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Ich hab es ihr zwar nicht gesagt aber, ja, ich wollte ihn besuchen.

Luke nickte nur und ging dann wieder die Treppe hoch. Liz machte mir ein Zeichen, dass ich ihm folgen sollte. Unsicher tat ich es dann auch. Oben im Flur sah ich ihn nicht mehr aber da ich noch wusste, wo sein Zimmer war, lief ich dahin und klopfte. Ich hörte einen Laut der ein wenig wie ein 'Ja' klang also trat ich ein. Das Zimmer war genauso wie vor zwei Jahren. Luke saß auf seinem Schreibtischstuhl und drehte sich immer und immer wieder in die Runde.

>>Wie geht's dir?<< fragte ich und setzte mich auf den Boden neben seinem Skateboard.

>>Gut, denke ich.<< antwortete er knapp und drehte sich weiter.

>>Wird dir nicht schwindelig?<<

Er schüttelte mit dem Kopf.

>>Warum hast du meine Mum umarmt?<< fragte er plötzlich kalt.

>>Ähm...<<

>>Habt ihr was miteinander?<< er sah mich mit einem vernichtenden Blick an.

>>Nein, Luke, nein! Wie kommst du auf so eine Scheiße?<<

>>Und warum habt ihr euch dann umarmt?<<

>>Ich bin nicht da, um mir von dir Vorwürfe anhören zu müssen sondern um zu gucken, wie es dir geht. Michael hat sich Sorgen gemacht!<<

Luke sagte nichts mehr sondern drehte sich einfach nur weiter.

>>Wo warst du gestern und heute?<< fragte ich ihn.

Plötzlich stoppte er, so abrupt, dass ich Angst hatte, er würde vom Stuhl fallen und sah mich an. Normalerweise mochte ich seine blauen Augen, nein, ich liebte sie, aber jetzt machten sie mir Angst. Sie sahen nicht mehr so fröhlich aus sondern... anders, schwächer. >>Ich will da nicht mehr hin.<< sagte er, so leise, dass ich dachte, er hätte mit sich selbst gesprochen doch er meinte wohl mich.

>>Warum?<< meine Stimme war leise und einfühlsam.

>>Wegen Dan.<< murmelte er und sah zu Boden. >>Er hat mich sabotiert.<<

>>Wie... was....<< stotterte ich.

>>Ich war sein Werkzeug zum Erfolg. Ich war nie Luke, sondern seine Marionette und er hat die Fäden nach Lust und Laune gezogen. Mann, Cal, er hat mir Drogen angedreht und weißt du warum?!<< er sprang auf und lief im Zimmer herum. Ich schüttelte den Kopf.

>>Ich hab lange darüber nachgedacht und ich glaube, er brauchte Schlagzeilen. Er wollte, dass mich die Öffentlichkeit kannte, egal unter welchen Umständen. Was meinst du, was hat er wohl alles geplant von dem, was passiert ist?<<

Ich sagte nichts. Ich wollte, dass er weitersprach.

>>Das alles, was passiert ist, war kein Zufall.<<

>>Hast du Angst?<< fragte ich und war überrascht, wie kräftig meine Stimme war.

>>Wenn ich ehrlich bin und immer und immer wieder darüber nachdenke, dass alles, was passiert ist, geplant war, und Dan vielleicht schon das nächste Drama geplant hat, ja, ich hab Angst, irgendwie.<<

Ich sah ihn mitleidig an.

>>Er will mich kontrollieren, mich steuern und es macht mir Angst, dass ich nicht mehr selbst entscheiden kann.<< sagte er dann noch leise.

>>Noch ist es nicht zu spät! Du kannst dich wehren, Luke, aber ich habe momentan den Eindruck, dass du das nicht willst, dass du dich schon längst aufgegeben hast und das ist genau das, was Dan erreichen wollte. Und wenn du dich wirklich aufgegeben hast, dann hat er gewonnen und sei ehrlich: Möchtest du das wirklich?<<

Er schwieg.

Ich schwieg.

Es war still.

Zu still.

Dann ließ Luke sich auf sein Bett fallen und schüttelte den Kopf. >>Nein, das will ich nicht.<<

>>Dann geh morgen wieder zur Bandprobe, red mit Ash und Mikey und hau diesen verdammten Idioten namens Dan eins in die Fresse.<<

Luke grinste.

Dann war es wieder still.

Sekunden...

Minuten...

>>Kommst du mit?<< fragte er mich plötzlich und ich konnte nicht anders als zu nicken.


Amnesia - or the boy who forget himself ||CakeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt