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„Macht es gut und baut keine Scheiße!“, warnte ich Jonas und Yvonne. Beide würden für drei Wochen wegfahren. Und das hieß, dass ich alleine mit meinen Problemen zwischen Adam und mir zurück bleiben würde. „Halt die Ohren steif und lass dich von deinem Professor nicht unterbuttern!“, lachte Yvi und verließ nach einer festen Umarmung die Wohnung. Ich hörte das Auto unten wegfahren und war also für drei Wochen alleine.
Ich schniefte laut auf und ging in mein Zimmer. Mit Decken, einem dicken Pullover und meinem Laptop machte ich es mir auf der Couch gemütlich. Ich wurde aber immer wieder von dem pochenden Schmerz in meinem Kopf abgelenkt. Also stand ich wieder auf und nahm eine Schmerztablette. Ich merkte wie meine Augen immer schwerer wurden und mein Hals sich immer enger anfühlte. Na toll. Ich wurde also krank. Ich versuchte die Symptome für meine Grippe zu ignorieren und arbeitete weiter an meinen Aufgaben. Heute war abermals Sonntag und abermals machte ich meine Aufgaben auf den letzten Abdruck. Gegen Abend musste ich aber abbrechen da mir schwindlig wurde. Ein ungutes Gefühl beschlich mich und nachdem ich Fieber gemessen hatten,stellte es sich wirklich raus, dass ich 38,4° hatte.
Also würde ich zuhause bleiben. Auch gut. Ich legte mich wieder zurück auf die Couch und schlief ein. So fest hatte ich schon lange nicht mehr geschlafen. Mit meinem Wecker wachte ich auf. Aber das Fieber ging über Nacht nicht weg. Mir war unbeschreiblich heiß und ich hatte über Nacht geschwitzt. Nach einem Tee stellte ich mich unter die Dusche. Als ich die Dusche verließ war mir wieder eiskalt aber ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es Zeit war in der Schule anzurufen. Still bettend hoffte ich das nicht Mr Johnson abhob. Es rauschte kurz, dann meldete sich eine raue Stimme: „ Guten Morgen, hier spricht Johnson.“
„Äh... Mister Johnson? Ich bin es Florence.“ Stille. Wieder ein Rauschen.
„Flo? Warum rufst du an? Ist etwas passiert?“, die leiser werdenden Stimmen verrieten mir, dass er das Konferenzzimmer verließ.
„Nichts, ich wollte mich krank melden“, ein kurzes raues Lachen von Adam ertönte an der anderen Seite der Leitung. „Schon wieder montags?“
„ Ha ha, sehr witzig. Das war es auch schon. Auf Wiederhören, Mr Johnson.“, ich hörte noch kurz wie er sich verteidigen wollte doch da hatte ich schon aufgelegt. Was dachte er sich schon wieder wer er ist? Vielleicht war es auch nur ein Spaß?, schaltete sich mein Verstand ein und rümpfte siegessicher die Nase.

Adam Johnson:
Florence war jetzt schon den dritten Tag nicht mehr gekommen und weil ich wusste, dass ihre Mitbewohner nicht da waren, machte ich mir langsam Sorgen. Sie war krank und alleine in der Wohnung. Es hat in diesen drei Tagen soviel passiert sein können. Was wenn Flo ohnmächtig geworden war, sich den Kopf angeschlagen hatte und jetzt seit drei Tagen hilflos in der Wohnung lag? Mein Griff um das Lenkrad verstärkte sich und ich hörte wie das Leder unter meinen Händen zu knautschen anfing. Ich trat noch etwas auf das Gas und setzte den Blinker. Vor ihrer Wohnung stand ihr schwarzes Auto also war sie schon mal zuhause. Ich parkte neben ihrem Auto und warf beim Aussteigen einen Blick in ihr Auto. Es lag eine Tüte von der Apotheke darin und ihre Winterjacke. Mit zusammengezogenen Augenbrauen öffnete ich die Tür und holte ihr Zeug heraus. Warum zum Teufel hatte sie nicht abgesperrt? Die Wohnungstür unten war zu also klingelte ich bei ihr doch sie machte nicht auf. Ich wurde immer unruhiger. Ich versuchte mein Glück bei der Nachbarin. „ Ja?“, meldete sich eine Stimme. Ohne nachzudenken verklickerte ich ihr, ich sei die Post woraufhin sie sofort öffnete. Ich nahm zwei Stufen auf einmal und lief in den dritten Stock.
Etwas aus der Puste drückte ich die Wohnungstür auf und auch die war offen. Was zum Teufel..? Ich betrat die Wohnung und schloss die Tür hinter mir. Ich entdeckte die Kleine zusammengerollt und mit drei Decken zugedeckt auf der Couch. Ich ging neben ihr in die Hocke und fühlte ihre Stirn. Ich war zwar kein Experte in diesem Gebiet doch ihre Stirn fühlte sich für meine Hand viel zu heiß an. Ich sah mich in der Wohnung um. Es sah alles so aus wie ich es in Erinnerung hatte. „Hey, Flo!“, sagte ich sanft und strich ihr über die Wange. Sie rührte sich kein Stück. In meiner Panik suchte ich ihre eiskalte Hand und fühlte ihren Puls. Seitdem das damals geschah, war es ein Reflex von mir. Er fühlte sich ganz normal an. „Florence, wach auf“, meine Lippen streiften ihre heiße Stirn. Sie fing an zu husten und drehte sich auf die Seite. Ich rüttelte sie an den Schultern als sie endlich ihre wunderschönen Augen aufschlug. Es dauerte einen Moment bis sie sich auf mir fokussierten. „Was machst du hier?“, erkundigte sich ihre brüchige Stimme. „Ich habe mir Sorgen gemacht, Flo. Ich bin hier hergekommen und du hast die Wohnungstür offen gelassen, Babe. Ich bring dich zu mir.“, während ich noch sprach, schloss sie wieder ihre Augen und nickte leicht. Ich ging in ihr Zimmer und nahm ihre Sporttasche. Ich öffnete wahllos eine Schublade und Jackpot! Ihre Unterwäsche. Mit flinken Finger fischte ich ein paar BH's und Unterhosen heraus. Und verdammt! Die Kleine besaß nur Spitze. Wie sie wohl darin aussah? Ich schüttelte den Kopf und ließ ihre Unterwäsche in ihrer Tasche verschwinden auch wie T-Shirts, Pullovers, Jogginghosen und Socken. Mit der Tasche auf der Schulter verließ ich ihr Schlafzimmer. Ich warf noch schnell ihr Handy dazu. „Hey, Flo. Kannst du aufstehen?“, doch von ihr kam keine Antwort. Also trug ich sie im Brautstil zu meinem Auto. Ich ließ sie auf der Rückbank nieder und deckte sich mit meiner Jacke zu. Ich ließ das Auto an und aktivierte die Heizung auf voller Stufe. Ich joggte wieder hinauf in ihre Wohnung, versicherte mich das alles ausgeschaltet war, schulterte die Tasche und schloss die Tür ab.
Zuhause legte ich sie in mein Bett und deckte sie mit drei Decken zu. Sie öffnete kurz die Augen und wollte etwas sagen. „Florence, du bist bei mir zuhause. Schlaf weiter. Ich kümmere mich um dich.“ Sie sah mich noch einen Moment an, schloss aber wieder ihre Augen. Ich gab ihr noch einen Kuss auf die Stirn und verließ danach das Zimmer. Mit meinem Laptop machte ich es mir auf der Couch gemütlich und googelte Hausmittel bei Fieber. Nach einer Ewigkeit hatte ich eine kleine Liste zusammen gestellt:
Wadenwickel
Waschung?
Essigstrümpfe?
Auch wenn mir die Waschung für sehr interessant vorkam, entschied ich mich für nichts davon. Ich hatte bei solchen Sachen keinen blassen Schimmer. Ich rappelte mich wieder hoch und machte Flo eine Hühnerbrühe. Ich wollte es mir eigentlich nicht wahr haben aber Florence war mir alles andere als egal.

Sorry Mister!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt