Kapitel 1

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Ich erwachte schweißgebadet aus meinem Albtraum. 

Eigentlich war es kein schlimmer Traum, es war nur furchterregend, weil ich solche Angst davor hatte. Die schlimmste Situation, die ich mir vorstellen konnte.

Als meine Eltern mir und meiner Zwillingsschwester Brianna vor ein paar Wochen mitteilte, dass wir bald auf eine richtige Schule gehen müssten, fanden wir das gar nicht schlimm, schließlich waren ja noch einige Zeit bis dahin gewesen.

Meine kleine Schwester hatte natürlich sofort angefangen sich vorzubereiten. Sie hatte alle Bücher in zweifacher Ausführung besorgt, da sie genau wusste, dass ich einfach keine Lust dazu hatte.

Sie kaufte sich eine neue Tasche, die Schuluniform in der perfekten Größe, Hefte, Organisationssysteme, Stifte, Blöcke, Notizhefte, ... Kurzum: alles, was man sich nur denken konnte. 

Ich dagegen besaß gerade einmal eine alte Tasche, ein paar Hefte, die seit Jahren herumlagen, und ein kleines Etui mit einem Kuli, Bleistift, Lineal und ein Radiergummi. 

Die Schuluniform hatte ich mir aus irgendeinem Laden geliehen, weil ich mein Geld zuhause liegen gelassen hatte. 

Noch etwas wacklig auf den Beinen, stieg ich im Badezimmer meiner Schwester und mir, unter die Dusche und genoss das heiße Wasser, was meine Muskeln herrlich entspannte.

Nach etwa einer Viertelstunde klopfte meine Schwester ungeduldig an die Tür. Ich rollte mit den Augen und drehte das Wasser ab.

In meinem flauschigen Bademantel lief ich in mein Zimmer, zog mich an und föhnte mir die langen braunen Locken, die mir bis zur Taille gingen. Ich ließ sie heute offen, ich hatte keine Lust sie zusammen zu binden. 

Schminken durfte ich mich in diesen öffentlichen Schulen nicht, aber ich trug ein wenig Concealer auf. Ohne ging ich nicht aus dem Haus. 

Ich nahm meine Tasche, sprang die Treppe hinunter und lief in die Küche, wo ich mir einen Apfel und einen Joghurt aus dem Kühlschrank nahm.

Als ich fertig gegessen hatte, kam meine Mom in die Küche. Sie gähnte und wuschelte mir durch die Locken.

"Guten Morgen, mein Schatz. Na, alles dabei für deinen allerersten Schultag?" Ich verdrehte die Augen. 

"Mom! Das ist nicht mein allererster Schultag! Ich war schon in der Schule!" "Ja, aber nicht in einer öffentlichen Schule. Ihr beide wart immer nur hier zuhause, bei Privatlehrern."

Ich seufzte und lächelte sie an. Sie zupfte an meiner Schuluniform herum. "Was würde wohl passieren, wenn ich einen Minirock und Top tragen würde zur Schule?", überlegte ich laut.

"Du würdest nach Hause geschickt werden, außerdem müsstest du nachsitzen und hättest Klassendienst", antwortete sie mir.

Ich erhob mich und wollte nach oben gehen, stieß aber der Küchentür mit meiner Schwester zusammen. 

Sie sah sehr hübsch aus mit ihrem hohen Pferdeschwanz, dem dunkelblauen Rock und dem Blazer in der gleichen Farbe wie der Rock. 

"Jules!" Sie lächelte mich warm an und drückte mich leicht, um unsere Kleidung nicht zu zerstören.

"Bria!", ahmte ich sie grinsend nach. Sie verdrehte die Augen, dann ging sie an mir vorbei und umarmte Mom.

"Ich bin oben", informierte ich die beiden und lief die Treppe hoch. Im Badezimmer putzte ich mir die Zähne und bürstete mir nochmal durch die Haare, dann ging ich wieder nach unten.

"Wo ist Bria?", erkundigte ich mich bei Dad. Er gähnte und fuhr sich durch seine Locken, eine Handbewegung, die ich eindeutig von ihm geerbt hatte. 

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