Kapitel 22 Er ist zurück

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Nach dem ich mir sicher war, dass Brian ganz weg war, tappte ich trotzdem auf Zehenspitzen zur Hütte und in der linken Hand hielt ich Brooklyn's Hand fest. "Ich glaub' nicht, dass das so eine gute Idee ist", meinte sie und weigerte sich da rein zu gehen. "Wieso?", fragte ich und blieb stehen, und beobachtete den Schuppen. Sie zuckte wieder mit den Schultern, und verzog dabei das Gesicht, als wär da was ganz böses drinnen. "Hey, mit mir an deiner Seite kann dir nichts passieren!", sagte ich und versuchte sie zu ermutigen. Sie holte tief Luft und klammerte sich fest an ihre Puppe, bevor sie nur einen weiteren Schritt setzte. Ich drückte die Türklinke nach unten und zog sie langsam nach außen. Ein Geruch nach typischem Holz überkam mich. Vorsichtig spähte ich um die Ecke und sah ein Doppelbett da stehen. Darüber war das kleine Fenster von dem ich vorher sprach. Eine automatische Stehlampe stand zur rechten Seite des Bettes. Ein einfacher und selbst gebastelter Tisch stand auf der anderen Seite der Tür. Darauf standen zwei Flaschen voll mit Wasser, worin Drecksklumpen schwirrten und eine Packung aufgerissener Chips stand unmittelbar daneben. Also recht viel Platz war da nicht mehr zum Aufhalten. Die Möbel sahen beide schon ziemlich alt aus und das Bett stellte ich mir ziemlich krachend vor. Was hatte Brian darin wohl gesucht?
"Können wir jetzt wieder gehen?", fragte sie und begann langsam nervös zu zappeln. Ich nickte und war auch dafür zu gehen, obwohl ich schon froh gewesen wäre wenn wir ein Dach für die Nacht über dem Kopf gehabt hätten. Ahnungslos sträubten wir weiter. Es wurde dunkler und folglich auch kälter, aber zu ertragen. "Wann sind wir endlich da?", fragte Brooklyn sehnsüchtig. "Bald", log ich und blieb kurz stehen um mich um zusehen.Ich seufzte und überlegte ob es noch Sinn hätte hundemüde weiter zu gehen. Doch du musst!, rief ich in mich hinein. Das Risiko war viel zu groß, dass er uns findet.
Es war stockdunkel und es herrschte eine totenstille. Der Nebel schlich an unseren Füßen vorbei und verdeckte uns die Sicht auf irgendwelche Fallen. "Heb bei jedem Schritt deine Füße", sagte ich und begann sie schon selbst zu heben. "Gut machst du das", versuchte ich sie zu aufzumuntern. Dafür, dass sie erst sieben Jahre alt war gab sie sich ganz gut geschlagen. "Steven!!!", kreischte sie. "Shhh!", rief ich und hielt ihr sofort den Mund zu. "Du musst leise sein!", flüsterte ich. "Bloß. Nicht. Schreien. Klar?" Ich war total ernst und gleichzeitig auch sauer, was ist wenn sie damit Brian anlockte? Sie nickte und ich nahm meine Hand vorsichtig von ihrem Mund. Ich drehte mich einmal im Kreis. Da war niemand, aber irgendwie ließ mich das Gefühl nicht los, dass wir doch beobachtet wurden. Vielleicht saß irgendjemand hinter einem Gestrüpp und beobachtete jeden unserer Schritte. "Bleib ruhig", flüsterte ich zu mir und versuchte kurz zu entspannen. Meine Hände zitterten. Einfach diese Ungewissheit, dass man nicht wusste was hier alles lauern konnte. Ob von einem Tier bis zu einem Serienkiller. Mir lief es kalt den Rücken runter. "Und wieso hast du gerade so laut diesen Namen gerufen?", fragte ich und nahm sie auf den Arm. "Na, mein Bruder heißt so", flüsterte sie und legte ihren Kopf auf meine Brust. Mit ihr auf meinem Arm wanderte ich weiter. So waren wir wenigstens ein kleines Stück schneller. "Das gibt's doch nicht", sagte ich aufgeregt und sah eine kleine Hütte. War es die von vorhin? "Brooklyn?", fragte ich und rüttelte sie leicht, dass sie wach wurde. "Ist das nicht eure Hütte?" Sind wir etwa die ganze Zeit im Kreis gelaufen? "Was hältst du davon wenn wir hier übernachten?", fragte ich sie und rückte sie auf meinem Arm zu recht. "Hmm. Ja wenn's sein muss", murmelte sie leise. In irgendeiner Weise war ich mir auch unsicher, ob wir hier bleiben sollten, immerhin war es ziemlich riskant. Aber ich dachte nicht mehr zu sehr über die Folgen nach, mehr an ein Bett, wie ich mich in der kuscheligen Decke vergrub und dann sanft einschlafen würde. Ich riss die Tür auf und setzte einen Fuß auf den knarrenden Holzboden. "Ist da jemand?", flüsterte ich und schaute rasch nach rechts und einmal wieder nach links. Da war niemand. Ich schloss die Tür und tastete mich dann vorsichtig zur Stehlampe. "Hilf mir", hörte ich jemanden mit versagter Stimme sagen. "Wer ist da?", fragte ich und näherte mich langsam dem Bett. Da verkroch sich irgendwer unter dem Bett. "Bitte", flehte er. "Bitte ich will nichts böses" Seine Stimme klang zitternd und aufgeregt. Langsam zeigte er sein entstelltes Gesicht. "Du... Du hältst da meine Schwester im Arm", stotterte er und zeigte mit breitem Grinsen auf sie. "Steven!", brüllte Brooklyn überglücklich und streckte sich nach ihm. Ich lächelte und brachte kein Wort heraus. "Danke, einfach nur herzlichen Dank, dass du sie... sie gefunden hast" Die Tränen standen ihm nah. Er strich ihr zart mit seinen dreckigen Fingern übers Gesicht bevor er sie in den Arm nahm. Ich setzte mich aufs Bett zu ihnen und sah in ihre glücklichen Gesichter. Ohne weiter auf Brooklyn zu achten sah ich Steven an und fragte: "Was ist passiert?" Er verzog das Gesicht und wurde auf die nächste Sekunde trüb. Er hielt sie in seinem Arm als wäre sie sein Kuscheltier. "Brook und ich wollten Verstecken spielen und ich hatte gerade zu zählen begonnen, als ich ihn sah wie er auf uns zu gekommen ist und ich erkannte sofort wieder sein Gesicht. Es war der Kerl der uns ausdrücklich Waldverbot gab und uns den Tod versprach wenn er uns hier wieder antrifft" Er holte tief nach Luft und er zitterte nach jedem Wort mehr. Es schien als würde er es nochmal durchleben, er war in seinen Gedanken verloren Er hielt seinen Kopf gesenkt und zischte mit seinen Blicken von der einen Seite des Bettes zur anderen. Die ganze Zeit "I... ich stellte mich ihm und sagte zu Brook dass sie sich schon verstecken könnte. Als ich dann sah das er ein Messer zog rief ich, dass ich sie jetzt suchen 'komme'. Das alles nur um sie zu schützen ", lachte er glücklich und küsste sie auf die Kopfhaut. "Krass", sagte ich und konnte mir vorstellen warum er so viele Narben hatte. "Wie bist du eigentlich hier her gekommen?", fragte er, als plötzlich ein schrilles Kratzen auf Glas zu hören war. Irgendjemand schritt um die Hütte. "Er ist wieder da", flüsterte Brooklyn und erstarrte.

"Vertrau ihm nicht"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt