Kapitel 12

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Kapitel 12

Ich glaube, ich saß dort noch Stunden, bis Mom auf mich zutrat und mich anlächelte. "Julie, Engelchen, wer ist denn der nette Junge den du eben geküsst hast?", fragte sie mich mit einem Zwinkern.

"Mein Freund, Mom", antwortete ich. Sie setzte sich neben mich an die Tür.

Sie seufzte. "Nun wird meine kleine Maus also erwachsen ..." Ich lachte ein bisschen und küsste sie auf die Wange.

"Mom, ich bin schon längst erwachsen!" "Weißt du noch als du mir von deinem ersten Kuss erzählt hast?", fragte sie völlig in Erinnerungen versunken.

Bei der Erinnerung wurde ich immer noch rot. "Hör auf damit, bitte!", bettelte ich.

Rückblick

"Mommy, Mommy!", rief ich, und schleuderte meine pinke Tasche beiseite, die meine Schwester zu unserem 12. Geburtstag bekommen habe.

Mom kam gerade aus der Küche. "Was gibt es denn, Schatz?" "Mom, gerade ist Jonathan zu mir gekomen und hat gesagt dass er mich mag!! Und dann hat er mich geküsst!", schrie ich aufgeregt durch das Haus.

Jonathan war der Sohn von Onkel Niall und seiner Frau, Tante Rachel. Wir waren zwar wie Geschwister aufgewachsen, aber ich fand ihn trotzdem immer schon toll.

Mom lächelte. "Wirklich, Maus? Das ist toll, ich freu mich für dich!" "Mom!" Ich zog an ihrem Oberteil. Ich war für mein Alter schon immer ziemlich klein gewesen, reichte meiner Mutter gerade mal bis zur Hüfte.

"Ja, Schatz?", fragte sie liebevoll. "Ich finde ihn gaaaaanz toll!" Ich drehte mich im Kreis. "Ich will ihn heiraten und Kinder kriegen, ganz viele Babys die aussehen sollen wie er!"

Ich kriegte mich gar nicht mehr ein. "Und dann kaufen wir uns ein großes Haus mit Garten und Pool und mit Butlern die mein Zimmer aufräumen! Und wir kaufen uns so viel Kuchen und Eis wie wir wollen!"

"Ähm, Schatz", sagte meine Mom zögerlich. Ich drehte mich um. Hinter mir stand Jonathan und starrte mich an. Ich lief rot an und wünschte mir, im Erdboden versinken zu können ...

Ich versteckte meinen Kopf in meinen Händen. Mom lachte. "Das war doch so süß! Du hast ihn angeschaut wie ein Auto!" "Das war der peinlichste Moment meines Lebens! Es war so schrecklich!", rief ich. "Ich hab erst ein halbes Jahr später wieder mit ihm geredet!"

Mom lachte mittlerweile Tränen.

"Ach, übrigens fahren wir morgen zu Rachel und machen dort eine Babyparty. Du und deine Schwester kommt mit."

"Und was ist mit Dad?" Sie verdrehte die Augen. "Der muss 'arbeiten'." Ich stöhnte auf.

"Ach, Schatz, kommst du übermorgen mit zum Ultraschall? Dann kannst du dein Geschwisterchen sehen", zwinkerte sie mir zu. "Klar, ich komme gerne mit!"

Dankbar lächelte sie mich an. Ich hatte die beste Mutter der Welt.

"Mom?", fragte ich. "Ja?" "Darf ich mal deinen Bauch berühren?", fragte ich. "Klar doch, Süße!"

Sie hob ihren Pullover ein Stückchen hoch. Ihr Bauch war schon etwas angewachsen, man sah schon dass sie schwanger war.

Vorsichtig strich ich mit den Fingerspitzen über ihre blasse Haut. Es fühlte sich unglaublich an, und ich konnte mir gar nicht vorstellen dass da ein kleiner Mensch drinsteckte.

"Da lagst du auch mal drin, schön gemütlich im warmen Wasser", lächelte sie. "Weißt du schon was es wird?"

Sie verneinte. "Aber vielleicht kann uns die Ärztin aufklären. Ich freue mich sehr, dass du mitkommst."

Ich umarmte sie und stand auf. Es war schon recht spät und ich wollte gerne schlafen gehen.

"Ach, und Maus?", rief Holly mir hinterher. Ich drehte mich um.

"Sei nicht allzu streng mit deinem Vater. Er meint es nur gut, und will dich vor dem beschützen was er früher war. Er hat Angst um dich."

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