Die Bedingung

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„W..wie lange darf ich eigentlich hier bleiben Ryu?", fragte ich, als er das letzte Marmeladenglas auf den Tisch gestellt hatte.

„Was ist das denn für eine Frage? Du darfst so lange bleiben wie du willst meine kleine"- Ryu setzte sich mir gegenüber hin und ich starrte ihn ungläubig an.

„Und, wo ist der Haken?"

Er lachte und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.

„Tjaa, wies' aussieht wirst du uns wohl in der nächsten Zeit öfters mal begleiten müssen. Yujin hatte mich gestern nach dem Auftritt beiseite genommen und gefragt was ich davon halten würde, wenn du unsere neue Managerin werden würdest."

Mein Mund klappte sich auf und ich gab einen ziemlich merkwürdigen langgezogenen Ton von mir.

„W... wie bitte?! Ich und Manager?? Ha, dass ich nicht lache!"- Wie ich schon oft gesagt hatte - ich kannte diese Typen doch gar nicht! Was wollten die denn bitte von mir?

„Das ist ein Teil der Bezahlung dafür, dass du hier wohnen darfst."

„Und.. was ist der andere Teil?"

„Dafür dass du die Cola aussaufen darfst, musst du so tun, als wärst du Yujins kleine Schwester."

„WAAAAAS?!!? Yujins kleine Schwester?! Wieso sollte ich denn bitte Yujins kleine Schwester spielen?? Man merkt doch gleich dass wir nicht denselben Nachnamen haben!!"

Die Tür öffnete sich und Takashi und Yujin kamen hereinspaziert.

„Es würde nicht so viele Schlagzeilen geben wenn meine kleine Schwester mit im Haus wohnt als meine Freundin.", sagte Yujin und nahm neben mir Platz.

„Deine... Freundin??"- Wütend stand ich auf und schlug ihm in die Seite.

„Hahaha, härter kannst du nicht zuschlagen? Ist ja süüüß."

Meine Hand schmerzte. Ich schnappte mir ein Brötchen und stapfte aus der Küche. Viele haben sich immer über meine Größe und über meine Schwächen lustig gemacht. Damals hatte es mich nicht wirklich gestört, weil ich gedacht hatte, dass ich garantiert noch wachsen und sie alle schlagen würde. Heute jedoch wusste ich, dass es nicht so war. Und wenn ich dies jetzt zu hören bekam, wo ich keine Hoffnung mehr hatte, tat das echt weh. Schluchzend tapste ich die Treppen hinauf und stolperte.

Einige Sekunden blieb ich so liegen und weinte - weinte darüber, worüber ich mir bis jetzt keine Gedanken gemacht hatte - darüber, dass ich keine Eltern hatte, wie man sie sich immer vorstellte, darüber, dass ich kein Haus hatte und alleine war.

„Alles in Ordnung?"- Ryu stand am Fuß der Treppe und sah zu mir hoch.

Ich sprang auf, rannte den Rest der Treppe hoch und schmiss die Gästezimmertür hinter mir zu. Weil man auch dieses Zimmer nicht abschließen konnte, ließ ich mich an ihr zu Boden gleiten und zog die Beine an.

Es klopfte und ich fing stärker an zu weinen. Schließlich schaffte derjenige es, die Tür einen Spaltweit aufzukriegen und zwängte sich hindurch. Ich legte meinen Kopf auf den Knien ab, damit man mich nicht weinen sehen konnte.

„Heyy, Kleine, was ist los?"- zwei Arme legten sich um mich und umhüllten mich mit Wärme und einem beruhigenden Duft.

Ich wischte meine Tränen weg und hob vorsichtig den Kopf.

Ryu hatte sich neben mich gehockt und sah mich mitleidig an.

„Entschuldigung, ich.. ich hab mich nur daran erinnert, das bis jetzt niemand da gewesen ist, der sich um mich Sorgen gemacht hat..", sagte ich und versuchte zu lächeln.

Ryu umarmte mich und ich spürte, wie sich das letzte bisschen Kälte in mir in Luft auflöste.

„Jetzt bist du nicht mehr alleine Alice. Ich werde alles tun, damit du dich hier wohlfühlst."

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Anhang: Alice♡

Alice im (Nicht ganz so perfekten) WunderlandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt