Isabellas Sicht
Mit geschlossenen Augen liege ich auf dem Sofa im Gemeinschaftsraum. Den Kopf habe ich auf Georges Beine gelegt und lausche den Gesprächen meiner Freunde. "Bella! Deine Eltern sind unten!", irgendein Gryffindor läuft an mir vorbei, ist aber schon wieder verschwunden als ich die Augen öffne.
Genervt verdrehe ich die Augen. "Auf in die Hölle ...", mühselig rapple ich mich auf und hole meine Tasche aus dem Schlafzimmer. Ich hieve den Koffer die Treppe hinunter und lasse ihn auf der letzten Stufe ungeschickt fallen. Wütend stopfe ich meine Sachen wieder zurück in den Koffer und knie mich darauf, um ihn wieder zu zumachen. Leise fluche ich vor mich hin. "Bel, lass mich das machen.", George schiebt mich sanft zur Seite und schließt meinen Koffer. Dann hebt er ihn hoch, und deutet mir mit einer Kopfbewegung an, dass er den Koffer runterträgt.
Schnell verabschiede ich mich von den anderen und folge George aus dem Gemeinschaftsraum. "Ich würde die Ferien viel lieber bei euch verbringen.", mürrisch stampfe ich neben meinem Freund her. George bleibt stehen und sieht mich mitfühlend an. Er weiß ganz genau wie ich mich fühle. Wenn er zuhause erzählt, dass wir beide jetzt zusammen sind, dann würden seine Eltern wahrscheinlich ein Fest feiern vor Freude. Wenn ich es allerdings meinen Eltern erzählen würde, dann würden sie mich wahrscheinlich sofort von der Schule nehmen.
„Du packst das schon.", aufmunternd kneift er mir in die Seite. Trotzig senke ich den Blick. „Das ist voll unfair. Du wirst mega schöne Weihnachtsferien mit deiner Familie haben und ich ... ich werde jeden Tag dazu gezwungen, mit Leuten an einem Tisch zu sitzen, die ich nicht leiden kann." „Ach Bel. Ich werde dir jeden Tag schreiben und wer weiß, vielleicht wird es ja gar nicht so schlimm." Ich werfe ihm einen Das-glaubst-du-ja-selber-nicht-Blick zu bevor ich ihm den Koffer abnehme, ihm einen Kuss auf die Wange drücke und um die nächste Ecke biege.
Meine Eltern stehen vor der großen Eingangstür und unterhalten sich mit Professor Snape. Draco steht nur genervt daneben und begrüßt mich mit einem gequälten Lächeln. Ich muss dem Gespräch nicht lange folgen, um zu wissen, dass es um Dracos ‚negative' schulische Leistungen geht. Als mein Vater mich sieht, deutet er mit einer leichten Kopfbewegung auf mich.
„Und wie sind Isabellas Noten?" Snape mustert mich kurz abwärtig, bevor er meinem Vater antwortet. „Nun, Isabella ist eine hervorragende Schülerin. Bis auf Alte Runen und Astronomie hat sie in jedem Fach ein ‚Ohnegleichen'. Sie arbeitet gut mit und ihr Aufgaben erfüllt sie stets ordentlich. Außerdem hat sie ein großes Talent für Zaubertränke und Verwandlung. ", die Worte kommen ihm nur schwer freundlich aus dem Mund.
Er kann es nicht ausstehen, wenn ein Gryffindor besser ist als ein Slytherin. Und in meinem Jahrgang sind nun mal Hermine und ich die Jahrgangsbesten. „Du solltest dir ein Beispiel an deiner Schwester nehmen, Draco.", tadelnd sieht Dad seinen Sohn an. Ihm missfällt es offensichtlich, dass ich bessere Noten habe als sein geliebter Sohn.
„Nur weil Draco mal ein ‚Annehmbar' oder ein ‚Mies' in einer Hausarbeit hatte, heißt das ja noch lange nicht, dass er ein schlechter Schüler ist. Jeder hat mal einen schlechten Tag – und bei Draco war es eben ein schlechter Monat. Das bedeutet ja nicht gleich, dass er ab jetzt immer so ist. Er hat sich doch schon wieder gebessert. In dem letzten Aufsatz, den er freiwillig in Verwandlung geschrieben hat, hat er ein ‚Ohnegleichen' bekommen!", ich finde es nicht richtig, dass Draco Ärger bekommt, nur weil er einige schlechte Noten kassiert hat.
Lass gut sein, Bel. „Schon gut, wir wollen ja nur das Beste für euch beide.", liebevoll legt Mum mir eine Hand auf die Schulter. „Wir sollten los." Wir verabschieden uns von Professor Snape und verlassen das Gebäude. Ich hieve meinen schweren Koffer die Treppe hinunter und hätte ihn beinahe schon wieder fallen gelassen, wenn mir nicht zwei starke Hände zur Hilfe gekommen wären. „Gib her. Das kann man ja nicht länger mit ansehen.", genervt nimmt Dad meinen Koffer und trägt ihn die Treppe hinunter als würde er nichts wiegen. Kaum haben wir Hogwarts hinter uns gelassen, fassen Mum und Dad uns an den Händen an und wir apparieren zu unserem Sommerhaus.
Ich war schon lange nicht mehr hier. Ich hätte nicht gedacht, dass ich es so sehr vermisst habe. Aber jetzt kommen die ganzen Erinnerungen an früher wieder hoch. Draco und ich sind auf der großen Wiese vor dem Haus immer um die Wette geflogen. Einmal sind wir sogar durch ein offenes Fenster in den Saloon gelangt und haben dort Chaos angerichtet. Grinsend stupse ich Draco an und deute auf das eben gemeinte Fenster. Auch er muss bei der Erinnerung lächeln.
Vor der Haustür drehe ich mich nochmal um und genieße die Aussicht. Weit und breit sind nur Berge und weite schneebedeckte Felder.
Dad hat bestimmt eine Silvesterparty geplant, denn einen anderen Grund kann ich mir für diese Lokation nicht vorstellen.
Ich laufe zu meiner Mutter, die an der Haustür auf mich wartet. „Mum, wieso sind wir diese Ferien hier?" „Dein Vater hat unsere ganze Familie und unsere Freunde eingeladen, um mit ihnen gemeinsam das Jahr ausklingen zu lassen." Mürrisch verziehe ich das Gesicht. „Die kommen aber nur zu Silvester, oder?" Lächelnd legt Mum mir ihre Hand auf die Schulter: „Ja. Deine Tante kommt schon ein paar Tage eher, aber zu Weihnachten sind wir unter uns."
Na wenigstens kann ich ein paar Tage der Ferien genießen.
„Dein Vater hat deinen Koffer schon nach oben gebracht. Du hast den restlichen Abend für dich. Wir würden uns freuen, wenn du morgen mit uns gemeinsam frühstücken würdest."
„Natürlich – es ist schließlich Weihnachten.", ich drücke meiner Mutter einen flüchtigen Kuss auf die Wange und flitze die Treppe nach oben. In meinem Zimmer angekommen, schließe ich die Tür hinter mir und schaue mich glücklich um. Es ist ungefähr 4 Jahre her, als ich das letzte Mal hier war und es hat sich nichts verändert! Unsere Hauselfen haben das Zimmer sauber gehalten. Schmunzelnd hebe ich das Foto hoch, dass verloren auf dem Boden liegt. Die Elfen haben sich wohl nicht getraut hier aufzuräumen. Ich weiß noch, wie ich sie als kleines Kind angeschrien habe, weil sie ohne meine Erlaubnis mein Zimmer aufgeräumt haben und ich danach nichts mehr wiedergefunden habe.
Auf dem Foto sind Draco und ich abgebildet. Glücklich grinsen wir in die Kamera. Das Foto wurde an unserem 8. Geburtstag gemacht. Wir haben beide unseren ersten eigenen Rennbesen bekommen und waren total stolz darauf. Allerdings hatte Draco seine schon nach drei Tagen geschrottet, als er gegen einen Baum geflogen ist. Er war am Boden zerstört, weil Dad ihm keinen neuen Besen kaufen wollte. Er tat mir so leid, dass ich ihm meinen Besen geschenkt hatte, und stattdessen mit meinem alten Besen weitergeflogen bin. Mum fand das so rührend, dass sie mir kurzerhand selbst einen neuen Besen gekauft hat.
Lächelnd lege ich das Foto auf meinen Nachttisch und nehme stattdessen das Buch in die Hand, welches dort liegt. Es ist ein altes Kinderbuch von mir. Schmunzelnd stelle ich es ins Regal zu den anderen Büchern. Ich brauche dringend neue Bücher. Vielleicht kann ich Mum dazu überreden, dass sie nach Weihnachten mit mir in die Stadt fährt, um Neue zu kaufen.
***
Gähnend sitze ich am Frühstückstisch und beiße von meinem Brötchen ab.„Isabella, erzähl du doch mal von der Schule, von deinen Freunden.", Dad hat sein Brötchen zur Seite gelegt und sieht mich abwartend an. „Nun, den geht es allen gut.", ohne genauer darauf einzugehen, nehme ich einen großen Schluck von meiner heißen Schokolade.
„Und wie war der Abschlussball? Wer waren eure Begleitungen?" Draco verschluckt sich an seinem Brötchen, während ich anfing wie ein Wasserfall zu reden. „Also der Ball war wirklich fantastisch! Die große Halle war wunderschön geschmückt und ich habe den ganzen Abend getanzt. Meine Begleitung war Seamus Finnigan – seine Mutter ist eine bekannte Hexe. Und das Kleid, dass ihr mir geschenkt habt, hat super gepasst – danke übrigens. Und stellt euch vor: Victor Krum, der berühmte Sucher, ist mit Hermine zum Ball gegangen. Sie hat sich ja so gefreut. Draco und ich haben sogar unsere Tanzkünste zeigen können – ich habe auch ein Bild von uns, wollt ihr es sehen?", aufgeregt springe ich auf.
„Schon gut Bella, du kannst es uns ja später zeigen." Dad räuspert sich. Sichtlich genervt von meiner Rede, steht er auf: „Ich muss noch etwas erledigen." Schelmisch zwinkere ich Draco zu, der erleichtert ausatmet.
Wenn ich mit einem Halbblut auf den Ball gegangen bin, dann ist das meinen Eltern ziemlich egal - schließlich ist meine beste Freundin eine Muggelstämmige. Aber wenn unsere Eltern erfahren, dass Draco mit Rosalie Black – der Tochter von Sirius Black- auf den Ball gegangen ist, dann würde es ganz schön Stress geben.
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Isabella Malfoy - Jahrelanges Geheimnis (Harry Potter ff)
FanfictionIch habe diese Geschichte komplett überarbeitet! Es lohnt sich also auch, sie einfach nochmal von vorne zu lesen :D Isabella Malfoy, die Zwillingsschwester von Draco, kommt bei der Quidditchjugendmeisterschaft nach Hogwarts und lernt dort Harry, He...