Ich wachte schlagartig durch ein Ruckeln auf. Mein Blick huschte hektisch durch den gesamten Waggon. Der Zug stand, bewegte sich keinen Millimeter. Der Kopf schmerzte und ich erhob mich langsam von dem durchgelegenen Kissen. Das Ruckeln hatte nur für einen Moment aufgehört, denn nun begann die Tür wieder zu ruckeln. Jemand versuchte die Schiebetür zu öffnen. Und in anbetracht meiner Müdigkeit, war das nicht gut.,,Hol den Schweißbrenner! Ich bin mir sicher, dass das der Waggon mit dem Geld ist!"Schweißbrenner? Das hörte sich gar nicht nach meinem Geschmack an. Im nächsten Moment hörte ich ein Klicken und das scharfe Geräusch der Flammen. Und schon wurde die Tür an den Rändern rot und heiß. Ich setzte meinen Rucksack auf und zog meine Pistole. Owens Pistole. Ich hatte letzte Nacht ziemlich...überreagiert. Ich kann Owen verstehen. Er wollte doch nur...nein! Ich durfte jetzt nicht anfangen an meinen Entscheidungen in Frage zu stellen! Alle Soldaten von denen ich gehört hatte, dass sie ihre Entscheidungen angezweifelt hatten, waren tot. Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als die Tür sich langsam aufschieben ließ. Ich erstarrte. Schnell legte ich die Arme nach vorne und zielte auf die Stelle, an der die Typen eintreten würden. Mein Daumen entsicherte die Waffe und ich legte meine Hände noch einmal fest um sie. Die Tür öffnete sich und einer der Männer sprang in den Waggon. Er war muskulös und hatte ein Gewehr bei sich. Ich kleines Häufchen Elend mit meiner halbautomatischen winzigen Pistole, gegen den starken Mann mit einem Gewehr. Alle wissen wer gewinnen würde.,,Na wen haben wir denn da?"Auf seinem Gesicht breitete ein dreckiges Grinsen aus. Igitt. Er ging ein paar Schritte auf mich zu. Für jeden Schritt der er auf mich zu machte, ging ich einen nach hinten. Er sollte mir bloß fernbleiben.,,Bleib doch stehen. Ich will nur etwas Spaß haben!"Ich sah ihn böse an. Er ihnorierte den Blick und kam weiter auf mich zu. Auf einmal hörte ich einen Schuss und der Typ riss die Augen auf. Seine Stirn färbte sich in der Mitte zu einem kleinen Punkt rot und er ließ sich zur Seite fallen. Er war tot. Erleichtert senkte ich die Waffe und atmete aus. Mein Blick fiel auf die Waggontür und blieb an dem muskulösen Mann hängen, den ich nur all zu gut kannte. Er machte den ersten Schritt auf mich zu und darauf schon fiel ich ihm in die Arme. Seine Hand glitt durch meine Haare und er atmete in meinen Nacken. Ich presste mich mit meinem Körper so doll an ihn, dass er fast hätte platzen können.,,Dakota, ich dachte du wärst tot."Ich lachte kurz leise auf, als ich merkte wie eine Träne von ihm auf meine Schulter fiel.,,Wie du siehst, geht es mir gut, Cedes." Mein Bruder sah mich mit seinen braunen Augen an und lächelte, wie ein Kleinkind, das gerade einen Hund bekommen hatte. Dieses Lächeln war...unbezahlbar. Ich drückte mich erneut an ihn und presste meinen Kopf in die Lücke zwischen Schulter und Kopf. Ich würde nie, nie wieder gehen. Nach ungefähr zwei Minuten emotionalem Umarmen, setzten wir uns auf ein Kissen und fingen an uns über die Situation zu unterhalten.
,,Erzähl mir alles. Von Anfang an."Ich nickte und sah meinen Bruder leidend an.,,An dem Abend, an dem ich umgekippt war...was ist danach passiert?"Mencedes verengte die Augen.,,Die Patrioten haben uns überfallen. Fast alle Wächter von Riley waren welche. Sie kamen aus allen Räumen und Ecken hervor. Als ich dann nach dir suchte, sah ich wie Grayson mit dir verschwand. Von da an, habe ich nicht aufgehört dich zu suchen..."Er machte eine kurze Pause und sah auf sein linkes Bein. Erst jetzt war mir aufgefallen, dass er einen Verband trug. 5mm dick. Schussverletzung.,,Ich habe viele Regeln gebrochen, von denen ich nicht einmal wusste, dass es sie gibt, um dich zu finden. Und jetzt? Jetzt habe ich dich und es könnte mir nicht besser gehen. Das schwöre ich, Kleine."Eine kleine Träne kullerte über meine Wange und er wischte sie mit seinem Ärmel weg. Er hatte die Republik wegen mir verlassen?,,Warte. Du gehörst nichr mehr zur Republik?" Er nickte.,,Die Republik bezeichnet mich und dich als Verräter, weil ich die wichtigste Regel gebrochen habe: Ich habe mit den Patrioten zusammengearbeitet, um dich zu finden..."Ich lächelte leicht.,,Cedes, ich liebe dich. Du bist zwar mein vollidiotischer Bruder, aber ich liebe dich. Auf geschwisterliche Art natürlich."Mehr bekam ich im Moment nicht raus. Doch. Eine Sache war da noch.,,Wieso bin ich denn jetzt auch eine Verräterin? Ich wurde entführt und habe im falschen Glauben gearbeitet."Mencedes sah mich mit großen Augen an.,,Das mag sein, aber du hast einen Republikaner mit großem Gewicht ermordet. Für die Patrioten."Mir stockte der Atem. Erst jetzt wurde mir bewusst, was ich getan hatte. Ich habe einen meiner eigenen Leute umgebracht. Einfach so. Für die Patrioten.,,Ich...i-ich...",,Mencedes hielt mir den Finger vor den Mund.,,Es ist okay. Du wurdest benutzt."Zehn Minuten verginngen in denen Cedes versuchte mich zu beruhigen, und er schaffte es auch.,,Okay, du hast Recht. Wir sitzen beide im selben Boot. Die Republik hat sich gegen uns beide verschworen."Als ich diese Worte ausprach, bildete sich ein unwohles Gefühl im Magen. Würde ich wirklich mein altes Leben zurücklassen können? Für die Leute, die vermutlich meine Eltern getötet hatten? Für Hannah? Für Owen? Diese Frage hing in meinem Kopf fest und er fühlte sich an, als wolle sie sich in mein Gehirn einfressen. Ich hielt es für Richtig, es nicht zu tun. Die Republik war mein zuhause. Ich hatte dort Schutz. Aber das, was ich für richtig hielt und das, was richtig war, sind weit voneinander entfernt.,,Ich werde mit dir gehen Cedes. Lass uns zu den Patrioten gehen."Er nickte.,,Du hast allerdings noch immer nicht erzählt, was alles passiert ist?"Ich nickte und erzählt ihm alles, was er hören sollte. Dass ich Owen geküsst und Hannah gefunden hatte, ließ ich aus. Er sollte es selber herausfinden. Allein.
Cedes nickte.,,Ich weiß nicht mehr ob du dich noch daran erinnern kannst, aber wir hatten Freunde. Mr. und Mrs. Fernandé-"Drei bewaffnete Männer stürmten in den Waggon. Einer ging so schnell auf Cedes zu, dass nicht einmal ich reagieren konnte. Er packte meinen Bruder am Arm und legte ihm Handschellen an. Mit Blicken sagten wir uns gegenseitig, nichts zu erzählen. Der zweite Mann ging auf mich zu und legte mir ebenfalls Handschellen an. Erst sahen sie Cedes an, nickten dann und gingen zu mir. Der eine Mann hielt unsanft mein Gesicht fest und begutachtete mein rechtes Auge.,,Sie hat die Narbe. Das sind die beiden!"Der dritte Mann zielte mit der Waffe auf Mencedes, während die anderen Platz machten. Nein. Nein! Ich drückte so fest ich konnte gegen die Handschellen an, bis meine Hände bluteten. Meine linke Hand rutschte heraus und ich lief auf den Kerl zu, der meinen Bruder töten wollte. Der größte von allen aber, trat nach mir und ich fiel nach hinten. Game over, Dakota. Ich sah Cedes an und konnte seinen Blick nicht deuten. Angst, Respekt, Wut, Trauer. Er hatte Angst, dass ich ohne ihn leben musste. Hatte Respekt vor dem Tod. Er war wütend auf diese Soldaten und traurig, weil er dachte, es gäbe so etwas wie ein Happy End. Cedes warf einen letzten Blick zu mir der sagte: Es tut mir so unendlich leid, Dakota.
Dann drückte der Mann ab. Die Kugel traf direkt in Mencedes' Kopf. Direkt in die Mitte. Er fiel sofort um und bewegte sich nicht mehr. Ich schrie und weinte zugleich. DAS WAR NICHT FAIR! Ich sah die Männer an. Sie waren definitiv bereit, auch mich zu töten. Ich stand auf, rannte los. Auf einmal blieb die Zeit stehen oder es fühlte sich zumindest so an. Die Kugel kam langsam näher und näher. Ich hielt eine Hand schützen vors Gesicht. Alles wurde schwarz. Bilder von den letzten Wochen rauschten an mir vorbei. Mencedes, Owen, Hannah, Tommy. Alles. Und dann, sah ich nichts mehr. Alles war dunkel. An meinem Kopf spürte ich eine Schmerz. War ich wirklich tot?

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Time Is Precious✔
RomanceDakota Cree, eine junge Frau, die etwas...anders ist. Die Republik ist in Mitten eines verherenden Krieges zwischen der Ost- und Westküste. Und als ob das nicht schon genug wäre, mischt sich dann auch noch eine Gruppe Rebellen ein, die die Republik...