Sie strich sich die langen Haarsträhnen aus dem Gesicht und tapste leicht unbeholfen der Blonden Lichtjägerin hinterher. Das Leinband, welches ihre Haare zusammen gehalten hatte, war vermutlich bei der Ladung gerissen. Des Weiteren hatte man ihr ihre Stiefel, sowohl wie auch die schwarze Jacke und sogar die weiße Lichtjäger-Schärpe entnommen.
Dabei hatte sie rein gar nichts getan...
Sie wusste selbst nicht was sie mit den Lichtern angestellt hatte und sie konnte sich noch nicht einmal daran erinnern.
Ihr Blick wanderte zu Jenna, die vor ihr einen schnellen Schritt an den Tag legte.
Die Blondine hatte zwar behauptet, sie würde dem namenlosen Mädchen vertrauen, doch Humanisten waren groß im Lügen. Dies war sich die Schwarzhaarige bewusst.
Wo führte Jenna sie überhaupt hin? Der dunkle Keller-Gang schien gar kein Ende zu finden und die spitzen Kieselsteine bohrten sich in die nackten Füße, des namenlosen Mädchens.
Wie alt Jenna wohl war? Sie dürfte nicht mal viel älter sein, als die Schwarzhaarige. Vielleicht 17 oder 18?
Und Ash?
Beide Lichtjäger waren auf jeden Fall noch recht jung und hatten schon so viel erreicht. Ganz Nebula war Stolz auf sie.
Gerade als sie den Mund öffnen wollte, um zu fragen wo es nun eigentlich hin ging, übernahm Jenna das Wort.
Urplötzlich blieb sie stehen und das namenlose Mädchen wäre beinahe in sie hinein gelaufen.
»Also Augenbinde...Gleich wirst du mit den Hoheiten ganz Humanias in Kontakt treten und bitte versuche dich...«, ihr Blick musterte die Schwarzhaarige von oben bis unten, sodass diese sich sogar ein wenig unwohl fühlte, »...nicht ganz so plump zu verhalten, wie du aussiehst.«
Nun zeigt sie ihr wahres Gesicht..., dachte sich die Gleichaltrige bloß.
Eine geheim-Tür aus vermoderten Stein schwing auf und dahinten lag ein Raum, welchem man dem stinkenden Keller niemals zugetraut hätte:
Ein Raum der nur von Glas umgeben war und hinter diesem Glas lag das weite Blau. Vereinzelt schwammen Fische vorbei, manchmal konnte man auch einen Blick auf eine Wasserelfe erhaschen. Es raubte ihr den Atem und nun realisierte sie auch, wo sich das Verlies befand: in den sprudelnden Wellen*.
Dieser Teil von Humania gehörte keinem der 5 Reiche. Es war also der perfekte Platz für Verhandlungen.
Der Blick der Schwarzhaarigen fiel als nächstes auf die Personen in dem Raum, welche sie ziemlich angesäuert musterten.
Jennas Gestik ließ verraten, dass sie sich hinsetzten sollte, was das namenlose Mädchen dann auch sofort tat.
Alle Vertreter der 5 Reiche waren anwesend. Und alle waren noch recht jung.
Doch sie sah nirgends das Gesicht der Queen von Nebula. Stattdessen saß Ash auf ihrem Thron. Was hat das zu bedeuten?
Eine ganze Weile wurde sie bloß angestarrt und niemand sagte etwas. Sie fragte sich, ob die anderen erwarteten, dass sie begann mit Sprechen. Doch was sollte sie denn sagen? Zu ihrer Erleichterung, nahm Ash ihr das Wort ab.
»Nun, dann wollen wir beginnen. Ich nehme heute den werten Platz meiner Mutter ein, da sie leider verplant ist und ich hoffe-«
»Warum ist sie verplant hm?! Um weiter in den Schatten Fäden zu ziehen, damit so etwas dabei heraus kommt?!«, der Herrscher von Relia* zeigte auf das Mädchen mit der Augenbinde und diese zuckte bei seiner lauten Stimme zusammen. Sie hatte nicht erwartet, dass die Herrscher so streitsüchtig waren.
»Meinte Mutter...«, zischte Ash zurück, »zieht keinerlei Fäden! Und sie hat weiß-Euphoria* nichts mit diesem Mädchen zu tun!«
»Ja, ja! Reden konnte Nebula schon immer gut!«, eine rothaarige junge Dame meldete sich zu Wort, welche stur die Augen geschlossen hatte und die Arme auf dem Tisch verschränkt hatte.
»Seltsam, dass ausgerechnet ihr solch ein Mädchen aufzuweisen habt, wo ihr doch vor einigen Jahren bereits- «
»Das reicht jetzt wirklich!«, Fate trat aus der hinteren Ecke des Raumes.
Sie hatte ihn bis eben gar nicht wahrgenommen: den besten Lichtjäger den Humania zu bieten hatte: Kommandant 1: Fate. Seine goldene Schärpe zierten unzählige Abzeichen.
Er schritt auf den Tisch zu, um den die Mitglieder versammelt waren und legte seine Hand auf die Schulter von Ash.
»Nebula hat rein gar nichts mit den Machenschaften dieses Mädchens zu tun. Wir haben euch eingeladen, um euch selbst ein Bild von ihr zu machen und mit uns die Entscheidung zu treffen.«, seine Stimme war stolz und ehrenvoll. Niemand traute sich, das Wort gegen ihn zu erheben.
Machenschaften? Entscheidung? Von was redet er denn da?
Das namenlose Mädchen schluckte. Sie wurde behandelt wie eine Aufsässige, dabei hatte sie doch wirklich nichts getan, jedenfalls konnte sie sich an nichts erinnern.
Der Herrscher von Levenia*, ein dunkelhäutiger Weißhaariger, seufzte und nickte.
»In Ordnung...lasst uns unsere Streitereien einen Moment vergessen und uns diesem Sachverhalt hier widmen.«
Einstimmig wurde zugestimmt.
Ash erläuterte kurz und knapp noch einmal, was auf dem Schiff passiert war und die Schwarzhaarige begann sich mehr und mehr unwohl zu fühlen.
Was würde mit ihr geschehen?
Während Ashs gesamten Vortrag, war sie nur mit den Gedanken wo anders, ehe sie bei dem letzten Satz hellhörig wurde.
»Wir würden sie gerne für Nebula beanspruchen, da wir sie auch in Nebula gefunden haben.«
Irritiert hob sie den Kopf und starrte Ash an. Was sagte er da? Er ignorierte sie allerdings gänzlich und sauer ballte sie die Hände unter dem Tisch zu Fäusten. Sie war doch kein Objekt, das man besitzen konnte!
Entblößt biss sie die Zähne aufeinander, als eine weiter Diskussion über ihren 'Besitz' ausbrach.
»Wieso sollten wir Nebula vertrauen?«
»Wer weiß, was ihr wirklich mit den Energieflüssen vorhabt!«
»Könnt ihr dieses Mädchen überhaupt bändigen? In Kervenia* wäre sie besser aufgehoben...«
Kommandant Fates raue Stimme erfüllte erneut den Raum und die anderen kamen zum Erliegen.
»Kein Reich, außer Nebula, hat den Anspruch auf dieses Mädchen. Sie gehört selbst zu Nebula, sie ist hier aufgewachsen und dementsprechend werden wir sie nicht wie Irrlichter verschiffen. Unsere Entscheidung stand von vornherein fest: Sie wird eine Lichtjägerin von Nebula werden.
Wir wollten euch nur mitteilen, dass sie besondere Kräfte hat, damit wir - wenn ihr es später selbst heraus finden würdet - nicht aneinander ecken.«
Ash nickte zustimmend, sein Blick fiel auf das dreckige Mädchen, welches wohl gerade mal ein bis zwei Jahre jünger sein sollte.
Seine eisblauen Augen wanderten weiter und blieben schließlich bei Jenna stehen, die die ganze Zeit über nichts gesagt hatte.
»Könntest du sie vorbereiten, Jenna? Wir wollen noch heute Abend aufbrechen.«, meinte er und die Schwarzhaarige hob etwas irritiert den Kopf.
Sie sollte schon wieder auf einem Schiff mitfliegen?
Sie blickte Ash direkt an, doch sein Blick hatte sich schon längst verflüchtigt.
Was passierte, wenn sie erneut einen Energiefluss auslöste?
War sich Ash nicht der Gefahr bewusst? Oder wollte er Tausende Leben riskieren, nur um mehr Energie der Irrlichter zu erhalten?
»Natürlich, Ash.«, erklang die sanfte Stimme der Blonden, welche ihren Stuhl zurück schob und der Schwarzhaarigen wies, das Selbe zu tun.
Den letzten Satz, den sie vernahm, ehe die Tür zu dem beeindruckenden Raum fiel, ließ ihr das Blut förmlich in den Adern gefrieren.
Der Satz wurde gesprochen vom Herrscher von Trevia*.
»Nebula...ihr mit euren falschen Tricks, so zieht ihr doch stets die Fäden in den Schatten, Dämonen...«
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Die sprudelnden Wellen* - ein Wasserbedeckter-Teil der zu Humania gehört, aber zu keinem bestimmten Reich.
*weiß-Euphoria - Euphoria ist das Orakel Humanias und der Ausdruck bedeutet so viel wie: "weiß-Gott"
Relia* - ein Reich Humanias, das für seine Brutalität bekannt ist. Es wird regiert von Zark Relia
Levenia* - ein Reich Humanias, das für seine Pfiffigkeit und seine Intelligenz bekannt ist.
Es wird von Ekko Levenia regiert.
Kervenia* - ein Reich Humanias das für seinen Luxus und seine Schönheit bekannt ist. Es wird regiert von Laria Kervenia.
Trevia* - eines der fünf Reiche Nebulas. Es ist bekannt für Stolz und Gier und wird von Reliam Trevia regiert.
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Danke fürs lesen! ❤️
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Lumière (Deutsch)
Fantasi»Entscheide dich! Für mich - oder für ihn!«, seine Stimme brach und er blickte sie verletzt an. So hatte sie ihn noch nie gesehen. Sie spürte die Nässe auf ihren Wangen. »...aber erwarte nicht, dass ich dich nach deiner Entscheidung noch beschützen...
