3.

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Ich kneife mir immer wieder in den Oberarm. Ich kann nicht glauben, was da gerade passiert ist. Er hat mich geküsst, wir hätten miteinander geschlafen, wenn wir nicht in der Schule gewesen wären. Das Gedankenkarussell dreht sich immer schneller. Bin ich nicht die einzige Studentin, mit der er das abzieht? Hatte er wirklich schon mal eine Affäre? Möchte ich seine Affäre werden?

Nach unserem "gemütlichen" Zusammensein habe ich ihm noch geholfen die Sachen wegzuräumen. Immer wieder hat er mich dabei berührt, mir einen Klaps auf den Po gegeben, mich geküsst. Frustriert verlasse ich nach einem harten Tag die Universität und hüpfe in mein Auto.

Morgen habe ich das erste Mal Nachhilfe. Ich bin nervös, nicht wegen der Nachhilfe, sondern nur wegen Adam. Wird es zu Sex kommen? In der Universität? Ganz in Gedanken verloren, komme ich zu Hause an. Ich bin alleine, meine Mitbewohner sind noch nicht da. Ich nutze die Gunst der Stunde und lasse mir ein Bad ein. Ich schalte leise Musik ein, dämme das Licht. Das ganze Bad duftet nach Rosen. Ich liebe Rosen, alles an mir roch nach Rosen. Ich lasse mich in das warme Wasser gleiten und spüre sofort, wie ich entspannter werde. Ich schließe für ein paar Sekunden meine Augen, aber es lässt mir einfach keine Ruhe. Ich denke die ganze Zeit an Adam. Soll ich ihm schreiben? Aber ich möchte nicht nerven? Aber er hat mich heute geküsst, ich hätte das Recht dazu. Soll ich ihm ein Foto von mir schicken? Mein Finger schwebt über der Tastatur, ich kämpfe mit mir selbst. Die Gedanken sind sofort wie weggeweht als ich ein Rumpeln in der Wohnung höre. Entweder ist Jonas oder Yvi nach Hause gekommen. Das sind nicht nur meine Mitbewohner, sondern auch meine besten Freunde. Sie kennen mich besser als alle anderen.

"Jonas? Yvi?" rufe ich aus dem Badezimmer. Wieder höre ich etwas rumpeln, danach Jonas angestrengt rufen. "Was hast du da bitte wieder bestellt?" Sekunden später steht Jonas vor mir. Er darf mich nackt sehen. Jonas hat kein Interesse an Frauen. "Dein Paket ist da.", teilt er mir mit und ist wieder verschwunden. Ich bin vielleicht etwas ausgeartet, ich habe mir letztens alle Teile von Fifty Shades of Grey bestellt. Ich steige aus der Badewanne und sehe mich einen Moment im Spiegel an. Ich sah wirklich gut aus. Klar, es gibt Tage da finde ich mich hässlich und dick, aber an den meisten Tagen bin ich sehr zufrieden mit mir. Aber das ist ja bei Frauen sowieso, wir sind nie ganz zufrieden mit uns.

Ich schlüpfe in meinen Bademantel und spaziere ins Wohnzimmer, wo mein Paket steht. Jonas hat es mir bereits aufgeschnitten, er weiß wie tollpatschig ich sein kann. Ich sah auf mein Handy, weil ich wissen wollte, wie spät es war. Kann ich noch einen Kaffee trinken oder ist es bereits zu spät? Nach 16 Uhr darf ich keinen mehr trinken. Sonst kann ich nicht schlafen. Ich höre mich an wie eine alte Frau.

Zu meiner Freude sah ich eine Nachricht von Adam.

"Morgen, 14:45 Uhr, Nachhilfe. Lass die Unterwäsche weg. ;)"

Ich muss lachen, so ein Depp. Jonas bemerkte mein Lachen. "Ohhh, wer ist denn da verliebt?"

"Ich bin nicht verliebt!", streite ich alles ab. Die Schmetterlinge im Bauch ignoriere ich.

Bevor die Diskussion ausartet, verziehe ich mich lieber wieder in mein Zimmer. Jonas weiß ganz genau, wann ich lüge. Er meint, man kann es in meinen Augen sehen. Und außerdem werde ich dabei rot wie eine Tomate.

Ich greife zum ersten Teil und beginne zu lesen. Anfangs komme ich nicht wirklich in die Geschichte rein, sehe immer Adam vor mir, wenn ich über Christian Grey lese. Doch irgendwann sehe ich auf die Uhr und stelle erschrocken fest, dass es bereits nach Mitternacht ist. Frustriert sehe ich in meinen Chat mit Adam. Ich habe ganz vergessen, ihm zurückzuschreiben. Ich seufze laut und fange an zu tippen.

"Kleid oder Rock?", antworte ich ihm und füge noch einen Zwinkersmiley hinzu. Ich rechne mit keiner Antwort mehr, immerhin ist es fast ein Uhr nachts. Aber ich habe mich getäuscht, wenige Sekunden später klingelt mein Handy. Doch es ist keine Nachricht, er ruft mich an!

"Hallo?", frage ich leise. Vielleicht hat er sich nur verwählt.

"Was machst du noch auf? Du solltest bereits schlafen.", höre ich von der anderen Leitung. Seine Stimme klingt wahnsinnig sexy. Er hat bereits geschlafen, das hört man.

"Tut mir leid, ich wollte dich nicht wecken."

"Und warum bist du noch auf?", fragt er mich wieder.

"Lach mich nicht aus."

"Was kommt jetzt?"

"Ich habe Fifty Shades of Grey gelesen.", ich höre ihn lachen. "Diesen Blödsinn liest du? Babe, du musst sowas nicht lesen. Ich kann dir das auch so zeigen." Babe? Wie das klingt, mein Herz schlägt gleich viel schneller. Wie kann ein Mann nur so eine Reaktion in mir auslösen?

"Ach ja? Du kennst dich also aus?", wieder ein Lachen von ihm.

"Ich kann dir noch soviel beibringen, Florence. Wir werden noch so viel Spaß haben.", seine Stimme klingt rau und belegt. "Oh Gott, wenn du wüsstest, was ich mir gerade vorstelle."

"Erzähl es mir doch...", hauche ich ins Telefon. Ich höre es rascheln, anscheinend dreht er sich gerade um oder setzt sich auf.

"Ich würde dich am ganzen Körper küssen, jeden Zentimeter mit meiner Zunge erkunden. Deine Brüste liebkosen und zärtlich in deine Knospen beißen..."

"Hmm, das klingt toll...", sage ich und muss aber währenddessen gähnen. Ich höre ihn wieder lachen.

"Florence, geh schlafen. Du musst morgen ausgeschlafen sein."

"Ich will aber nicht.", quengle ich. "Ich möchte noch etwas deine Stimme hören."

"Okay, dann erzähle ich dir aber etwas anderes. Sonst kann ich nicht mehr schlafen."

"Okay.", nuschle ich und stelle in auf Lautsprecher. Das Handy lege ich neben meinen Kopf, es ist fast so als wäre Adam im gleichen Raum. Seine Stimme erfüllt das Zimmer. Ich stelle mir vor, wie er gerade auch in seinem Bett liegt, das Handy neben ihm.

"Es war einmal eine Prinzessin. Sie sah wahnsinnig toll aus. Sie hatte blonde, lange Haare und grüne Augen.", ich muss schmunzeln als er mich beschreibt. "Ihr Name war Florence."

Es dauert nicht lange und ich schlafe zum Klang seiner Stimme ein.

Ein paar Stunden später klingelt erneut mein Handy, aber dieses Mal ist es leider der Wecker und nicht Adams Anruf. Ich sehe in unserem Anrufprotokoll nach, er war noch eine Stunde dran während ich schon schlief... Mein Herz hüpft bei der Vorstellung, dass Adam Johnson beim Schlafen zugehört hat. Hoffentlich habe ich nichts geredet... 

Als ich endlich in der Universität ankomme, lege ich meinen Kopf auf den Tisch und schließe für die restlichen Minuten meine Augen. Ich liebe es zu schlafen, wenn ich nicht mindestens acht Stunden schlafe, bin ich am nächsten Tag zu nichts zu gebrauchen. Ich bin anscheinend wirklich leicht weggedöst, denn ich erschrecke als ich plötzlich Adams Stimme höre. Ich richte meinen Kopf auf und bin leicht verwirrt. Bin ich im falschen Raum? Ich habe doch jetzt Mathematik. Ich schlage meinen Kalender auf und sehe, dass ich richtig bin. Die Verwirrung ist mir ins Gesicht geschrieben, ich reibe mir die Augen und sehe nach vorne. Adam lächelt mich an und antwortet auf meine unausgesprochene Frage. "Ich mache heute erneut die Vertretung. Dieses Mal in Mathematik." Ach ja, Frau Taylor ist ja nicht da. Adam lässt die Übungsblätter durchreichen. Jeder nimmt sich ein Blatt und gibt den Stoß dann weiter. Ich nehme ein Blatt und reiche es auch weiter. Ich kenne diese Berechnungen, in Mathematik tue ich mich nicht sonderlich schwer. Nur in Englisch.

Ich versuche Adam auszublenden, aber er ist einfach viel zu präsent. Jedes Wort, welches er mit den anderen wechselt, versuche ich aufzuschnappen. Ich möchte alles mitbekommen. Irgendwann halte ich es nicht mehr aus. Ich muss auf die Toilette.

Ich melde mich bei Adam und teile ihm mit, dass ich kurz auf die Toilette muss. Als ich bei der Tür rausgehe, spüre ich immer noch seinen Blick auf meinem Rücken. Wie von ihm befohlen, trage ich heute einen Rock. Ohne etwas darunter.

"Oh Gott, wie siehst den du aus?", stelle ich schockiert fest. Ich hatte einen Abdruck von meinem Powernap auf der Wange. Ich wasche mir die Hände und denk über den heutigen Nachmittag nach. Wie soll das alles weitergehen? Ich bin schon viel zu tief in diesem Schlamassel. Und ich muss mir eingestehen, dass ich mich leider bereits verliebt habe...

Auf dem Weg zurück zum Raum blicke ich kurz auf mein Handy. Ein kurzer Moment der Unachtsamkeit reicht aus und ich laufe gegen einen gut gebauten Mann. Adam, wer sonst...

"Na na na, wer ist denn da von seinem Handy abgelenkt?", er schnappt sich mein Handy und hält es über seinen Kopf.

"Gib es wieder her!"; schimpfe ich lachend und versuche es durch einen Sprung zurückzubekommen.

"Hast du etwas zu verheimlichen?", fragt er kokett und drückt mich an die Wand. Ich sehe mich in der Aula um, kein Mensch weit und breit. Er zieht mich weiter, in eine kleine Nische, wo wir alleine sind. Er haucht mir einen kleinen Kuss auf die Lippen, zieht mich an sich. Seine Hand fährt unter meinen Rock. "Braves Mädchen.", stöhnt er als er einen Finger über meine Mitte gleiten lässt.

Plötzlich lässt Adam von mir los, sieht mir noch einmal tief in die Augen. "Wir müssen gehen, Süße."

Die restliche Stunde kann ich meine Augen nicht von ihm lassen. Ich bin wie besessen von diesem Mann. Immer wieder schweifen meine Gedanken ab. Stelle mir vor wie der Nachmittag wird.. Ich werde rot bei dem Gedanken dabei uns blicke wieder auf meine Unterlagen. Ich kann es kaum erwarten.


Sorry Mister!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt