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Ich war zwar geschockt, aber das ließ ich mir nicht anmerken. Ich seufzte und sah meinen Bruder an. Er verzog einen Mundwinkel und ging zu einer Frau die am nähsten bei uns war. Sie lag still da und sah mich an. Mencedes winkte mich zu sich. Langsam und vorsichtig näherte ich mich ihr.,,Sir? Kann ich ihnen helfen?"Sie hustet und spuckte etwas Blut auf das weiße Laken.,,Könnten sie bitte dieser jungen Dame beibringen, nicht ohne Sicherungen zu klettern?" Die Frau nickte und kniff ihre Augen zusammen, als sie in das Licht der Lampe hinter mir schaute.,,Eine von den ganz Wilden was? Sehen sie sich alles genau an. Alles in diesem Zelt..." sie machte eine Pause um sich einen Teil ihrer Seele aus dem Leib zu husten, ,,Sehen sie mich an. Meine linke Schulter ist zertrümmert, fünf meiner Rippen sind gebrochen und ich glaube sie müssen mir das Bein amputieren..." sie hustete erneut, dieses Mal noch heftiger, ,,Hören sie..." Und da blieb ihr die Luft weg. Sie rang nach Sauerstoff, aber sie bekam keinen. Wahrscheinlich war eine ihrer gebrochenen Rippen in ihren Lungenflügel eingedrungen, als sie sich zu uns gedreht hatte. Sie hätte daran denken sollen. Mencedes tastete ihre Seite ab und ich joggte schnell zu einem der Notärzte.,,Entschuldigung, diese Frau stirbt gleich." Ich muss zugeben, dass ich stolz war. Ich hatte in meinem Leben noch weit aus kaltherzigere Sachen gesagt.,,Bitte?",,So laut ist es hier nicht Lady! Die Frau da hinten stirbt gleich!" Die Ärztin sah mich mit großen Augen an, verwundert über meinen harschen Tonfall.,,Ja natürlich...Ich brauche hier das Notteam!" schrie sie durch das Zelt. Ich ging wieder zu meinem Bruder und zog ihn von der Liege weg. Er machte sich manchmal zu viele sorgen.

Im Auto drehte er den Zündschlüssel nicht um, sondern sah mich wütend an.,,Verstehst du jetzt worüber wir uns sorgen machen?!" Ich verdrehte die Augen und legte meine Hand auf sein Knie.,,Wir? Pah. Wohl eher Riley. Du weißt, dass sowas bei mir nur in 0,00000001 von 10 Fällen passiert.",,Wie bist du dir da so sicher?",,Ich hab's ausgerechnet und zwar in dem ich meine bisherigen Erfolge mit...",,Hör auf, hör auf. Ich weiß, dass du schlauer bist, als ich. Du brachst es mir nicht auch noch unter die Nase zu reiben." Ich lachte und lehnte mich in den Sitz.,,Ich bin auch stärker und schneller als du. Und-"Mencedes sieht mich mit einer hochgezogenen Augenbraue an.,,Und was?",,Und hübscher bin ich auch."Er lachte und streichelte mir einmal über den Kopf. Meine Haare glitten sanft durch seine Finger und er umwickelte eine Strähne mit ihnen. Dann drehte er den Schlüssel um, legte den Rückwärtsgang ein und fuhr wieder Richtung Downtown.

,,Ich muss los, Kleine."Mencedes warf sich die Offiziersjacke über die Schultern und blieb an dem Aufzug stehen. Ich saß mit dem Rücken zu Mencedes und hob bloß eine Hand. Das Bacon-Toast schmeckte einfach zu gut um jetzt aufzustehen und ihn zu umarmen. Außerdem kam er sowieso gerade zu mir. Er umarmte mich und kniff mir kurz in den Nacken.,,Du solltest jetzt auch losgehen. In 20 Minuten musst du in der Schule sein."Ich sah auf die Uhr und biss wieder in meine Toast.,,Das schaff ich noch. Ich ess' bloß noch auf."Mencedes atmete stark aus und lacht leise.,,Natürlich schaffst du das. Nur bitte nehm' den Bus. Oder die Bahn oder ein Taxi oder-"Ich klopfte ihm auf die Schulter.,,Jaja ich habs vertsanden." Die Tür des Aufzugs öffnete sich und Mencedes ging hinein. Ich drehte mich um und salutierte ihm flüchtig. Er erwiederte die Geste und die Tür schloss sich wieder. Mein Blick fiel auf das Panoramafenster in der Küche. Von hier oben aus konnte ich fast ganz Downtown sehen. So ein Penthouse ist schon ganz praktisch. Und das alles hatten wir unseren Eltern zu verdanken. Die beiden haben all das hier erst ermöglicht. Wir hätten eine wunderbare Familie sein können, aber der Unfall kam dazwischen. Ich gehe in mein Zimmer und öffnete die kleine Tür in der Wand. Das Licht ging automatisch an und ich suchte mir meine Schuluniform. Militärstiefel, ein Tarnhose und ein sumpfgrünes Top. Auf meiner alten Schule durfte ich anziehen, was ich wollte, aber jetzt musste ich mich jeden Tag in der Schule so anziehen, damit auch alle sahen das ich auf die Downtown Military-Teen-School ging. Und nicht zu vergessen legte ich die Militärkette an und machte mir einen straffen hohen Zopf. Natürlich sah ich noch mal alles genausetens im Spiegel an. Mir urde ganz unwohl. Mal wieder würde ich Mencedes anlügen, aber wenn ich den Bus oder so nahm, dann würde es ewig dauern, bis ich in der Schule wäre. Ich würde wohl zu Fuß gehen.

Jetzt stand ich an der Straße und sah kurz nach links und rechts. Gut keine Gefahr. Ich fing an zu sprinten und lief über die Straße. Wenn mein Bruder das gesehene hätte...ich weiß nicht was er getan hätte. Entweder würde er die ganze Stadt zusammenschreien um mich zurückzuholen oder er würde lachen, weil er wusste, dass ich das tun würde. Ich tippte auf zweiteres. Ich hörte ein Auto hupen und rollte mich geschickt und schnell über die Motorhaube, als es auf mich zufuhr. Nun befand ich mich auf dem Gehweg und lief schnell um die Ecken. Einige Frauen schreckten auf, andere versuchten mit ihrer Handtasche nach mir zu schlagen, aber keine war schnell genug.

3 Blocks.

2 Blocks.

Nur noch ein Block und ich bog schnell um die Ecke. Die Schule befand sich nun direkt vor mir. Vier Gebäude. Der Neubau für die jüngeren und unerfahrenen Schüler. Der Altbau für die erfahrenen und älteren Schüler. Dann die beiden Trainingshallen. Die eine für körperliche Übungen und zum Schießen. Die andere beinhaltete einen Trainingssymulationsraum in den man in einem bestimmten Areal gegen verpixelte Rebellen kämpfte. Man schießt, klettert, sticht, rennt, duckt sich und versucht mehr Symulationen zu töten, als sein Gegegenspieler. Ich holte mein Handy aus meiner Hosentasche und entsperrte es. Der Kalendar öffnete sich automatisch und ich sah mir meinen Stundenplan an.

-Trainingshalle

-Trainingssymulationshalle

-Geschichte(Altbau)

-Traininghalle

-Gespräch mit dem Comander

Oh, auf das letzte freute ich mich am meisten. Hätte ich das jetzt laut gesagt, dann hätte man die Ironie in meiner Stimme gehört. Ich schloss den Kalendar, sperrte mein Handy, steckte es wieder in meine Hosentasche und machte mich auf den Weg zur Traininghalle.

Time Is Precious✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt