Ende

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Ich sah Adam nie wieder. Außer bei den zwei Gerichtsverhandlungen. Doch dieser Mann war nicht Adam. Nicht mein Adam. Er sah so deprimiert aus. So schwach. Er war nicht mehr der starke, sarkastische aber doch so liebevoller Adam in den ich mich verliebt hatte.

Immer wieder malte ich mir unser Wiedersehen aus, doch ich war mir sicher, dass ich Adam nie wieder sehen würde. Nachdem Adam in den Polizeiwagen gestiegen ist, ist mir klar geworden das es unser endgültiges Ende ist.

Ich habe dann wirklich die Schule gewechselt. Ich konnte dort nicht bleiben. Adam würde nicht zurückkommen. Und ich wollte nicht mit den ganzen Erinnerungen konfrontiert werden. Und mit den Schülern. Doch es ist nicht mehr so wie es einmal war. Ich hatte Adam nicht mehr, der mir mit einer unglaublichen Geduld die Grammatik in Englisch erklärte. Oder mich in die Unterlagen sehen ließ. Dementsprechend habe ich große Probleme in der Schule. Doch ich glaube an mich. Ich werde das schaffen. Ohne Adam.

Als ich die Nase voll von Englisch büffeln hatte, stehe ich auf und gehe zu meinem Postfach. Ich hole die Post raus und sehe sie mir während des Gehens noch an. »Rechnung, Werbung, Rechnung.«, murmle ich vor mich hin. Ich stutze. Ein Brief an mich adressiert aber ohne Absender. Als ich in der Wohnung bin, schmeiße ich die Werbung gleich weg, lasse die Rechnungen vorerst links liegen und setzte mich mit dem Brief auf die Couch. Der Brief ist schwer und als ich das Kuvert öffne und das Papier rausziehe, weiß ich sofort das der Brief von Adam ist. Er hat immer dieses elegante, teure und schwere Briefpapier verwendet. »Wenn ich schon Briefe verschicken muss, dann nur mit Eleganz.«, hat er immer darauf erwidert wenn ich ihn damit aufgezogen habe. Ich streiche mit dem Zeigefinger über seine geschwungene Handschrift. »Für Florence«

Hundert Gedanken schwirren in meinem Kopf. Was er wohl von mir will? Wir haben uns seit drei Monaten nicht gesehen. Ich falte das schwere Briefpapier auseinander. Mein Blick schweift über die Handgeschriebenen Zeilen von Adam. Als ich den Brief umdrehe, entdecke ich das er die zweite Seite auch voll geschrieben hat.

»Florence, ich wollte nie das wir so enden. Ich wollte das wir glücklich werden. Heiraten, in ein schönes Haus ziehen und vielleicht unsere wunderschönen Kinder aufziehen. Ich weiß, ich habe immer wieder zu dir gesagt, dass ich keine Kinder haben will. Aber jetzt, wo du nicht mehr hier bist, wäre es die größte Ehre mit dir Kinder zu haben. Wir wären wundervolle Eltern gewesen...

Ich will dir mit diesem Brief sagen, was ich dir schon immer einmal sagen wollte. Aber es nicht konnte.

Florence, du bist die Liebe meines Lebens und umso mehr schmerzt es, dass wir keine Zukunft miteinander haben werden. Es ist besser so. Ich habe dich so oft verletzt. Es tut mir unendlich leid, dass ich dir nichts von meiner Frau und von meinen Kindern erzählt habe. Ich war so oft kurz davor aber dann habe ich es immer wieder gelassen. Keine Ahnung warum. Kira, ist meine ehemalige Schülerin gewesen. Du musst mir glauben, ich habe sie niemals so sehr geliebt wie dich. Ich habe sie nur geheiratet, weil sie mit Emilia schwanger war. Und dann als ich mich scheiden lassen wollte, kam Markus zur Welt. Ich liebe meine Kinder über alles. Aber Kira nicht mehr. Nur dich. Deswegen wollte ich dir nichts erzählen... Du wärst gegangen. Und dann wäre ich ein nichts gewesen. So wie jetzt.

Ich vermisse dich so sehr. Ich liebe dich mehr als mein eigenes Leben und mir ist bewusst, dass dir dieser Brief nicht helfen wird, mich zu vergessen. Aber ich musste dir einfach schreiben und dir sagen, dass ich nicht wollte, das es so endet.

Du bist meine Welt. Du bist wunderschön, intelligent, humorvoll und so viele andere Beschreibungen die mir im Moment nicht einfallen. Es tut mir leid.

Ich möchte dich sehen. Dich spüren. Dich riechen. Dich hören. Einfach bei dir sein.

Vielleicht hast du ja mal Zeit und kommst mich mal besuchen. Ich schreibe dir die Adresse auf.

Ich würde mich sehr freuen.

Ich liebe dich.

A.«

Noch am selben Tag mache ich mich auf den Weg und stehe vor einem wunderschönen Glasgebäude. Ich lege meinen Kopf in den Nacken und sehe hinauf. »Was ist das hier bitte?«, flüstere ich und lenke meinen Blick auf den Eingang. Mit weichen Knien gehe ich darauf zu und blicke mich um. Ein großgewachsener Mann mit rötlichen Haaren kommt auf mich zu und empfängt mich. »Guten Tag, Miss. Willkommen im Johnson Verlag. Wie kann ich Ihnen helfen?«

Ein Verlag? Adam leitet einen Verlag? »Ich...Ähm... Ich müsste bitte zu Adam. Ich meine, Mister Johnson.«, stottere ich. Ich werde an die alten Zeiten erinnert als ich Adam noch so nannte.

»Sind Sie Florence?«, die blauen Augen von Peter, Dank sei den Namensschilder, scannen mich von oben bis unten ab. Seine Augen blitzen vergnügt auf.

»Ja, die bin ich. Warum?«, frage ich skeptisch. Warum kennt mich dieser Typ?

»Mister Johnson erwartet Sie schon. Bitte kommen Sie doch.«

Peter geht einen Flur entlang und erwartet anscheinend das ich ihm folge. Nach wenigen Sekunden tue ich es auch. Ich sehe mich um und bin beeindruckt. Dieses Gebäude ist der Wahnsinn! Alles haltet sich in schwarz, weiß und grau. Einfache Eleganz. Genau das worauf Adam steht.

»Wenn Sie kurz warten könnten.«, bittet mich Peter. »Mister Johnson spricht gerade mit seinen Kindern.«

Peter hat schon die Hand gehoben um zu klopfen, doch ich halte ihn davon ab, indem ich seine Hand berühre. »Warten Sie! Stören Sie ihn nicht. Ich kann warten.«

Verwirrt tritt Peter den Rückzug an und lässt mich alleine.

Adams Bürotür steht offen. Ich kann glückliche Kinderstimmen und Adams Stimme hören. Ich trete etwas näher und sehe Adam auf dem Balkon wie er mit dem Rücken zu mir stehen. Er hat Emilia auf dem Rücken, während Markus vergnügt mit etwas in der Hand spielt. Ich lehne mich an der Bürotür an und sehe den Drein zu. Ich kann Adam nicht stören. Und ich kann ihn nicht erneut verletzten. Ich habe die Stärke dazu um auf ihn zu verzichten. Adam und ich haben doch einfach keine Zukunft. Seine Zukunft gehört seinen Kindern. Und eine Frau die ihn so liebt, wie ich es im Moment nicht kann. Ich liebe Adam, daran besteht kein Zweifel. Aber er hat mich zu oft angelogen. Und wer weiß, vielleicht hat er ja auch, um das Schauspiel aufrecht zu halten, mit Kira geschlafen. Dinge, die ich nicht wissen will. Ich präge mir Adam ein letztes Mal genau ein. Seine schwarzen Haare, die er immer aufgestellt hat. In denen ich es geliebt habe herumzuwühlen. Seine eisblauen Augen, die meisten immer eine Eiseskälte ausstrahlen. Aber seinen Kinder und mir Wärme entgegen strahlten. Seine sinnlichen Lippen, die ein strahlendes Lächeln zeigen. Erst jetzt begreife ich das Adam sich umgedreht hat. Ich schnappe aus meinen Tagträumen und sehe ihm in die Augen. Es ist besser so. Ich schenke ihm ein letztes Lächeln und flüstere: »Es ist besser so.« Sein Lächeln verschwindet, ich drehe mich. Früher oder später wird Adam auch einsehen, dass es so besser ist. Für uns beide.



                                                                                       ~~ Ende! ~~


Sorry Mister!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt