Kapitel 27

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(Das auf dem Bild ist Rosalie Black.)

Isabellas Sicht

"Soll ich zuerst, oder du?" Ohne mit der Wimper zu zucken, laufe ich auf die Wand zwischen Gleis 9 und Gleis 10 zu. Keiner der Muggel beachtet mich, als ich einfach in die Wand hineinlaufe und darin verschwinde. Auf Gleis 9 3/4 angekommen entspannen sich meine Gesichtsmuskeln ein wenig und meine Wut ist nicht mehr all zu groß. Bevor ich auf die Idee kommen könnte, auf meine Familie zu warten, verschwinde ich in der Menge. 

Überall stehen Hexen und Zauberer. Kinder verabschieden sich von ihren Eltern und steigen dann in den Zug. Ich stelle mich auf meine Zehenspitzen und suche ein bekanntes Gesicht. Hermine kann ich nirgends entdecken, doch neben der Wand, aus der ich gerade gekommen bin, steht Harry. Ein Grinsen breitet sich auf meinen Lippen aus. 

"Harry!" Mehrere Leute drehen sich zu mir um, doch das interessiert mich recht wenig. Ich stürme auf ihn zu und falle ihm um den Hals. Er erwidert meine Umarmung und fragt mich, was mit mir los ist. "Ich bin einfach nur froh, wieder normale Leute um mich zu haben. Die Ferien waren der absolute Horror! Den ganzen Tag nur Streit! Entweder war irgendjemand da, den ich entweder nicht kannte oder nicht sehen wollte, dann stand ich angeblich jedem im Weg herum, obwohl ich meistens allein zu Hause war! Und wenn ich zu lange in meinem Zimmer war, dann haben sie sich auch beschwert! Ich bin so froh, endlich wieder in Hogwarts zu sein." 

Lachend sieht Harry mich an. "Das kann ich mir gut vorstellen, bei deiner Familie. Aber ich kann dich beruhigen, bei mir war es früher auch nicht viel besser."... Moment mal, ich dachte Harry war in den Ferien in Hogwarts. "Sag mal, was machst du eigentlich hier? Ich dachte, du hast die Ferien in Hogwarts verbracht?!" "Kurz vor Weihnachten haben Ron, Ginny, Fred und George einen Brief von ihren Eltern bekommen. Sie waren schon eher aus Rumänien zurück und wollten, dass ihre Kinder nach Hause kommen. Mich haben sie auch eingeladen." "Das ist ja nett von den Weasleys. Ich hoffe, dass ich Molly und Arthur auch bald kennen lerne! Aber wo sind die denn überhaupt?" "Du stellst Fragen. Ich bin mit Ron durch die Wand gegangen und dann waren sie einfach weg." 

Ich zucke nur mit den Schultern und drehe mich um. "Ich habe sie auch noch nicht gesehen." Vor dem Zug stehen meine Eltern mit Draco und verabschieden sich von ihm. Ob ich zu ihnen gehen soll? Eigentlich habe ich ja beschlossen, mich nicht von ihnen zu verabschieden, aber gerade fällt mir eine viel bessere Strafe für meine Eltern ein. "Harry, kommst du mit zum Zug." Harry folgt meinem Blick und sieht mich zweifelnd an. Aber er zuckt nur mit den Schultern und folgt mir.


Ich laufe provozierend langsam mit Harry an meinen Eltern vorbei. Bevor ich in den Zug gehe, drehe ich mich nochmal zu ihnen um. "Tschau Mama!", lächelnd winke ich ihr zum Abschied, meinen Vater schaue ich nicht an. Dann suche ich mir mit Harry ein Abteil und wir erzählen uns von unseren Ferien. Er hatte wohl das bisher schönste Weihnachtsfest erlebt und sieht richtig glücklich aus. Gerade als der Zug abfährt, geht die Tür des Abteils auf und Hermine und Ron kommen herein. "Da seid ihr ja. Wir haben euch schon überall gesucht!" Ron lässt sich neben Harry auf den Sitz fallen. "Dir auch einen schönen guten Tag, Ron!" Lachend schüttle ich den Kopf. Hermine und ich umarmen uns stürmisch und auch sie erzählt uns von ihren Ferien.

Rosalies Sicht

Mein Vater wurde zwei Tage vor Weihnachten freigesprochen und kurz nach Weihnachten erreichte mich auch schon der Brief aus Hogwarts. Ab heute bin ich offiziell eine Schülerin auf der besten Schule für Hexerei und Zauberei! Schon lange habe ich mir gewünscht, nicht nur von Remus unterrichtet zu werden. So oft hat er mir von Hogwarts erzählt und jedes Mal konnte er mich mit seinen Geschichten faszinieren. Von vielen Leuten kenne ich zwar die Namen aus Erzählungen, und auch manche Gesichter sind mir bekannt, aber als ich hier in den endlosen Gängen von Hogwarts stehe, komme ich mir vor, wie eine Außerirdische. 

Jeder guckt mich an, aber keiner spricht mich an. Alles unbekannte Gesichter. "Hey, bist du neu hier?" Verwundert drehe ich mich um. Ein hübsches Mädchen steht vor mir und lächelt mich freundlich an. Ihre Augen haben dieses seltsam strahlende blau, welches mir so bekannt vorkommt. Woher kenne ich dieses Mädchen nur?! "Äh, ja." schüchtern lächle ich sie an. "Ich bin Bella. Ich bin auch ziemlich neu hier. Ich bin erst dieses Schuljahr nach Hogwarts gekommen." Natürlich! Isabella Malfoy. Das Mädchen, dem ich vor ein paar Monaten das Leben gerettet habe. "Ich bin Rosalie." 

Das Mädchen sieht mich mit zusammen gekniffenen Augen an. "Irgendwie kommt mir deine Stimme bekannt vor." Natürlich kommt ihr meine Stimme bekannt vor. Auch wenn es nur zwei Worte waren. Sie haben ihr das Leben gerettet und diese Worte wird man nie vergessen. "Du verwechselst mich sicherlich nur mit jemandem.", freundlich lächle ich sie an. Sie sieht mich zwar immer noch skeptisch an, aber nach ein paar Sekunden wird ihr Blick wieder weicher und sie fragt mich, ob sie mir den Weg zur großen Halle zeigen soll. Ich nehme das Angebot gerne an und folge ihr. 

Sie sieht sehr sympathisch aus und ich überlege, ob ich ihr die Wahrheit über mich sagen soll. Doch sie nimmt mir die Entscheidung ab, als sie sich plötzlich zu mir umdreht und sagt: "Ich weiß, dass du mir vorhin nicht die Wahrheit gesagt hast. Zum einen wolltest du mir deinen Nachnamen absichtlich nicht sagen und zum anderen weißt du ganz genau, dass ich dich nicht verwechselt habe. Du musst mir die Wahrheit nicht sagen, aber bitte versuche nicht mich anzulügen. Du musst mir auch nicht sagen, woher ich deine Stimme kenne, denn das werde ich auch allein herausfinden." Sie klingt keineswegs wütend oder aufgebracht. Eher so, als würde sie mich beruhigen wollen. Ihre Art gefällt mir, weshalb ich beschloss, sie wirklich nicht anzulügen. 

"Meinen Nachnamen mag ich genauso wenig wie du, was jedoch nichts mit meiner Familie zu tun hat, denn die liebe ich über alles. Ich verspreche dir, dass ich dir irgendwann alles erzählen werde, aber bisher kenne ich dich ja kaum." Sie lächelt mich an, nickt kaum merklich und dreht sich wieder um. Ich beeile mich, um mit ihr mit zu halten und schlängle mich an den Leuten vorbei. 


Zielstrebig geht Isabella Malfoy durch eine große Tür und läuft zügig den Gang zwischen vier Tischen entlang. Vor dem Lehrertisch bleibt sie stehen und dreht sich zu mir um. Sie winkt mich näher heran und begrüßt die Lehrer mit einem freundlichen Nicken. "Das ist Rosalie. Sie ..." Eine ältere Frau mit Brille und einer streng wirkenden Frisur unterbricht Isabella und kommt auf mich zu. 

"Wir haben dich schon erwartet, Miss Black. Die Einteilung in eines der Häuser wird in wenigen Minuten stattfinden. Ich werde Ihnen den sprechenden Hut aufsetzen und dieser wird sie dann zu Gryffindor, Ravenclaw, Hufflepuff oder Slytherin schicken. In diesem Haus werden sie dann den Rest ihrer Schulzeit verbringen." Sie sieht nicht nur streng aus, sie redet auch noch so. Isabella hat sich schon aus dem Staub gemacht und ich stehe neben Mrs McGonagall und beobachte die jungen Zauberer und Hexen, die sich einen Platz an den vier Tischen suchen. 

Isabella kann ich zwischen ein paar Rotschöpfen entdecken. Ein hohes Klirren lässt mich zum Lehrertisch blicken. Professor Dumbledore hat sich erhoben und begrüßt die Schüler zu diesem Halbjahr. "Wie manche von euch vielleicht schon wissen, wurde Sirius Black vor Weihnachten freigesprochen und seine Unschuld wurde bewiesen. Ab heute wird seine Tochter Rosalie unsere Schule besuchen. Aber vorerst wird sie in ein Haus eingeteilt." Als er meinen Namen sagte, ging ein Raunen durch den Saal. Auch wenn mein Vater jetzt offiziell unschuldig ist, ist er dennoch als Massenmörder und Verräter bekannt, und nicht alle glauben an seine Unschuld. Und dass er eine Tochter hat, wussten bisher auch nur wenige. Professor McGonagall setzt mir den sprechenden Hut auf und dieser beginnt zu überlegen ...

Isabella Malfoy - Jahrelanges Geheimnis (Harry Potter ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt