Kapitel 11

374 16 6
                                    

Kapitel 11

Julie's P.o.V.

Ich wartete auf dem Parkplatz auf ihn. Er wollte mich abholen, um unser Referat weiter zu führen. Und da kam er aus der Tür des Schulgebäudes.

Automatisch fing ich an zu lächeln. Suchend sah er sich um. "Jake!", rief ich, gerade laut genug dass er mich hörte, und sich nicht alle zu mir umdrehten.

Er entdeckte mich und grinste. Leichtfüßig lief er die Treppen hinunter und ging lässig zu meinem Auto und mir.

"Hi Jules", zwinkerte er mir zu. "Hey Jake", lächelte ich zurück. "Wollen wir los?", ich deutete in meinen Wagen.

Er nickte nur und setzte sich auf den Beifahrersitz. Ich schwang mich hinter's Lenkrad und startete den Motor.

Während wir vom Schulgelände fuhren, erzählte ich ihm von meiner Idee, die mir heute in Mathe gekommen war.

"Vielleicht sollten wir uns nicht nur auf die Recherche im Internet beschränken, sondern uns auch in Plattenläden mal umschauen, und vielleicht mit dem Besitzer reden. Eventuell hat er ja Ahnung von unserem Thema, und wäre bereit für ein kleines Interview. Wie wär's?"

Er nickte. "Gute Idee. Und ich weiß auch schon, wo wir hingehen werden."

Jake beschrieb mir den Weg zu einem winzigen, verhunzten Laden, dessen Schaufenster wahrscheinlich schon seit einem halben Jahrhundert nicht mehr geputzt worden waren. Nur eine einzige Platte von irgendeinem Künstler lag hinter dem Glas.

Ich versuchte, hinter der Scheibe etwas zu erkennen, was aber ein Ding der Unmöglichkeit war.

Mit hochgezogenen Augenbrauen drehte ich mich zu Jake um. "Und du bist dir sicher, dass wir hier an der richtigen Adresse sind?"

Er nickte. "Absolut." Er drückte die Tür auf, die wahrscheinlich ebenfalls seit einem halben Jahrhundert schon ungeölt war, und schob mich in den Laden.

Drinnen war es dunkel, nur eine einzige Glühbirne schaukelte einsam an der Decke hin und her.

Mich überkam eine Gänsehaut. Das war der richtige Ort für einen Horrorfilm.

Leise ging ich zu den Platten, die hier standen. Zu meiner Verwunderung waren sie alle fein säuberlich nach Künstler, Erscheinungsdatum und Alphabeth sortiert. Außerdem lag kein Fitzelchen Staub auf ihnen.

Vorsichtig fuhr ich über eine alte Platte von Bob Marley, die ich kannte und liebte.

"Was wollt ihr hier?", quiekte plötzlich eine helle Stimme direkt hinter mir. Ich fuhr herum und konnte gerade noch so einen erschrockenen Aufschrei unterdrücken. Vor mir stand ein kleines, verhutzeltes altes Männlein. Ich hätte es ihm sofort abgekauft hätte er gesagt er hieße Rumpelstilzchen.

Meine Finger hatten sich um die Bob Marley-Platte gekrallt.

Er folgte meinem Blick und ließ einen wütenden Schrei hören, der dem einer getretenen Maus glich.

Mit einem Satz war er bei den Platten und schlug mit seinen dürren langen Fingerchen auf meine Hand.

"Finger weg", quiekte er. "Das sind unbezahlbare Antiquitäten!"

Immer noch vollkommen geschockt starrte ich ihn an. Langsam ließ ich die Schallplatte los.

Er starrte noch für einen Moment in meine Augen, dann ließ er mich stehen und stapfte zu Jake. Er sah zu ihm hoch, und knurrte:"Was wollt ihr hier, Junge?"

"Erstmal Hallo, Tom!" Erstaunt sah ich von einem zum anderen. Jake kannte diesen Typen?

Der Alte nahm seine Brille ab, und musterte ihn. Dann wurden seine Augen groß. "Jake?", stammelte er.

RebelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt