Kapitel 26

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Kapitel 26

Brianna's POV

Als ich unser Haus betrat, herrschte Totenstille. Leise ließ ich meinen Schlüssel in die kleine Glasschale im Flur fallen, dann zog ich Schuhe und Jacke aus und ging auf Zehenspitzen ins Wohnzimmer. Die Stille beunruhigte mich. Normalerweise war die Geräuschkulisse in meinem Zuhause gewöhnungsbedürftig, da immer jemand laute Musik hörte, während ein anderer irgendwo seine Instrumente spielte. 

Das Wohnzimmer war leer. Ich bemerkte die Staubschicht auf den Möbeln. Auch in der Küche war niemand aufzufinden. Auf einmal klirrte etwas in der Stille, und ich bekam den Schreck meines Lebens. Das kam eindeutig aus dem Esszimmer!

Ich schlich zum Türrahmen, und lugte hinein. Dort saß er. An der Bar, ein Whiskeyglas vor sich stehend. Es war leer, ebenso wie die Flasche, die auf der Theke lag, und anscheinend das laute Klirren verursacht hatte. Mein Vater versuchte mit der einen Hand den Alkohol aufzuwischen, und mit der anderen sein Glas festzuhalten. Ich trat ins Esszimmer. "Dad?"

Er zuckte so heftig zusammen, dass er fast vom Barhocker fiel. Im letzten Moment konnte er sich an der Theke festhalten, und drehte sich zu mir um. Als er mich erkannte, grunzte er, drehte sich wieder um und starrte in sein Glas. "Leer", sagte er lauter als nötig. 

Ich fragte mich, wie viel er getrunken hatte. Ich trat zaghaft einen Schritt auf ihn zu. "Dad? Was machst du da?" "Deine Mutter ist weg, Julie", murmelte er, noch immer in sein Starren vertieft. "Ich bin ni-" "Ich versteh' schon, war halt nich' gut genug für se. Hab ich doch immer gewusst. Iiiiimmer!" Er drehte sich wieder zu mir um. "Traurig genug dass se schwanger geworden ist. Wärt ihr nich' gewesen, wär' se niemals zu mir gekommen. Jaja. Wärt ihr mal nich' gewesen, Süße." Das reichte mir.

Ich zog mich leise in die Küche zurück, und griff nach dem Hörer. Wo war er denn eingespeichert? Ach, da.

"Tomlinson?", fragte eine tiefe Stimme am Telefon. "Lou? Bist du's?" "Bria? Ja, ich bin es. Was gibt's, Kleine?" "Du solltest vielleicht herkommen. Dad geht es nicht so gut, er hat ziemlich viel getrunken, und ich kann nicht ..." "Ich verstehe. Bin schon auf dem Weg, Brianna. Warte am besten draußen auf mich, ich bin in fünfzehn Minuten da." Dann legte er auf. Dankbar seufzte ich auf. 

Ich schaute noch einmal nach Harry, um sicherzugehen dass er sich nicht aus Versehen verletzt hatte. Dann ging ich zügig nach draußen vor die Haustür, und wartete dort auf meinen Onkel. Wie versprochen kam er nach wenigen Minuten. Sein Wagen fuhr die Auffahrt entlang, und hielt kurz vor der Veranda. Als er ausstieg, überrollte mich eine Welle der Erleichterung, dass ich nicht mehr allein war. Er umarmte mich ein wenig zu lange, und strich eine Haarsträhne hinter mein Ohr. "Wo ist er?", wollte er wissen. "Im Esszimmer", murmelte ich. Er nickte, und ging an mir vorbei ins Haus hinein. Auf der Schwelle drehte er sich um, und forderte mich auf, draußen zu bleiben. 

Ich setzte mich in den Schaukelstuhl und wartete ab. 

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