Kapitel 9

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Kapitel 9

Julie's P.o.V.

Ungeduldig hämmerte ich gegen die Badezimmertür. "Mom, beeil dich! Ich muss zur Schule!"

Die Tür ging auf, und meine Mutter kam hinaus. Sie lächelte mich liebevoll an und strich mir über die Haare.

"Tut mir leid, Liebling." Dann ging sie in die Küche.

Ich seufzte und rannte ins Bad. Ich würde mal wieder zu spät kommen, also beeilte ich mich, und schaffte es in fünf Minuten zu duschen, was absoluter Rekord war. Sonst brauchte ich locker mal eine halbe Stunde, mindestens!

Ich föhnte gerade meine Locken, als mein Blick auf den Mülleimer fiel. Dort ragte ein winziges rosa Stäbchen hervor.

Ich runzelte die Stirn, und griff nach dem Stäbchen.

Ich betrachtete es von beiden Seiten. Die eine war (von einem weißen Rand eingerahmt) eine pinke Fläche voll ausgefüllt. Sofort wusste ich, was das bedeutete.

Mit offenem Mund starrte ich den Schwangerschaftstest in meiner Hand an.

Egal, wem von den beiden anderen Frauen in unserem Haus das Ding hier gehörte, es bedeutete, dass ich entweder nochmal Schwester oder Tante wurde.

Ich war so tief in Gedanken versunken, dass ich es fast gar nicht bemerkte, als die Tür aufging.

"Was hast du da in der Hand?" Ich schrak auf. Dad! Er sah den Teststreifen in meiner Hand an. Mit zwei großen Schritten war er bei mir.

Er riss mir das Plastikteil aus der Hand und starrte ihn so intensiv an, dass ich fürchtete, ihm würden die Augen aus dem Kopf springen. Ich stellte mir ihn ohne Augen vor und schauderte.

"Das ist jetzt nicht so wie es aussieht", versuchte ich ihn zu beschwichtigen.

Er sah auf. "Wie meinst du das?", fragte er mit gezwungen ruhiger Stimme, aber ich ahnte schon das Donnerwetter, das mir bevorstand.

"Willst du mir jetzt erzählen, dass du schwanger bist? Wer war es? Dein Freund? Oder nur eine heiße Gelegenheit?" "Na, damit kennst du dich ja aus", keifte ich ihn an.

Seine Gesichtsfarbe wechselte von normal zu rot, zu lila, und dann zu einem ungesund aussehenden blau-grün.

"War es dieser ... Typ, der neulich hier war? Hast du dich von ihm schwängern lassen? Hm?" "Nein, was denkst du von mir?", rief ich empört.

"Na los, spucks aus!", schrie er mich an. "Nein! Ich bin doch gar nicht..." "Oder war es einer von der neuen Schule! Ich wusste, dass das nicht gut für dich sein würde!"

"Nein! Wenn du mir einmal zuhören würdest..."

"Was ist denn hier los?" Brianna stand im Türrahmen, ihre Schuluniform an, und die Tasche über der Schulter.

"Julie! Du bist ja nicht mal angezogen! Komm, du wirst nicht pünktlich sein!"

"Hier!" Dad warf ihr den Teststreifen zu, den sie mühelos auffing. Sie brauchte nur einen Blick, um zu erkennen, was los war.

"Julie!" Sie warf mir einen entsetzten Blick zu. "Gehört der etwa zu dir?" "Nein! Das ist es ja, was ich Harold die ganze Zeit zu verstehen geben will, aber er lässt mich ja nicht ausreden!"

Bria atmete erleichtert durch, sie glaubte mir sofort. Anders als unser Vater. Der warf mir einen höhnischen Blick zu.

"Ja, genau! Ich bitte dich! Es war klar, so wie du dich in letzter Zeit verhalten hast! So, und jetzt verlange ich von dir, dass du mir den Übeltäter nennst, der das angestellt hat!"

"Dad! Wenn Julie sagt, dass sie nicht schwanger ist, dann ist sie das auch nicht!", verteidigte meine Zwillingsschwester mich.

Wütend starrte Dad sie an. Man widersprach Brianna nicht. Das hatte noch nie jemand gewagt, sie war das Superhirn und Organisationstalent unserer Familie, sie hatte alles jederzeit im Griff.

"Bria und Julie haben recht, Harry", sagte auf einmal Mom's Stimme hinter uns. Wir drehten uns um.

Sie schritt ruhig zu Brianna und nahm ihr den Streifen aus der Hand. "Er gehört mir", sagte sie, als ob es das Selbstverständlichste der Welt sei.

Wir sahen sie mit offenem Mund an. Dad brach als erster die Stille. "Du ... du bist schwanger?", fragte er atemlos.

Sie nickte und lächelte ihn an. Er schluckte.

Dann sah er zu Moms Mitte. Seine Lippen öffneten sich leicht. Ein winziges Lächeln formte sich. Er blickte in ihre Augen.

"Wir bekommen noch ein Baby." Er ging einen Schritt auf sie zu und nahm sie fest in den Arm. Dann küsste er sie, lang und liebevoll.

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