Kapitel 17

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Kapitel 17

Als ich erwachte, piepste etwas.

Jemand hielt meine Hand. Ich blinzelte und versuchte, trotz des hellen Lichts jemanden zu erkennen.

Jake war es. Er lächelte mich an. "Hey. Na wieder wach?"

Ich versuchte, mich aufzusetzen, doch er drückte mich in die Kissen.

"Wo sind meine Eltern?", wollte ich wissen. "Dein Dad ist gerade Kaffee holen, deine Mom ruht sich aus. Es war alles ein bisschen viel für sie, hat sie gesagt."

Schuldbewusst senkte ich den Kopf. Dann erinnerte ich mich.

"Ich will Harold sprechen." Meine Stimme klang hart. Seine Augenbrauen schossen in die Höhe. So hatte er mich wohl noch nie sprechen hören.

"Später", sagte er bestimmt. "Jetzt schläfst du erstmal eine Runde." Er deckte mich liebevoll zu und gab mir einen sanften Kuss auf die Stirn.

"Es kann nicht warten." "Alles kann warten. Jetzt ist es erstmal wichtig, dass du wieder zu Kräften kommst. Und dazu gehört nunmal auch, dass du dich ausruhen musst."

Ich ließ mich fallen. "Es ist wirklich verdammt wichtig ..", nuschelte ich, obwohl mir die Augenlider schon halb zufielen. "Schlaf gut, mein Schatz", hörte ich ihn noch flüstern, dann war alles vorbei bei mir.

Irgendwann wachte ich wieder auf. Jake saß nicht mehr neben mir. Stattdessen sah ich meinen Vater, den Kopf in den Händen vergraben.

"Hast du es ihr gesagt?", fragte ich halb flüsternd, halb hustend.

Sein Kopf mit de vielen Locken fuhr in die Höhe und sah mich ungläubig an. Dann schwand jedes Gefühl in seinen Augen, und ausdruckslos sagte er:" Nein. Ich habe es deiner Mom noch nicht gesagt. Ich  weiß nicht ob ich es jemals tun werde. Und wenn doch, dann erst nach der Geburt des Kindes"

Wie unterkühlt er auf einmal klang, als er "des Kindes" sagte. Ich runzelte die Stirn. "Freust du dich denn gar nicht auf dein Baby?"

"Wer weiß, ob es meins ist ..."

Mir blieb die Luft weg. Entsetzt starrte ich ihn an.

"Weißt du überhaupt, was du da gerade von dir gibst? Du unterstellst meiner Mutter, meiner Mutter! dich betrogen zu haben und das Kind irgendeines dahergelaufenen Typs als deins auszugeben? Hast du sie noch alle? Mom würde dich niemals betrügen. Sie liebt dich."

Er starrte auf den Boden. "Vielleicht ... vielleicht war es doch zu früh. Zu unüberlegt." "Was?", fragte ich.

Er sah mich an. So etwas wie Trauer, Mitleid und Angst huschte über sein Gesicht. Eine seltsame Mischung, die ich bei ihm noch nie gesehen hatte.

Er öffnete den Mund, schloss ihn aber schnell wieder. Dann schenkte er wieder dem Boden seine volle Aufmerksamkeit.

Eine böse Vorahnung beschlich mich.

"Meinst du etwa .. Bria und mich? Waren wir deine größten Fehler? Hast du deine Jugend nicht genug ausleben können, und gibst uns jetzt die Schuld daran?"

"Ich weiß es nicht", sagte er leise.

Meine Augen füllten sich mit Tränen. "Tja, dann sag ich dir jetzt mal was: wir können nichts dafür, dass Mom und du  nicht aufgepasst habt. Wir sind die Produkte aus eurer Unvorsichtigkeit. Wir sind das Resultat. Also schieb Brianna und mir nicht die Schuld in die Schuhe, sondern dir selber."

"Julie...", setzte er an.

Ich rastete vollkommen aus. "NEIN! NICHT Julie! ICH WILL DASS DU GEHST, UND ZWAR SOFORT!"        

Ich stand mühsam auf und kippte fast um. Mein Vater wollte mich festhalten, doch ich riss mich los und ging schwankend ins Bad.

Dort drehte ich den Schlüssel um, und setzte mich auf den Klodeckel.

Dann begann ich, haltlos zu weinen.

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