Gift

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»Wo gehen wir jetzt eigentlich hin? «, fragte die Schwarzhaarige und richtete ihren Blick auf Ash, welcher ungefähr fünf Fuß vor ihr lief.

Es war schon eine längere Zeit still gewesen und eine beachtliche Spannung lag in der Luft. Lumière wusste nicht ganz warum, aber zwischen Lysander und Ash schien, seit dem Zusammentreffen, wieder die Luft ganz schön zu knistern.

Sie wollte die Stimmung etwas auflockern. Seit die Sonne parallel zur Steppe stand, liefen sie bereits und nun stand die Sonne schon im Zenit. Es waren sicherlich schon einige Stunden im Schweigen verstrichen.

»Kervenia«, gab Ash knapp zurück.

Fragend legte Lumière den Kopf schief.

»Kervenia? Aber wieso denn Kervenia? «, wollte sie wissen. Wäre es nicht besser in Nebula zu bleiben? Wieso sollten sie sich in ein anderes Land schlagen?

»Ich habe meine Mutter nirgends im Schloss gefunden und soweit ich weiß, ist sie aufgrund eines Auftrages nach Kervenia aufgebrochen. Sie will dort Geschäfte mit Laria eingehen, der Königin von Kervenia. «

Lumière erinnerte sich wage an die Versammlung der fünf Reiche, an der sie gezwungener Maßen teilgenommen hatte.

Die junge Frau, die Kervenia vertreten sollte, war nicht unbedingt eine diskussionsfreudige, junge Dame gewesen. Soweit die Schwarzhaarige es wusste, war Kervenia auch nicht für Stärke und Tugend bekannt, sondern viel mehr für Luxus und Schönheit. Das Land wurde häufig als beliebtes Urlaubsziel auserkoren und finanzierte sich daher auch weitestgehend mit dem Tourismus.

Lumière blickte wieder auf und beobachtete die wenigen Wolken, die am Himmel vorbei zogen.

Es war gut, dass Ashs Mutter genau zu dem Zeitpunkt des Angriffes auf Reisen war. So hatte sie den Angriff in weiter Entfernung überlebt. Lumière konnte sich vorstellen, dass Ash ein Familienbezogener Humanist war, jedenfalls wirkte er so. Sie erwischte sich bei dem Gedanken an ihn, als Familien-Vater und schüttelte den Kopf, um den seltsamen Gedanken zu vertreiben. Wie kam sie denn darauf?

»Um noch einmal auf vorhin zurück zu kommen...«, begann sie leicht zögerlich, »...ich habe dieses seltsame, nebelartige Wesen wirklich gesehen und ihr könnt mir glauben, wenn ich sage, dass man sich sowas nicht einbilden kann. «

Sie wollte dieses Thema einfach nicht so schnell vom Haken haben.

Ash schwieg und gab bloß ein leises »Hmm...« von sich.

Sie nahm etwas an Geschwindigkeit zu und holte den Schwarzhaarigen ein. Lumière ergriff seine Schulter und zwang den zwei Köpfe-größeren so, sie anzusehen.

»Bitte Ash...Ich habe in deiner Kajüte die Bücher studiert und ich konnte zwar die seltsame Schrift nicht entziffern, aber auf dem einen Buchrücken war sogar so eine Figur zu sehen, die diesem Wesen ähnelte. Du musst doch wissen, was ich meine! «

Ash richtete seine eisblauen Augen auf sie und die Schwarzhaarige zuckte etwas zurück, als sie den festen und bedrohlichen Ausdruck in seinen Augen wahrnahm.

»Du hast was? Ich hab dir doch gesagt, dass du nichts anfassen solltest! «

Erschrocken entfernte sie sich einige Schritte von dem Dunkelhaarigen.

»I-Ich habe nichts angefasst...Ich habe nur mit meinem Auge die Titel der Bücher studiert...Aber ich konnte sie nicht entziffern, eben wegen dieser Schrift...Tut mir leid, ich wusste nicht, dass dir das so wichtig ist. «

Der junge Prinz seufzte und fuhr sich durch die dunklen Haare.

»Schon gut, solange du die Bücher nicht angefasst hast...«

Lumière (Deutsch) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt