Kapitel 25

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Isabellas Sicht

"Bella! Gefällt dir dein Zimmer?", freudig kommt Mum auf mich zu und nimmt mich in den Arm. "Ja, es ist ... einfach großartig!" Ich sehe mich in dem großen Raum um. Es hat sich nichts verändert. Mein Vater sitzt aufrecht am Tisch, und meidet meinen Blick. 

"Komm, setz dich. Es gibt dein Lieblingsessen. Und Pudding zum Nachtisch. "Super." Ich zwinge mir ein Lächeln auf dir Lippen, um meine Mutter nicht zu enttäuschen. Natürlich habe ich Hunger, und ich freue mich auch auf das Essen, aber es ist so ungewohnt, nach drei Jahren mit meiner Familie an einem Tisch zu sitzen, als wäre nix passiert. Ich setze mich auf meinen alten Platz und hoffe, dass Draco bald kommt. Wie auf Kommando öffnet sich die Tür und mein Zwillingsbruder kommt herein und setzt sich neben mich. 

"Hast du dich gut eingelebt in Hogwarts?" "Ja, Mum. Es gefällt mir ganz gut." Mit einem Blick auf meinen Vater, füge ich provozierend hinzu: "Ich habe in Gryffindor auch schon viele Freunde gefunden. Mit den Weasleys verstehe ich mich prächtig und Hermine Granger ist mir in den wenigen Wochen schon richtig ans Herz gewachsen. Und mit Harry kann ich mich stundenlang unterhalten! Und dann ist da noch Josh. Er war meine Begleitung auf dem Ball. Er ist sehr nett. Manchmal zwar ein bisschen nervig, aber er ist auch ein richtig guter Freund." 

Jetzt ist es meine Mutter die gekünstelt lächelt. Mein Vater hat das Gesicht verzogen und verkneift sich eine abfällige Bemerkung. Draco kann meine Freunde zwar nicht leiden, aber er hat sich damit abgefunden und verschluckt sich nur, woraufhin er einen Hustenanfall bekommt. Abwesend klopfe ich ihm auf den Rücken. Wie soll ich das hier nur überleben. Ich passe hier einfach nicht rein - in eine Todesserfamilie. Zwar habe ich nie die Bestätigung dafür bekommen, dass mein Vater wirklich zu den engeren Anhängern des dunklen Lords gehört, aber ich vermute es schon seit Jahren.

Das Essen war natürlich köstlich, wie jedes Essen, was von Elfen bereitet wird. Gesättigt verabschiede ich mich von meinen Eltern mit der Begründung, dass ich vom vielen Laufen müde bin, und gehe in mein Zimmer. Ich schnappe mir ein Buch aus dem Regal und lege mich auf mein Bett. Als ich die letzte Seite beendet habe, schaue ich verdutzt auf die Uhr. Ich habe gar nicht gemerkt, dass die Zeit so schnell vergangen ist. Es ist 1:12 Uhr. Aber da Ferien sind, kann ich ja sowieso ausschlafen.


***

Ein Klopfen an der Tür weckt mich aus meinem traumlosen Schlaf. Müde stehe ich auf und gehe langsam zur Tür. "Ja?", ich stecke meinen Kopf aus der Tür. Draco steht davor und grinst mich frech an. "Dad hat gesagt, dass ich dich holen soll, weil es gleich Mittagessen gibt." "Ich habe keinen Hunger." Ich will gerade die Tür wieder schließen, als Draco seinen Fuß dazwischen stellt. "Wir bekommen Besuch." "Ja und?!" "Deine Patentante kommt zum Essen. Wegen dir." Bei dem Gedanken an meine Patentante läuft mir ein Schauer über den Rücken. "Ich will sie nicht sehen." Ich schiebe seinen Fuß weg und sperre die Tür zu."

***

Ich vermisse euch so sehr! Hier ist es einfach nur schrecklich. Alle tun so, als wenn nichts gewesen wäre. Aber ich kann es einfach nicht vergessen. Jeden Tag kommt meine Patentante und will mit mir reden. Angeblich tut es ihr leid, aber ich kenne sie besser. Ich weiß, dass sie nie etwas bereut.
Aber was solls. Morgen ist Weihnachten und ich lasse mir das Weihnachtsfest nicht von meiner Familie verderben. Ich wünsche euch weiterhin viel Spaß in Hogwarts.
Aller liebste Grüße von Bella.

***

Meine Eltern sind noch nicht zu Hause und das Haus sieht aus wie immer. Aber es ist Weihnachten, deshalb habe ich beschlossen, wenigstens das Wohnzimmer ein wenig zu schmücken. Ein Baum ließ sich schnell besorgen und ein paar dunkelrote Kugeln hingen kurz darauf auch an den Zweigen. Auf die Fensterbretter, den Kamin und den Tisch verteile ich Kerzen, die den Raum in einem schönem Orange beleuchten. 

Als ich fertig bin, betrachte ich mein Werk und lasse mich zufrieden auf das Sofa fallen. Da fällt mir ein, dass die ganzen Geschenke noch unter meinem Bett liegen. Schnell renne ich nach oben, um sie zu holen. Auf dem Rückweg werde ich auf Draco aufmerksam, der mit irgendjemanden redet. Ich mache mich unsichtbar und schleiche mich näher heran. 

"Das könnt ihr doch nicht machen. Sie freut sich doch so darauf.", höre ich Draco in ein Feuer sprechen. "Ich weiß. Nächstes Mal ja? Macht euch einen schönen Abend.", das war Dad, der ihm aus dem Feuer antwortet. Entsetzt mache ich mich wieder sichtbar. "Was meint er damit?" Erschrocken richtet sich Draco auf. Als er merkt, dass ich es bin, schaut er traurig auf den Boden. Da er aber weiß, dass es nix bringt, mich anzulügen, sieht er mir wieder in die Augen. "Mum und Dad müssen noch arbeiten. Sie kommen erst spät nach Hause." "Was?! Aber heute ist Weihnachten! Mum hat mir versprochen, dass es so wird wie früher ... wobei sie früher ja auch nie da waren, stimmt's? Und ich dachte, dass es heute ein schöner Abend werden kann." 

Enttäuscht drehe ich mich um. "Bella, es tut mir leid." "Du kannst ja nix dafür." Mir fallen die Geschenke wieder ein. Ich suche Dracos heraus und reiche es ihm. "Ist das für mich?" "Nein, für den Weihnachtsmann. Natürlich ist das für dich." Lachend gehen wir ins Wohnzimmer. Ich stelle die restlichen Geschenke unter den Baum und beobachte Draco, wie er sein Geschenk auspackt. Plötzlich klopft etwas an die Scheibe. Ich gehe ans Fenster und erkenne eine weiße Eule in dem Schneegestöber. "Hedwig!" Schnell öffne ich das Fenster und lasse Harrys Eule herein. Erfreut lässt sie sich auf dem Tisch nieder. Ein kleines Geschenk und ein Brief sind an ihr befestigt. Ich befreie sie von ihrer Last und gebe ihr ein paar Krümel von den Keksen. Neugierig reiße ich den Brief auf. 


In schnörkelicher Schrift, die ich sofort erkenne, steht da:

Wir hoffen, dass dein Weihnachtsfest, trotz deiner Familie, schön ist. Bei uns liegt der Schnee gefühlte zwei Meter. Du würdest es auf jeden Fall lieben! Das Geschenk, dass Hedwig dir mitgebracht hat, ist von mir. Von Ron und den Zwillingen bekommst du es, sobald du in Hogwarts bist, da es für eine Eule zu groß ist.
Wir sehen uns nächste Woche in Hogwarts.
Liebe Grüße Harry!
PS: Natürlich auch weihnachtliche Grüße von uns (Mir - George und meinen Geschwistern)
PPS: George hat mir gerade den Brief geklaut.

Grinsend lege ich den Brief beiseite. Bevor ich zu dem Geschenk greife, blicke ich zu Draco, der sich begeistert seinem Geschenk widmet. Zufrieden streichle ich Hedwig über das Gefieder, bevor ich Harrys Geschenk öffne. Darin liegt eine wunderschöne Schreibfeder. Ich erinnere mich, wie ich Harry erzählt habe, dass ich dringend eine neue Feder benötige, da meine schon so abgenutzt und zerkratzt ist. Hedwig fliegt nervös auf meine Schulter. "Du hast es aber eilig." Schnell schnappe ich mir ein Blatt und meine neue Feder und schreibe Harry einen säuberlichen Antwortbrief, welchen ich mit seinem Geschenk an Hedwig befestige. Ich öffne das Fenster und lasse sie wieder hinaus in die kalte Nacht.

***

Das Weihnachtsfest war noch ganz erträglich. Wahrscheinlich war es sogar ohne meine Eltern schöner. Ich bin froh, dass die Ferien morgen schon vorbei sind, denn länger hätte ich es mit meinem Vater nicht ausgehalten. Die ganze Zeit haben wir uns gestritten. Immer wenn wir uns unterhalten haben, endete es in einem Streit oder einer Diskussion, die keiner von uns beiden gewann. Meistens ging es allerdings nur um belanglose Dinge. In den zwei Wochen haben ich ungefähr zehn Bücher gelesen. Drei neue habe ich von meiner Mutter zu Weihnachten bekommen. In meinem Zimmer fühle ich mich wohl, aber sobald ich es verlasse, werden alte, schmerzende Erinnerung in mir wachgerufen. Jedes Mal, wenn ich in Eingangshalle komme, spielt sich vor meinem Auge dieselbe Szene ab.

Es war der 23. Mai im Jahr 1991: ...

Isabella Malfoy - Jahrelanges Geheimnis (Harry Potter ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt