Epilog

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Schreiend lag ich auf dem Behandlungstisch.

"Ok, bitte atmen Sie tief ein und aus und dann pressen", erklärte mir der junge Arzt, der gerade seinen Kopf zwischen meinen Beinen empor gestreckt hatte.

"Denken Sie, das wüssten wir nicht?!", keifte ich den jungen Grünschnabel an. Sofort zuckte der Arzt zusammen und schüttelte energisch den Kopf.

"Schatz, er meint das nicht so. Er ist der Arzt. Er muss uns diese Anweisungen geben", versuchte Flynn mich zu beruhigen.

"Er muss gar nichts", schrie ich meinen Mann an. Erneut überrollte mich eine Welle von Schmerzen.

"Jetzt bitte wieder pressen", meinte der Arzt schon wieder.

Schreiend zerquetschte ich Flynns Hand in meiner. Er versuchte es sich nicht anmerken zu lassen, aber er musste gerade wahrscheinlich auch ziemliche Schmerzen mit seiner Hand durchleben.

"Nur damit das klar ist", knurrte ich Flynn an, "Das ist das letzte. Ich werde nicht noch ein einziges Kind mehr bekommen. Und wenn du versuchst mich davon zu überzeugen, dann lasse ich dich sterilisieren!"

Entsetzt sahen mich der Arzt, wie mein Gefährte an.

"Was?!", keifte ich jetzt den Arzt an, "Das hier ist unser achtes Kind! Pressen Sie mal so viele Kinder aus sich raus!"

Sofort verschwand der Kopf des Arztes wieder zwischen meinen Beinen.

Es waren mittlerweile 15 Jahre vergangen und wir hatten nach Zacharias noch sechs weiter Jungs bekommen. Sehr zum Stolz des Vaters natürlich. Zwei Jahre nach Zach, der jetzt 15 Jahre alt war, kam der kleine Yannis. Er war mit seinen dreizehn Jahren ein wenig verträumt. Er liebte es zu lesen und zu malen und blieb lieber für sich, als mit seinem älteren Bruder Fußball zu spielen oder zu zocken. Dann kamen die Zwillinge Xander und Warren. Die beiden könnten nicht unterschiedlicher sein. Sie waren nur ein Jahr jünger als Yannis und während Warren nur seine Zeit mit Zach verbrachte und es liebte herum zu toben und auch grundsätzlich mit zerrissenen Hosen und Schlamm über dem ganzen Körper verteilt zu haben, nach Hause kam, hasste Xander all das. Er war nicht interessiert in Sport oder Kunst, wie seine Brüder. Er interessierte sich für Computer und alles was mit Technik zu tun hatte. Er bastelte in seiner Freizeit an elektrischen Spielzeugautos herum und trieb Flynn damit in den Wahnsinn, da überall Kabel herum lagen und Flynn Angst hatte, sein Sohn würde irgendwann durch einen Stromschlag sterben. Eigentlich hatte ich nach den vier Jungs schon die Nase voll. Sie waren mehr als genug Arbeit und dann kam Valentin. Er war nicht geplant, aber wir hatten nicht aufgepasst. Oder besser gesagt, ich hatte nicht aufgepasst und Flynn hatte somit gewonnen und bekam seinen Willen. Valentin war jetzt zehn Jahre alt und verbachte die meiste Zeit einfach nur draußen. Er hatte noch nicht sein spezielles Hobby gefunden, wodurch er meistens seinen Brüdern folgt und versucht mit zu machen, was auch immer sie gerade taten. Nach Valentin hatte ich es aufgegeben mit Flynn zu diskutieren wodurch, der jetzt acht jährige Tamilo das Licht der Welt erblickte. Er ist momentan in seiner Trotzphase und findet alles ganz schrecklich, egal was. Aber das schlimmste, das schlimmste sind Mädchen! Mädchen sind zum Kotzen, wie er immer so schön sagte, Das einzige Mädchen, was ok ist, ist Mama. Er war trotz seiner Rebellion gegen alles und jeden ein richtiges Mamakind. Der Jüngste war der kleine sechs jährige Sam. Er war unser kleiner Wirbelwind. Wenn irgendetwas im Haus kaputt ging, war er meistens dagegen gerannt, darüber gestolpert oder hatte es einfach übersehen. Aber genau wie Zach und Warren war er unglaublich an Sport und Bewegung interessiert. Flynn verbrachte seine Nachmittage meistens damit mit den Jungs draußen Fußball zu spielen.

Aber jetzt hatte Flynn es ein letztes Mal geschafft mich zu überzeugen. Er wollte keine Unglückszahl als Anzahl der Kinder, war seine Ausrede. Dabei wussten wir beide, dass er es einfach nur liebte, dass das Haus voll war und überall Kinder herumrannten. Allerdings hatte es sechs Jahre gedauert mich davon zu überzeugen, dass wir doch noch ein Kind bekommen könnten. Und das war auch definitiv das letzte Kind.

Robbie hatte sich damals übrigens gut mit Zach angestellt. Wodurch Maya die Pille abgesetzt hatte. Die beiden hatten drei Kinder und Maya sagte mir immer, das drei eine normale Zahl wäre und acht einfach nur gestört wäre. Sie hatten einen Sohn Mika und zwei Töchter Leonie und Mila. Leonie war die älteste und war zwei Jahre jünger als Zach. Maya und ich scherzten immer darüber, dass die zwei ja Gefährten sein könnten. Mila war acht und Mika der jüngste war sechs. Er und Sam waren beste Freunde und unzertrennlich.

Zoe war nach zwei Jahren Dating zu Aaron gezogen. Die beiden waren mehr als glücklich miteinander. Aaron hatte sich wirklich verändert und ich gönnte den beiden, dass sie endlich glücklich zusammen waren. Zoe hatte vor einem Jahr eine kleine Tochter bekommen. Die kleine Liane war die Sonne für Aaron und Zoe. Der Name war auch nicht zufällig meinem so ähnlich. Die beiden waren mir so dankbar, dass sie ihrer Tochter den Namen gegeben hatten. Zoe, weil ich sie aus Theos Fängen befreit hatte und Aaron, weil er durch meine Hilfe endlich glücklich mit seiner zweiten Gefährtin sein konnte. Mittlerweile konnten er und ich sogar auf einer freundschaftlichen Basis miteinander reden.

"Ok, noch ein letztes Mal pressen", riss mich der Arzt aus meinen Gedanken. Ich schrie alles aus mir heraus und presste so fest ich konnte. Wahrscheinlich hörte gerade das gesamte Rudel, wie ich mein achtes Kind bekam.

Endlich war es geschafft. Es fühlte sich einfach nur alles taub an. Ein hoher Schrei zog mich zurück in die Wirklichkeit.

"Herzlichen Glückwunsch. Das ist Ihre Tochter", erklärte der Arzt lächelnd und überreichte mir das kleine, in eine rosa Decke gewickelte, Bündel.

"Wir haben eine Tochter!", flüsterte ich grinsend.

"Na super!", seufzte Flynn theatralisch, "Na immerhin hat sie sieben ältere Brüder. Dann muss ich nicht alleine auf sie aufpassen."

"Ach sei doch nicht so ein Arsch", murmelte ich.

"Ist doch so!"

"Sie wird lernen, auf sich selbst aufzupassen und dafür braucht sie ihre Brüder nicht!", verteidigte ich mein kleines Mädchen.

"Was auch immer du sagst, Schatz", lachte Flynn, "Trotzdem besorge ich mir vielleicht noch eine Schusswaffe, falls sie auf die Idee kommt irgendwelche Menschenjungen anzuschleppen."

Ich konnte nur die Augen über meinen Mann verdrehen und meiner Tochter in unserer Familie viel Glück wünschen, denn sie würde es ganz sicher niemals einfach haben mit ihren Brüdern und ihrem Vater.

Second chanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt