Jap, das war's

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  Leicht schuldbewusst sah ich zur Tür. Alec lehnte angesäuert am Türrahmen und sah mich sauer an.
,,Hallo Tara" sagte er und kam langsam auf mich zu. Scheiße!

,,Da ist die Flucht wohl nicht gelungen, was?" fragte er und klang nun leicht amüsiert. Er sah Anne kurz auffordernt an. Sie nickte und verlies das Zimmer. Ich verfestigte den Griff um den Tee und rutschte auf dem Sofa mehr an den Rand, als Alec sich neben mich setzte. Irgendwie war mir seine Anwesenheit unangenehm und ich wollte ihm nicht in die Augen sehen.

Nach ein paar Minuten der Stille atmete Alec laut aus und lehte sich zurück, ehe er anfing zu reden:
,,Du weißt, mich zu ignorieren bringt dir nichts, oder?" wieder antwortete ich nicht. Warum auch? Sie würden mich so oder so zurück nach Italien bringen. Ich würde mir so oder so eine Predigt anhören müssen. Ich würde so oder so bestraft werden und würde so oder so wieder versuchen zu flüchten. Es bringt nichts.

Ich stellte meinen Becher zurück auf den kleinen Tisch vor mir und verschränkte die Arme vor der Brust. Nach ein paar weiteren Sekunden spürte ich wie Alec ungeduldig wurde. Ich wusste, dass er mich warscheinlich gleich anschreien würde oder sowas, aber irgendwie konnte ich einfach nichts sagen. Ob es Angst war, Reue oder Schuldgefühle, ich weiß es nicht.

,,Tamara!" sagte Alec nun lauter. Als ich wieder nicht antwortete, griff Alec nach meinem Kinn und drückte mein Gesicht in seine Richtung, sodass ich ihn ansehen musste. Seine Augen strahlten Wut und Enttäuschung aus. Na ja, irgendwie konnte ich das auch verstehen.

,,Was?" fragte ich leise und vorsichtig. Er schien kurz nachzudenken.
,,Warum bist du geflohen?" fragte er.
,,Weil...Also ich.... Ach keine Ahnung. Ich hab meinen Bruder vermisst, Richard und meine Freunde. Als Maura mir mein Handy gegeben hat, sind bei mir alle Sicherungen geplatzt und ich bin ohne nachzudenken abgehauen....Ich hab einfach meine Familie vermisst" schoss es aus mir heraus und mit jedem Wort, wurde Alec wütender. Als ich das Wort "Familie" aussprach, schloss er kurz die Augen, knurrte und hob mich danach von Sofa und drückte mich gegen eine Wand; alles in Vampirgeschwindigkeit.

Ich keuchte kurz, da sein Druck weh tat und sah ihn ängstlich an.
,,WIR sind deine Familie!" schrie er mich an und lies mich zusammen zucken.
,,Nein!" sagte ich und war überrascht, wie stark meine Stimme klang. Seine Augenbrauen schossen nach oben.
,,Was hast du gerade gesagt?" zischte er.
,,Nein!" wiederholte ich. Seine Augen krallten sich in meine und ich konnte meine nicht abwenden. Er war kurz ruhig, ehe er knurrte und mich stärker an die Wand drückte und seine linke Hand hob.

Ich starrte die Hand erschrocken an, ehe ich Alec in die Augen sah und bemerkte, dass seine Augen schwarz waren.
,,A-Alec" hauchte ich und er lies seine Hand wieder sinken. Er atmete aus und senkte den Kopf an meine Schulter. Er vergrub seinen Kopf in meinem Nacken und drückte sich komplett an mich. Seine Arme schoben sich um meinen Rücken und er umarmte mich. Nach kurzem Zögern erwiederte ich seine Umarmung.

,,Ich hatte nicht vor dich zu schlagen" flüsterte er in meine Haare und verstärkte seinen Druck.
,,Ich weiß" gab ich zurück und ich spürte ihn leicht lächeln, als er sich wieder an meinen Nacken lehnte.
,,Ich...Ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht" hauchte er.
,,Warum?" fragte ich nach und drückte leicht gegen seine Brust, sodass er sich von mir wegdrückte, seine Hände jedoch um meinen Rücken lies.

,,Weil ich dachte das du Tod wärst" sagte er leise und sah mir in die Augen.
,,W-Wie kommst du denn darauf?"
,,Demetri konnte dich mit seiner Gabe nicht finden und es gab keine Spur von dir, bis wir an die Grenze der Schweiz kamen." er machte eine kurze Pause und sah, leicht den Kopf schüttelnd, zu boden, ehe er mich wieder ansah: ,,Aber du bist nicht Tod! Du hast den Arsch von Damon getroffen und er hat dir auch noch geholfen zu flüchten. Und DU steigst in ein Auto von einem wildfremden Mann ein!" er wurde wieder lauter und sein Blick wütend.

,,Alec-" er unterbrach mich.
,,Nein! Er hätte sonst wer sein können!" rief er aus und lies mich los.
,,Aber-" wieder fiel er mir ins Wort.
,,Wer weiß was er mit dir gemacht hätte, wenn wir nicht gekommen wären! Sowas kannst du nicht machen!" fuhr er fort.
,,Jetzt beruhig dich doch mal!" schrie ich und er hob die Augenbrauen. Er hatte damit wohl nicht gerechnet.

,,Damon ist nett und lieb, er würde mir nie etwas tun!" sagte ich.
,,Ach und das weißt du, nach 24 Stunden in denen ihr euch kennt?" fragte er.
,,Nein, das merkt man an seinem Verhalten!"
,,Nartürlich ist er das, er ist ein Vampir! Er trink Tierblut, es war nur eine Frage der zeit, bis er dich irgendwann ausgesaugt hätte!"
,,Und wenn schon, es kann dir ja wohl scheiß egal sein was mit mir passiert!" schrie ich ihn an und drückte mich sauer an ihm vorbei. Ich setzte mich wieder auf das Sofa und zog die Knie an meinen Körper.

Meinen Kopf lehnte ich auf die Knie. So ein Arsch, was geht ihn mein Leben an?! Er ist weder mein Freund, noch ist er in irgendeiner Hinsicht mit mir verwandt! Er ist für mich zwar wie ein Bruder, aber trotzdem kann er mir nichts vorschreiben! Der spinnt ja wohl!

,,Worüber denkst du nach?" fragte Alec mich, nachdem er sich neben mir nieder gelassen hat. Eigentlich wollte ich ihn ignorieren, doch ich konnte es nicht. Diesmal zumindest nicht.
,,Darüber, dass du weder mein Freund bist, noch mit mir Verwandt und mir deswegen nichts vorschreiben kannst" murmelte ich und fand die Narben auf meinen nackten Knien plötzlich sehr interessant.

,,Ich kann dir sehr wohl was vorschreiben. Deine Eltern haben es mir befohlen und du solltest dich lieber daran halten. Zudem solltest du dich auch langsam daran gewöhnen, dass du dich zu benehmen hast und dir so gut wie jeder von uns etwas vorschreiben kann. Wir wollen dir nichts böses, ganz im Gegenteil. Wir wollen das Beste für dich, du hast es bei uns doch gut gehabt! Du hast beide Elternteile, du hast soviele verschiedene Leute im Schloss, mit denen du befreundet sein kannst, du hast Svenja, Demetri, Felix, deine Schwester Cathiara, Klaus....Und mich! Wenn du nochmehr willst, kannst du nochmehr haben. Du kannst alles haben was du willst. Du kannst alles machen, was du willst. Du musst dich dafür nur an unsere Regeln halten, an die von Aro. Und jetzt kommst du bitte freiwillig mit zum Auto, wir wollen zurück" redete er und sah mir dabei in die Augen. Seine Augen waren inzwischen tief schwarz, trotzdem konnte ich mich nicht spiegeln.

Ich wusste nicht, was ich jetzt sagen sollte. Aber ich wollte noch nicht raus gehen, mir war kalt, ich musste noch den Tee austrinken und ich muss mal auf die Toilette.
,,Hast du mir zugehört?" fragte er nach und ich schmunzelte.
,,Ja hab ich.... Aber... Mir ist Kalt und meine Sachen sind Nass, ich werde eine Grippe bekommen und...ich wollte noch auf Toilette." sagte ich und er nickte.
,,Na schön, ich guck mal, ob irgendjemand hier etwas zum Anziehen hat, oder ob Demetri was eingepackt hat. Trink zuende und geh auf Toilette, ich bin gleich wieder da" er seufzte und verlies das Zimmer. Er ging durch die Tür, durch die Anne verschwunden war.

Ich trank schnell den wiederlichen Tee aus, lief mit diesem zu der Spüle, die ich entdeckt hatte und stellte sie hinein. Dann sah ich mich um. Joa, wo ist denn jetzt das Bad?

Ich ging auf die Tür zu, die mir am nächsten war und öffnete sie. Das war ein Wandschrank. Ich stöhnte und öffnete die nächste Tür in meiner Nähe, ein Schlafzimmer.
,,Super" murmelte ich. Dann lief ich auf die letzte Tür zu, die das Bad sein musste und öffnete sie. Zum Glück war es ein Bad.

Ich schloss die Tür zu und benutzte die Toilette. Dann stellte ich mich vor den Spiegel und fuhr mir durch die Haare. Ich sah akzeptabel aus, zum Glück!

Ich wusch mir schnell meine Hände und verlies danach das Badezimmer. Im Wohnzimmer unterhielt sich Anne mit Alec.

Alec drehte sich sofort zu mir um und Anne reichte mir einen Bündel Klamotten.
,,Hier, die gehören meiner Tochter. Du kannst sie behalten, oder wegschmeißen. Mir egal." lächelte sie. Ich sah sie dankend an und nickte.
,,Ich geh dann nochmal ins Badezimmer." sagte ich und Anne lächelte wieder freundlich.

Ich lief zurück ins Bad und wunderte mich, wieso Alec mir folgte und dann die Tür abschloss. Was geht denn jetzt ab? Er lief aufs Waschbecken zu und wischte sich mit seinen nun klatsch nassen Händen durchs Gesicht. Dann sah er in den Spiegel, wartete kurz und dann sah ich, dass seine Augen wieder heller wurden.

,,Willst du dich nicht umziehen?" fragte er und trocknete sein Gesicht ab.
,,Schon, aber du bist hier drin" antwortete ich.
,,Na und? Ich werde dich schon nicht beißen" grinste er.
,,Schon aber...uff nagut" stöhnte ich auf und drehte ihm den Rücken zu.

Ich versuchte mein nasses Top auszuziehen, aber es klebte an meiner Haut und war so eng, dass ich es nicht aus bekam. Nach ein paar Sekunden hatte ich mich so stark verklemmt und in das Top geknotet, dass Alec anfing zu lachen.

,,Das ist nicht witzig" zischte ich und versuchte es weiter.
,,Komm, ich helf dir" sagte er kichernd und kam auf mich zu. Ich wollte protestieren, lies es jedoch sein. Ohne lange zu zögern riss er an meinem Top, sodass es kaputt ging und ich zusammen zuckte.

Dann drehte er mich zu sich um und ich hielt meine Arme vor meine Brust, da ich nicht wollte, dass er mich im BH sah. Er lächelte nur und griff nach dem Oberteil von Annes Tochter. Es war ein einfaches weißes T-shirt.

,,Arme hoch" sagte er und ich schüttelte den Kopf. Er hob eine Augenbraue und sah mich abwartend an.
,,Boa ey" stöhnte ich genervt und tat was er wollte. Zum Glück sah er mir die ganze Zeit über in die Augen und nicht auf meinen Körper.

Er streifte mir das shirt über und fragte, ob er mir bei der Hose helfen sollte. Ich schüttelte den Kopf und schlüpfte aus der Boxer von Damon. Das Shirt war zum Glück lang genug, sodass Alec nichts sah. Dann zog ich rasch die knielange Jeans an und achtete dabei peinlichst genau darauf, dass ich meine Wunden und Narben nicht berührte. Keine Ahnung, woher ich die Wunden und Narben hatte, aber geritzt hatte ich mich nicht!

,,Wo sind meine Schuhe?" fragte ich, nachdem ich die Hose zugemacht hatte.
,,Nass, deine Socken liegen auf dem Sofa." ich nickte.

,,Bist du noch sauer?" fragte ich und er sah mich kurz an, ohne etwas zu sagen.
,,Ein bisschen" kam es zurück und ich nickte.
,,Tut mir leid..." sagte ich dann und er lächelte.
,,Schon gut, wir hätten damit rechnen müssen" ich lächelte leicht.
,,Nein...Ich hätte einfach da bleiben sollen"
,,Es ist alles gut, glaub mir. Du wirst dir zwar noch was von Aro und Maura anhören müssen, aber ich bin dir eigentlich garnicht so böse"
,,Ich versprech auch, ich hau nicht mehr ab" sagte ich und hob zwei Finger, was ihn zum Lachen brachte und ermich zu sich ran zog und mich umarmte, was ich erwiederte.

Alec POV:

Ich zog sie in eine Umarmung und war froh, als sie diese erwiederte. Es tat einfach gut, zu wissen, dass sie es bereute und nicht mehr fliehen wollte. Ich lehnte mein Kinn auf ihren Kopf und hörte sie seufzten.
,,Was ist?" fragte ich nach.
,,Nichts, ich mag es nur, wenn du mich umarmst" kicherte sie.
,,Ach echt?" fragte ich und musste lächeln.
,,Ja, echt. Du bist wie ein großer Bruder für mich, Alec" sagte sie und meine Mundwinkel zuckten wieder nach unten. Autsch, das hat gesessen!

Ein weiteres mal, dass sie mir unbewusst weh getan hat. Aber was soll ich machen? Ich will sie zu nichts zwingen.
,,Komm, ich bring dich zum Auto" sagte ich und sie nickte, löste sich von mir und sammelte ihre Klamotten ein. Also das, was davon noch übrig war. Ich half ihr dabei und folgte ihr danach ins Wohnzimmer von der Frau.

Tara zog ihre Socken an und verabschiedete sich dann von der Frau, sagte ihr, sie solle Damon ganz lieb danken und ihm sagen, dass Tara ihn nie vergessen wird und ihm immer danken wird, für seine Hilfe.

Ich musste schmunzeln. Sie sorgte sich immer um alles und jeden und musste immer gucken, dass sie auch jedem Danke gesagt hatte.
,,Dann komm" sagte ich und sie warf ihre Sachen in den Mülleimer, den die Frau ihr gezeigt hatte.
,,Okay. Tschüss Anne" sagte sie und winkte ihr zum Abschied. Anne also...
,,Auf Wiedersehen, und viel Glück mit deinem Nicht-Freund" zwinkerte sie und Tara kicherte. Hat Anne ihr etwa irgendwas erzählt? Oh gott, bitte nicht!

Demetri saß schon im Auto und tippte auf seinem Handy rum, was man von der Haustür aus sehen konnte.
,,Hier" sagte ich und gab Tara meinen Mantel. Er würde ihr bis zu den Waden gehen.

,,Danke" sagte sie und zog ihn sich an. Ich nickte und griff unter ihre Kniekehlen und an ihren Rücken und hob sie ohne Probleme hoch. Dann trug ich sie zum Auto, was sie mit einem grinsen Kommentierte.

Beim Auto angekommen stellte ich sie auf ihre Füße, aber nicht auf den Boden, sondern auf meine Schuhe, sodass sie keine kalten Füße bekam. Sie kicherte wieder. Dann öffnete ich die Rücksitz Tür und hob sie ins Auto.
,,Danke" lächelte sie leicht und ich nickte. Dann setzte ich mich neben sie und sagte Demetri, er solle losfahren, was er auch sofort tat.

Während der Fahrt redeten wir kaum, außer Demetri, der mit Tara über ihre Flucht ausfragte. Ich schob meinen Mantel enger um Tara, als sie eine Gänsehaut bekam und zog sie an mich ran. Sie lehte ihren Kopf an meine Brust, was mich lächeln lies, und schloss die Augen. Sie kuschelte sich ein bisschen tiefer ein und seufzte leise, als ich anfing über ihren Kopf zu streichen.

Warum kann es nicht immer so schön ablaufen, wie jetzt gerade? Ob das noch was wird? Ich weis es nicht, echt nicht.

Als Tara eingeschlafen war, rief ich Aro an.
,,Ja Alec?" fragte er, als er abnahm.
,,Meister, wir haben sie gefunden" sagte ich ihm und er gab es weiter an Maura, wie ich es hörte.
,,Danke schön, Alec. Ich wusste doch, dass du es schaffst. Kommt bitte so schnell es geht wieder hier her und baut keinen Unfall!" sagte Maura.
,,Nartürlich nicht, Meisterin. Wir sind schon auf dem Weg!"
,,Gut, kommt bei eurer Ankunft bitte nicht in den Thronsaal, sondern in ihr Zimmer" befahl Aro streng.
,,In Ordnung." sagte ich und legte auf.

Tamara verschlief die gesamte Fahrt, was Svenja bei unserer Ankunft am Schloss zum lachen brachte. Ich trug Tara in ihr Zimmer, gefolgt von Svenja, und legte sie dort auf ihr Bett. Jetzt heißt es warten bis die Meister da sind...  

Eccezionale ♥ | Twilight FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt