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Cedes und ich räumten gemeinsam den Geschirrspühler ein. Wir beide wussten nicht was es mit meinem Traum auf sich hatte. Er wirkte so...Ich weiß gar nicht wie oft ich noch sagen will, dass er real wirkte. Ich finde einfach keine anderen Worte. Normalerweise ist es in meinen Träumen immer so, dass ich erst an einem Ort war und dann, ohne Zusammenhang, auf einmal am nächsten. Aber in diesem Traum hatte ich immer erlebt, dass ich durch irgendein Transportmittel hin und her gekommen war. Es wirkte fast, als wäre das alles wirklich passiert. Nicht nur fast, sondern es wirkte wirklich so. Irgendetwas lief hier gerade gewaltig komisch und ich wollte herausfinden was es war. Ich meine, wenn man im Traum einen Kopfschuss bekommt, dann wacht man nicht mit einer Narbe genau an der Stelle wieder auf. Zumindest habe ich davon nie gehört. Cedes berührte meine Schulter.,,Mach dir nicht so viele Gedanken. Du wirst normal zu Schule gehen und dort normal den Unterricht verfolgen."Er schloss den Geschirrspühler und ging an seinen Laptop, der auf dem Kaffeetisch stand. Ich folgte ihm und ließ mich neben ihm auf die Couch fallen. Ceded klappte den Laptop hoch und ging auf die Browserplattform. Er klickte auf einen geschpeicherten Link und landete auf der Seite für republiksnische Sicherheit. Mit anderen Worten, die Datenbank der Republik. Er gab seinen Benutzernamen und sein Passwort ein und klickte auf einloggen. Nach einem kleinen Ladebildschirm, öffnete sich die Datenbank und er klickte auf die Suchleiste für Personen. Ich verfolgte jeden Buchstaben den er eintippte. O-W-E-N. Er machte eine kurze Pause. G-R-A-Y-S-O-N. Owen Grayson. Ich hoffte in meinem inneren, dass er nichts über diesen Kerl finden würde, damit wüssten wir dann nämlich, dass ich geträumt hatte. Aber ganz tief im inneren hoffte ich, dass er doch etwas über Owen fand. Ich vermisste ihn irgendwie. Ein kleiner Ladebalken erschien und mehrere Bilder huschten über den Bildschirm. Nach ein paar Sekunden stand in roter Schrift Match found auf dem Monitor. Mencedes klickte auf den Eintrag und ein Bild öffnete sich. Mir stockte der Atem.,,Ist er das? Ist das der Typ aus deinem Traum?"Ich nickte bloß. Ja das war er. Auf dem Bild sah mein ein wunderschönes gebräuntes Gesicht. Wunderschöne braune Augen, ausgepregte Wangenknochen und ein kantiger Kiefer. Eine Narbe über der Augenbraue und glänzendes, schwarzes Haar, dass nur danach schrie, angefasst zu werden. Cedes fuhr mit der Maus über den Steckbrief der unten angeheftet war. Owen Anthony Grayson. 20 Jahre alt. 1,92 Meter groß. 90 Kilogramm. Muskulös, breite Schultern. Besucht momentan die Millitary-Teen-School. Ich sah mir diesen Eintrag noch mal an. Er ging auf meine Schule? Ich hatte ihn noch nie bemerkt. Naja zu dieser Zeit hatte ich mich ja auch noch nicht für ihn interessiert. Ceded sah mich an.,,Sieh mal, er geht auf deine Schule. Du sagtest er wäre ein Patriot?"Ich nickte wieder.,,Dann möchte ich, dass du mit genau zuhörst. Ich möchte, dass du dich innerhalb dieses Monats mit ihm anfreundest. Ich möchte, dass du so viel wie möglich über ihn rausfindest."Ich unterbrach ihn.,,Cedes. Es war nur ein Traum. Vielleichr hatte ich ihn nur schon mal gesehen und habe ihn deshalb in meinen Traum mit einbezogen."Cedes schüttelte den Kopf.,,Dakota, ich bin mir ziemlich sicher, dass es mehr als nur ein Traum war."Ich lachte.,,Du meinst so etwas wie eine Vision? Ha, das wäre doch nicht normal."Meine Stimme hatte einen starken sarkastischen Unterton.,,Schwesterlein, wann ist bei dir bitte schon etwas normal?"Da hatte er recht. Ich nickte und tippte nervös mit meinen Fingern auf meinen Oberschenkeln.,,Bitte beeil dich mit rausfinden. Ich will- muss wissen, was das auf sich hat."Mein großer Bruder tätschelte mit sanft den Kopf.,,Keine Sorge, ich beeile mich. Ich weiß auch schon wo ich anfangen kann."Er sah auf seine Rolex.,,Du musst jetzt losgehen. Schule und so. Erinnerst du dich?"Ich lachte.,,Wie könnte ich das vergessen."Wir lachtem kurz und dann zog ich meine Schuhe an. Ich betätigte den Schalter des Aufzugs und fuhr dann nach unten. Während des Abgangs machte ich mir viele Gedanken. Owen Grayson existierte wirklich. Mein Herz machte einen Freudensprung. Aber wieso? Wieso zum Teufel freute ich mich so sehr? Ich meine es ist schön, dass es ihn gibt, aber er hat mich hintergangen. Und schon ging es wieder los. Ich machte mir Gedankanken über die Fehler, die Owen beganngen hatte, aber nicht über die Fehler, die ich beganngen hatte. Ich habe ihm vertraut. Einfach so. Ich hätte vorsichtiger sein sollen. Misstrauischer. Ich hatte mich nicht auf mein Gehirn, sondern auf mein Bauchgefühl verlassen. Blödes Bauchgefühl. Du machst alles kaputt. Aber anscheinend muss da ja etwas gewesen sein, dass meinem Bauch so gefallen hatte, dass er mein Gehirn verdrängt hatte. Und ich wusste, was es war. Es war der Kuss. Der Kuss den Owen mir auf die Lippen gedrückt hatte, war so intensiv, so schön, dass meine Gedanken, alle negativen, ausgeschaltet wurden. Außerdem erinnerte er mich an jemanden. Er kam mir so verdammt bekannt vor. Ich versuchte all meine Erinnerungen durchzugehen, um mich an irgendwas zu erinnern. Irgendwas was mich an Owen erinnerte. Aber da war nichts außer der schwarzen Siluette eines Jungen. Im Wald. Ich fasste mir an den Kopf und versuchte tiefer zu graben. Tiefer in meine Erinnerungen.

Ich renne durch den Wald. Dicht gefolgt mein bester Freund. Ich renne so schnell ich kann. Hannah ist auch noch irgendwo im Wald. Aber jetzt muss ich erstmal machen, dass ich hier wegkomme. Ich springe über mehrere kleine Äste, bis ich über einen stolpere. Ich liege auf dem Boden und lache. Mein bester Freund steht direkt vor mir und lacht mit. Dann, ganz plötzlich, hört er auf zu lachen und schaut eher besorgt. Ich fasse mir an den Kopf und merke, dass ich an meinem Auge blute. Ich stehe auf und wische mir das Blut weg.,,Die Wunde ist verheilt."sagt er. Eine einzige dünne Narbe zieht sich über mein rechtes Auge. Ich will ihm in die Augen sehen, aber da sind keine Augen. Nur ein schwarzer Körper. Auf einmal reißen zwei Arme meinen Freund weg. Ich falle wieder um. Mein Blick gleitet über den Himmel. Ich bin allein.

Ich fiel auf den Boden. Meine Augen waren weit geöffnet. Was zum Teufel war das?! Es war definitiv eine Erinnerung. Aber wer war dieser kleine Junge? Und warum war Hannah auch in dem Wald? War das der Tag an dem Hannah verschwunden war? Ich wusste nicht was es zu bedeuten hatte. Ich sah in den Spiegel, der an der Wand des Fahrstuhls hing. Ein dünner Rinnsahl von Blut lief mir aus der Nase. Was auch immer es war, es schwächte mich erorm. Mit wackeligen Beinen stand ich auf und wartete bis sich die Tür öffnete, um mich dann auf den Weg zur Schule zu machen.

Time Is Precious✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt