Nach dem Unterricht ging ich zu meinem Spind und sah nach, ob dort ein Brief drin lag. Die Spinde wurden ausschließlich als Briefkästen benutzt - kaum jemand stellte etwas hinein, da es viel zu leicht war sie aufzubrechen.
In dem Spind lagen zwei Briefe. Ich nahm sie raus, schmiss den Spind zu und wandte mich zum gehen. Ein großer Schatten legte sich über mich und ich wich erschrocken zurück.
Der Spagetti-Typ von vorhin stand vor mir und lehnte sich mit der linken Seite an einen der Spinde und starrte mich an. War der mir etwa immer noch sauer weil ich ihm seine Cola halb weggetrunken hatte?? Ich meine, wer will ein armes kleines Mädchen einfach so verdursten lassen?
Ich zog die Augenbraue hoch - jahrelange Übung sag ich nur - und stapfte um ihn herum zum Ausgang.
Bevor ich das Schulgelände verlassen hatte, sah ich noch einmal zurück - der Typ war mir hinterher gegangen und stand an der offenen Tür und sah mir nach. Ich konnte mich nicht daran erinnern, dass ich etwas in seine Cola getan hätte, was ihn scharf auf mich machen lassen würde.. - wenn ich so etwas überhaupt besitzen hätten wollen würde.
Etwas verwirrt setzte ich meinen Weg fort und war beruhigt, dass er mir nicht bis vor die Haustür gefolgt war. Anscheinend hatte er noch Unterricht, weshalb er in der Schule geblieben war. Zuhause angekommen schloss ich die Tür auf und rief laut:„Ich bin wieder daaaa!" - natürlich antwortete keiner, weil meine Eltern auf der Arbeit waren, aber trotzdem gab mir dies das Gefühl, dass doch wer im Haus anwesend war.
Ich schmiss meinen Rucksack in die Ecke meines Zimmers und ließ mich auf mein hellblaues, viel zu kleines Sofa plumpsen. Ich schnappte mir die Tafel Schokolade, die ich soeben auf meinem Sofatisch gefunden hatte und aß ein paar Stücke. Dann fiel mir wieder ein, dass ich zwei Briefe in meinem Spind gefunden hatte und rollte vom Sofa auf den Boden. Mit einigen Anstrengungen schaffte ich es zu meinem Rucksack zu robben und zog die Briefe heraus. Eines hatte ein Eselsohr kassiert und ich glättete es ein wenig - zumindest versuchte ich es und am Ende sah es noch schlimmer aus als vorher.
Ich öffnete den ersten Brief und erkannte sofort die geschwungene Handschrift meiner Mutter. Was auch immer in diesem Brief stand musste etwas wichtiges sein, denn sie hätte mir ja auch einfach eine SMS schreiben können.
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Alice im (Nicht ganz so perfekten) Wunderland
RomansaAlice Winter, 15 Jahre alt und viel zu klein geraten wird obdachlos. Auf der suche nach einer Bleibe lernt sie einen Jungen kennen, der sie in sein Haus einlädt. Und was die colasüchtige Alice dann alles erlebt könnt ihr in diesem Buch nachlesen. ...