Kapitel 16 Flucht

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"Na was willst du jetzt dagegen tun?", fragte er grinsend. Er hatte recht, was sollte ich tun? "Woher kennst du sie überhaupt?" Mir stiegen die Tränen in den Augen. "Naja... sie wurde misstrauisch und wollte zur Polizei gehen... da haben wir uns was überlegt" "Wir!?", rief ich augenblicklich nach seinem Satz. Was meinte er mit 'wir'? Er schluckte und meinte, dass es nichts zur Sache tun würde. "Schau besser, dass sie am Leben bleibt" Lachend marschierte er aus der Tür. Sein Lachen war sogar noch Sekunden später da oder ich hatte mir es eingebildet...Ich schien echt langsam verrückt zu werden. Was war der Grund? Er! Ich setzte mich zurück aufs Bett und begann zu überlegen. Würde er Gracy wirklich etwas antun? "Ich hoffe nicht", murmelte ich leise und senkte meinen Kopf zu meine Oberschenkel. Am liebsten hätte ich einfach drauf los geschrien, aber was hätte es mir gebracht? "Du musst jetzt stark bleiben Annie", flüsterte ich leise und formte eine Faust mit beiden Händen. Den Satz prägte ich mir so tief ein, dass ich einsah, dass keine Zeit zum Weinen mehr war. "Du musst hier raus. Jetzt!", rief eine der vielen Stimmen in meinem Kopf. "Wie?", fragte ich in Gedanken. Keine Antwort. Dass war der eindeutige Beweis dafür, dass ich verrückt war... ich meine, ich hörte Stimmen in meinem Kopf!? "Gracy", weinte ich und schreitete vorsichtig zur Fensterscheibe. "Wieso bist du gekommen?", flüsterte ich und betrachtete den kleinen See vor dem Haus. Langsam schweiften meine Blicke über die Wiese, zurück zur Scheibe. Ich klopfte leise dagegen und lauschte dem Ton. Eigentlich wollte ich mir meine eigene Musik machen. Musik war eines meiner größten Hobbies. Immer wenn ich von der Schule nach Hause kehrte, zog ich mich in meine eigene Welt, die Musik- Welt zurück. Während die einen versuchen mit Alkohol abzuschalten, klappte es bei mir mit Kopfhörern in meinen Ohren.

Ohne es richtig zu bemerken reifte ein Plan in meinem Kopf. Mein Klopfen wurde immer leiser bis es schließlich ganz verstummte. Wie wärs wenn ich es probiere einzuschlagen? Ich strich vorsichtig über das Glas. Zugleich suchte ich nach dem nächst besten Teil, was hart genug war, aber außer meinem Ellbogen fand ich nichts. Ja, klar mein Bett, aber die Zeit reichte mir nicht um es auseinander zu nehmen. Ich holte meinen Ellbogen aus... und lenkte ihn dann mit all meiner Wucht gegen die Fensterscheibe. Es zerriss in hunderte Glassplitter, die an allen Enden mit Blut beschmiert waren. "Was zum...", sagte ich und tastete vorsichtig nach der Wunde. Sie blutete... und zwar nicht wenig. Einzelne Tropfen markierten die Stelle an der ich mich aufhielt, bis ich mich schließlich durchs Fenster zwengte. "Freiheit", dachte ich und rannte weg, zum See, als ich mich das nächste Mal umdrehte. "Was ist mit Gracy?", dachte ich und musterte das Haus. Ich kann sie nicht einfach hier lassen, wegen MIR ist sie doch eben in diese Scheiße geraten. Da krabbelte plötzlich eine zweite Person aus dem Untergeschoss, ins Freie. "Brian?", flüsterte ich und bewegte mich langsam vom See weg. Mir stockte der Atem als ich das entstellte Gesicht sah. "Gracy?", rief ich und brach in Tränen aus. Ich lief zu ihr und war überglücklich sie in den Arm zu nehmen. "Was ist mit dir passiert?", fragte ich und strich sanft über ihre Wange. Sie hatte eine leichte Blutung an der rechten Schläfe und auf ihrer Stirn waren Kratzer, als wäre sie von einem Tier angegriffen worden. Es sah echt übel aus. "Wir müssen hier sofort weg", flüsterte ich zittrig und griff ihre Hand. Ich wollte sie mit mir ziehen, aber sie blieb wie angewurzelt stehen und hielt die Augen weit offen. "Nein. Wir können nicht weg. Wir müssen bleiben", sagte sie und starrte mich an ohne mur einmal zu blinzeln. "Was redest du denn da!?", rief ich und packte fester ihre Hand. "Ann, wir dürfen hier nicht weg gehen. Es ist doch so schön ruhig hier" Sie lächelte mich wie eine Puppe an und befreite ihre Hand von meiner. "Hörst du eigentlich was du da sagst? Wir müssen hier weg!" Ich sah in ihre Aufen und versuchte sie zu verstehen. Sie machte keinen besonders glücklichen Eindruck. "Gracy! Bitte", flüsterte ich und rüttelte sie. "Nein Ann!", brüllte sie und wurde zornig. Ich wusste nicht was ich darauf sagen sollte. Jetzt hatte ich diese einmalige Chance hier noch LEBEND raus zu kommen und sie wollte hier bleiben? Warum? Hatte er sie glücklich gemacht? Mit einem Orgasmus? Oder mit Geld? Würde er sie gehen lassen wenn sie es schafft mich hier zu behalten? "Gracy...", stotterte ich und fuhr durch mein zersaustes Haar. "Ich werde hilfe holen! Okay?" Es fiel mir schwer meine beste Freundin dort zu lassen, aber ich wollte diesen Psychopathen nicht weiter rum laufen lassen. Langsam bewegte ich mich zum Wald, und meine Blicke zu Grace. "Ann?", flüsterte sie und lief zu mir. "Ich kann dich nicht gehen lassen" Ihr stiegen die Tränen in den Augen. Sie sah mich an und umarmte mich. Ich verstand überhaupt gar nichts mehr. "Lass mich gehen!", rief ich und versuchte mich aus ihren Armen zu lösen. "Gracyyy!!!", kreischte ich und versuchte sie von mir weg zu schieben. "Es tut mir leid", flüsterte sie und drängte mich zum See. "Gracy! Was ist mit dir?!", brüllte ich und wollte mit meinen Füßen in die andere Richtung laufen. Ich schrie, als ich keinen Boden mehr unter mir spürte.

"Vertrau ihm nicht"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt