gehasst, gemobbt und trotzdem an das Gute geglaubt oder mehr gehofft. Aber als dann auch noch mein Gefährte mich ablehnte und nicht haben wollte, war es vorbei. Ich lief nach all den Jahren der seelischen Folter weg. Auf...