Time Is Precious✔

-7-

Langsam öffnte ich die Augen. Der Raum war dunkel, groß und warm. Nicht heiß, sondern angenehm warm. Naja für die Verhältnisse von L.A. auf jeden Fall. Ich war unsicher. Wo war ich? Aber Angst hatte ich keine. So wie immer, eigentlich. Ich lag auf einem weichen Bett und die Bettwäsche war kühl. Ich liebe es wenn die Wäsche kühl ist.
Die Tür am anderen Ende des Raumes öffnete sich langsam. Das Licht strahlte in meine Augen.,,Ma'am?"Ich antwortete vorerst nicht.,,Miss Cree sind sie schon wach?"Ich erkannte seine Stimme. Tief, maskulien, stark, selbstbewusst, aber auch sanft. Im Moment. Ich setzte mich auf.,,Hm-hm."Das war so viel, wie ein "ja". Die Tür ging weiter auf und die Vorhänge öffneten sich langsam durch einen Mechanismus. Owen trat in den Raum und setzte sich auf den Stuhl neben dem Bett.,,Wie geht es ihnen?"Ich erinnerte mich nicht genau was am Abend davor geschah, aber ich wusste, dass die Patrioten es auf mich abgesehen hatten.,,Mein Kopf tut ein wenig weh, aber sonst nichts." Owen nickte und lächelte erleichtert.,,Ich schätze sie wollen sich noch ein wenig ausruhen? Also es wäre vermutlich das Beste."Ich lächlte und schüttelte den Kopf.,,Ich will wissen was die Patrioten wollen und warum sie es gerade auf mich abgesehen haben. Ich fange sofort wieder an zu arbeiten. Wo ist der Commander?"Owen sah mich mit einer hochgezogenen Augenbraue an.,,Was?"War etwa irgedwas von dem was ich gesagt hatte unverständlich?,,Ich denke Sie wissen warum die Patrioten Sie tot sehen wollen. Und die Medien wissen es auch." Er nahm die Fernbedienung von dem Nachtschrank und schaltete den Fernseher an der Wand an. Auf jedem Kanal liefen die Nachrichten.
Patrioten greifen Agent an
Ist dieser Agent auf der Todesliste?
Wann folgt der nächste Anschlag?
Sind wir alle bald tot?
Aber am beängstigstens waren die Aufnahmen von den Straßen. Die Leute schrien und hielten dreckige Pappen in die Luft.
Weg mit dem Wunderkind
Sie wird uns alle töten!
,,Ein Angriff auf mich, kann nicht solche Folgen haben. Ich meine sie wollen mich tot sehen. Warum sollten sich die Bürger also bedroht fühlen?"
Owen nickte und sah mir tief in die Augen.,,Es gab gestern noch andere Anschläge auf Zivillisten. Hauptsächlich in den Armenvierteln. Der Commander findet das nicht bedeutend, weil die arme Bevölkerung uns nur ein Klotz am Bein wäre, aber ich bin da anderer Meinung..."Er sah mich verlegen an.,,Tut mir Leid, ich hätte sie nicht damit behelligen sollen. Das ist meine Meinung und die ist nicht relevant."Ich sah ihm fasziniert in die Augen. Dieser Stolz. Niemand würde einfach so die Meinung der Regierung in Frage stellen. Und er machte es trotzdem. Ich meine, ich tue das ja auch. Aber in meinen Gedanken. Ich hätte mich das definitiv nicht getraut.,,Ich habe die Entscheidungen von Riley auch schon oft angezweifelt. Sie sind nicht allein. Außerdem finde ich dieses Selbstbewusstsein...bemerkenswert."Owen lachte kurz und sah glücklich aus. Er hätte wohl nicht gedacht, dass das Lieblingsspielzeug der Republik, auch rebellisch sein kann.

Eine Weile saßen wir noch dort und schauten gebannt auf den Fernseher. Das war schrecklich. Diese Menschen....sie starben und machten mich dafür verantwortlich. Das alles wäre doch nie passiert, wenn ich nicht so gut in der Schule gewesen wäre. Ich wäre nie auf diese Feier gekommen. Die Patrioten hätten mich nie ins Visier nehmen können. Alles wäre okay. Und jetzt starben unschuldige Menschen, weil ich der Republik in vollen Stücken folgen wollte. Leider ist die Zeit zurückdrehen, keine meiner Fähigkeiten.

,,Sie haben Recht. Aber Sie können es nicht änderen Dakota."Ich starrte Owen verwirrt an. Er lachte bloß kurz und sah belustigt aus.,,Ihr Gesichtsausdruck war...ziemlich eindeutig. Sehen sie es mal so: Früher oder später wären sie sowieso beim Militär gelandet, ob sie es nun wollten oder nicht. Da sie noch vor ihrem Abschluss Teil davon geworden sind und trotzdem noch zur Schule gehen sollten, denken die Patrioten, dass wir eine unschlagbare Waffe haben."Ich nickte. So hatte ich das ganze noch nicht gesehen. Oder sehen wollen. Mich hatte nichts anderes interessiert, als dass ich verantwortlich für die ganzen Toten war. So war es immer. Bei meinen Eltern, bei einigen Lehrern und vielleicht auch bei Hannah. Hannah meine Schwester. Sie war nur zwei Jahre älter als ich, aber sie wirkte trotzdem so erwachsen. Sie war sogar reifer als Mencedes. Eines Tages war ich mit ihr im Wald gewesen und hatte mich vor ihr versteckt, weil ich noch nicht nach hause wollte. Der Baum war nass, aber das machte mich nichts aus. Ich kletterte mit meinen 10 Jahren hoch und wartete. Ich konnte Hannah nicht sehen oder hören. Alles war ganz still. Plötzlich hörte ich einen lauten Schrei. Seit dem hatte ich sie nie wieder gesehen. Ich wusste nicht ob sie tot war. Vielleicht lebte sie jetzt ja auch wo anders, aber ich vermisste sie. Manchmal lag ich in meinem Bett und dachte nach. Es konnte doch nicht sein, dass ich mich nur an diesen Schrei erinnerte. Das war wirklich alles. Ich wusste nicht mal mehr, wie ich nach hause gekommen war. Mencedes erzählte mir immer, ich hätte schlafend im Fahrstuhl gelegen. Ich muss irgedwas ausgeblendet haben. Irgendwas...aber ich kann mich verdammt noch mal nicht daran erinnern.
Owen nahm die Bedienung und schaltete den Fernseher wieder aus. Ich stand auf und zog mir meine Klamotten an. Owen guckte ganz entsetzt.,,Was?",,I-ich hätte nicht gedacht, dass Sie sich einfach so umziehen würden. Ich stehe nämlich noch hier." Ich lachte bloß.,,Owen, wenn sie wirklich Hand an mich legen würden, würde mein Bruder Sie töten und das wissen sie auch. Ich habe also kein Problem damit."Er sah verwirrt aus, verstand aber was ich meinte.,,Ich warte unten auf Sie."Ich nickte kurz und schaute aus dem Fenster, während ich mir die Schuhe band. Owen öffnete die Tür und wollte gerade raus gehen.,,Warten Sie."Er blieb stehen und sah mich an.,,Wir sind nicht in L.A. oder?" Er schüttelte den Kopf.,,Wir sind in Mexico."Ich machte große Augen. Wir konnten ja nicht weit weg von der Westküste sein.,,Wo genau?"
,,Mexicali."