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"Sorry Florence, another five.", teilt mir mein Professor mit. Herr Johnson sieht mich mit seinen blauen Augen an. Normalerweise sind seine Augen eiskalt, heute jedoch erkennt man einen Hauch Mitleid in ihnen. Mitleid, welches an mich gerichtet ist. Ich mag Herr Johnson wirklich gerne. Ich meine, er sieht wahnsinnig gut aus, hat einen sportlichen Körper, ist intelligent... Aber trotzdem ist er immer noch mein Professor. Und zudem in einem Fach, welches ich über alles hasse.

Herr Johnson reißt mich aus meinen Gedanken. "Was denkst du? Wie soll es mit uns weitergehen?", fragt er mich. Ich sehe ihn verständnislos an. Ich weiß das doch selbst nicht!

Ich sehe auf meine Arbeit und die rote Fünf springt mich förmlich an. "Ich weiß es leider nicht.", gebe ich niedergeschlagen zurück. Ich blicke von meinem Tisch auf und wieder direkt in dieses makellose Gesicht. Ich frage mich, ob es nicht eigentlich verboten ist, jemanden wie Adam Johnson auf uns Frauen loszulassen. Wie soll man sich da den auch konzentrieren, wenn der Lehrende interessanter ist als der Gegenstand selbst?

Als könnte Herr Johnson meine Gedanken lesen, umspielt plötzlich ein kleines Lächeln seine Lippen. "Ich möchte dich bitte nach der Stunde sprechen, es gibt da etwas zu bereden.", er dreht sich um und geht zurück nach vorne.

Alleine mit Adam Johnson in einem Raum? Wie soll das funktionieren? Ich bin schon ablenkt, sobald er nur in der Nähe ist. Er bleibt noch eine Weile mit dem Rücken zu mir stehen, ich nutze die Chance und schmachte ihn von hinten an. Seine schwarzen Haare, diese Augen, die breiten und muskulösen Schulter. Und erst dieser Po...

Unerwartet dreht er sich um und erwischt mich beim Starren. Wieder dieses kokette Lächeln. Auch ich kann mir das Lächeln nicht mehr verkneifen. Er hat mich eiskalt erwischt!

Ich lecke mir über die Lippen und frage mich, wie viele Frauen Adam Johnson schon in seinem Leben hatte. So wie er aussieht, muss er wohl nur mit dem Finger schnippen und alle Frauen rennen ihm hinterher. Ob er wohl auch schon mal was mit einer Studentin hatte? Es gibt an unserer Universität das Gerücht, dass Johnson nur deswegen die Schule gewechselt hat. Ob er mich interessant findet? Immer wieder kam es zwischen uns zu sehr fragwürdigen Situationen.

Einmal stand ich vor dem Kaffeeautomaten, Herr Johnson direkt hinter mir. Ich spürte seine Anwesenheit, auch wenn er noch nichts gesagt hatte. Ich roch sein Parfüm... Ich konnte nicht eindeutig sagen, welches er drauf hatte, aber es roch göttlich! "Florence, auch andere möchten noch einen Kaffee...", wisperte er gefährlich nah an meinem Ohr. Gänsehaut breitete sich auf meinem ganzen Körper aus. Wenn er jetzt geschnippt hätte, ich wäre ein leichtes Opfer gewesen. Ich lehnte mich nach rechts, vor den Geldeinwurf, damit er sich nicht vordrängeln konnte und wisperte ein "Wer zuerst kommt...". Vielleicht habe ich damals etwas mehr als sonst meinen Rücken gestreckt um die Rundung meines Hinterns zu betonen als ich meinen Kaffee aus dem Automaten holte. Ich machte seit Jahren Sport, da kann man schon Stolz auf seinen Körper sein. Ich höre heute noch sein Knurren auf meine Antwort. Es war eines dieser Knurren, welches man sofort zuordnen konnte. Er dachte an Sex...

Sex, daran denke ich jetzt auch. Die Stunde geht vorüber und Herr Johnson hat gerade die Noten auf das Whiteboard geschrieben. Die einzige Fünf habe ich. Ich lasse einen Seufzer los. Leider ist dieser lauter als gedacht und somit ziehe ich wieder Adams gesamte Aufmerksamkeit auf mich. Wir sehen uns an. Ich kann dieses Gefühl nicht mehr abstreiten. Ich fühle mich so hingezogen zu ihm. Irgendwie muss ich meine dreckigen Gedanken loswerden. Sonst bekomme ich nicht viel von dem anstehenden Gespräch mit. Ich lasse meinen Blick weiter durch den Raum schweifen und beiße mir dabei gedankenverloren auf die Lippe. Ich kann in diesem Raum nichts Interessanteres finden. Also sehe ich ihn wieder an. Sein Blick liegt immer noch auf mir. Woran er wohl gerade denkt? Ich kann diesen Blick absolut nicht deuten. Genau in diesem Moment ist die Stunde vorbei.

"Florence, du bleibst hier.", erklärt er mir erneut als ich meine Sachen packe. Verdammt, ich dachte, ich könnte mich unentdeckt davon machen.

"Komm nach vorne zu mir.", sagt er und lehnt an seinem Pult. Ich sehe in seine Augen und bin wie in Trance. Als ich bei ihm ankomme, klopft er neben sich. Er möchte, dass auch ich mich an den Pult lehne. Schulter an Schulter. Mein Herz klopft so laut, dass ich Angst habe, er könnte es hören.

"Wie alt bist du, Florence?"

"22", gebe ich kurz zurück. Ich bin verwirrt. Was hat mein Alter mit Englisch zu tun?

"Wie alt schätzt du mich, Florence?", mein Name kommt ihm so einfach über die Lippen. Als wäre er nur dazu gemacht, um von ihm ausgesprochen zu werden. Reiß dich zusammen und konzentriere dich, schimpft mein Inneres.

"So eine Frage beantworte ich nicht.", ich lächele ihn an. "Mit einer Antwort würde ich mir nur die Finger verbrennen."

Adam stellt sich vor mich, lässt seine Augen über meinen Körper wandern. Man sieht die Lust in seinen Augen. Wenn er nicht mein Professor wäre, würde ich ihn verführerisch fragen, ob ihm gefällt, was er sieht. Hätte meine Hand auf seine Brust gelegt... Lieber Gott, wenn du mich die nächsten paar Minuten überstehen lässt, gehe ich jeden Sonntag in die Kirche!

Adam räuspert sich. "Manchmal lohnt es sich, sich die Finger zu verbrennen... Ich will dir eigentlich etwas anbieten, deswegen sind wir hier."

Er dreht sich um und geht zu seiner Tasche. "Ich könnte dir Nachhilfe anbieten. Aber davon darf keiner erfahren, denn eigentlich bin ich kein Nachhilfelehrer. Aber für dich mache ich jede Ausnahme.", er legt seinen Kopf schief und zwinkerte mir zu. Mir ist so heiß... Jede Ausnahme? Ob er wohl auch mit mir schlafen würde? Ich versuche, den Gedanken zu verdrängen.

"Aber Herr Johnson, ich möchte Sie nicht mit meinen Problemen belästigen. Ich kann mir sonst jemand anders auch suchen.", innerlich schlage ich mich für diese Antwort. "Nein", stellt er sofort klar. "Das mache ich!" Er gibt mir ein Post-it. Darauf seine Handynummer. Ich sehe ihn verwirrt an. "Normalerweise gebe ich meine private Nummer keinen Studenten, aber wie gesagt, bei dir mache ich jede Ausnahmen.", wieder dieses zwinkern. Wenn er so weiter macht, falle ich gleich in Ohnmacht. "Schreib mir heute Abend.", sagt er und nimmt seine Tasche. Wieder legt er den Kopf schief und lächelt mich an. Er kommt einen Schritt auf mich zu. Er steht so dicht vor mir. Wenn ich mich jetzt auf die Zehenspitzen stellen würde, könnten wir uns küssen. "So sprachlos kenne ich dich doch gar nicht...", er streicht mit seinen Fingerspitzen über meine geöffneten vollen Lippen. Er sieht mich noch einmal an, leckt sich über die Lippen. Er denkt exakt an dasselbe wie ich! Doch bevor einer von uns beiden die Beherrschung verliert, verlässt er den Raum.

In diesem Moment ist mir klar, dass das erst der Anfang einer spannenden Reise wird.

Zu Hause angekommen, bekomme ich keinen Bissen herunter. Ist das gerade wirklich passiert? Hatte ich wirklich gerade einen heftigen Flirt mit meinem Professor? Ich vergrabe meinen Kopf in meinen Händen. Mein Gesicht ist so heiß, mir ist so heiß. Und alles nur wegen eines verdammten Mannes. Immer wieder spiele ich mit dem Gedanken. Soll ich ihm wirklich schreiben? Darf ich das überhaupt? Immerhin hat er mir seine Nummer gegeben. Ich tippe den Anfang der Nachricht, lösche wieder alles. Resigniert lege ich das Handy beiseite. Ich hole meine Trainingsmatte hervor und beginne ein Workout. "Wenn schon kein Sex zum Abreagieren, dann wenigstens so...", murmle ich vor mich hin. Mitten im Workout läutet mein Handy. Eine neue Nachricht. Ich hechte zu meinem Handy und sehe eine Nachricht eines unbekannten Absenders. Adam Johnson.

"Hab ich nicht gesagt, du sollst dich bei mir melden?"

Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen.

"Bin beschäftigt, melde mich später.", ich bin hin- und hergerissen. Soll ich das jetzt wirklich riskieren? Wie würde er diese Antwort aufnehmen? Bevor ich weiter darüber nachdenken kann, sende ich die Nachricht ab. Sofort kommt eine Antwort.

"So so, beschäftigt also... Was treibst du, Florence?"

"Etwas was mich außer Atem bringt...", ich bewege mich auf dünnem Eis, aber Adam springt sofort auf.

"Ich bin nicht bei dir... Also was treibst du? ;)"

Ich sehe mir das Profilbild an. Ich frage mich wirklich, wie gut ein Mann aussehen kann.

"Schade, dass Sie nicht hier sind."

"Ich kann sofort herausfinden, wo du wohnst...", mir rutscht mein Herz in die Hose. Alleine die Vorstellung. Adam und ich alleine in der Wohnung. Ich stelle mir vor wie es ist von ihm geküsst zu werden, stelle mir vor wie seine Hände meinen Körper erkunden. Wie er mir nach und nach die Klamotten vom Körper streift. Seine Lippen auf meiner Haut...

"Finden Sie mich, ich warte. Währenddessen fange ich alleine an...", ich schicke die Nachricht ab, lese sie noch einmal. Ich werde panisch, möchte die Nachricht wieder löschen, aber es ist zu spät. Er hat sie schon gelesen. Mein Herz pocht, mein Unterleib pocht. Stelle mir wieder vor, mit ihm zu schlafen... Er ist bestimmt ein Sexgott!

"Florence, ich nehme diese Nachrichten sehr ernst. Ich könnte in 30 Min. bei dir sein."

"Ich warte."

Worauf habe ich mich da eingelassen?

Sorry Mister!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt