Rivalen

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Ihre Hände zitterten als sie, sie auf das Glas zubewegte.
Tausende Fragen flogen durch ihren Kopf und sie hatte Mühe sich dabei zu konzentrieren. Was wenn das ganze nach hinten los gehen würde?

Seufzend ließ sie die Hände zurück in ihren Schoß fallen und schloss das linke Auge wieder.
»Was ist los?«, fragte Ash mit sanfter Stimme.
Lumière blickte auf und sah den Schwarzhaarigen gekränkt an.

»Ich kann das nicht tun, das Risiko ist zu groß. Was ist wenn wir wirklich sterben? Was ist wenn wir unsere Chance damit vertun? Vielleicht werden wir ja doch noch gerettet und dann findet man uns nur noch Tod durch den entstandenen Energiefluss. Nein...das will ich wirklich nicht.«

Ash hatte eine Weile nichts gesagt. Alleine das Rauschen der sprudelnden Wellen und das Summen des Irrlichtes, ließen es nicht zur vollkommen Stille kommen.

»Geht es im Leben eigentlich nicht genau darum, dass man gewisse Wagnisse eingehen muss?
Was wäre das Leben, hätten wir nicht den Mut etwas zu riskieren?
Du hast jetzt die einmalige Chance zu sehen, was passiert, wenn du das Irrlicht befreist. Wenn wir erstmal zurück in Nebula sind, werden sie dich wohl kaum frei herum laufen lassen oder jemals wieder mit Irrlichtern in Kontakt kommen lassen. Willst du nicht wenigstens wissen, für was du dieses Auge hast?
Wenn du es nicht machst, wirst du es später bereuen. Darauf kannst du wetten...«, kam es rau von dem Prinzen.

Die Schwarzhaarige musterte ihn eine Weile und dachte über das Gesagte nach. Natürlich, sie wollte wissen wozu sie und ihr Auge im Stande waren und natürlich wusste sie, dass man sie in Gewahrsam nehmen würde, sobald man sie finden würde.
Ja, das alles konnte sie sich denken.

Also, was nun...?

Schlussendlich schloss sie beide Augen, ehe sie nur noch das linke öffnete.
»Okay, ich machs!«, sagte sie entschlossen.
Ash schmunzelte und wich etwas von dem Glas und Lumière zurück. Sicherheitsabstand.

Dann beobachtete er mit großen Augen das Schauspiel das sich ihm bot:

Das Irrlicht schien hinter das Vorhaben des Mädchens gekommen zu sein, denn
es summte immer lauter. Es schien fast, als würde es eine Melodie summen.
Lumière schien in vollkommene Trance gefallen zu sein. Ihre Haare schwebten,  wie auf dem Schiff, schwerelos in alle Richtungen. Der Haaransatz wurde erneut weiß, ebenso die gesamten Längen. Ihr Auge schien der Sonne Konkurrenz machen zu wollen, denn gleißendes Licht mit allen möglichen Farben erleuchtete die Umgebung.
Dann öffnete sie ihren Mund und was er dann vernahm, glich einem Traum. Ihre Stimme schien sie laut und stark wie die des Orakels Euphoria. Ein Echo folgte der sanften Singstimme. Dann bemerkte er, was sie sang.
Sie sang die Melodie des Irrlichtes nach. Auch das Summen des Irrlichtes wurde von Sekunde zu Sekunde lauter und fordernder. Es war als würden die beiden Stimmen sich vereinigen und zu einem riesigen Geräuschwall anschwellen.
Ihre Hände berührten bereits das Glas, nun hatte sie den Schraubverschluss geöffnet.
Sie formte ihre Hände zu einer Schale und Ash konnte gerade noch erkennen, wie das Irrlicht schwerelos aus dem Glas schwebte und sich auf den Händen des Mädchens niederließ, dann ging so starkes und gleißendes Licht vom Augen des Mädchens und des Irrlichtes aus, das er gezwungen war, seine Augen abzuschirmen.
Er vernahm, dass die Stimmen im letzten hohen Ton verschwanden und eine Druckwelle schoss über die gesamte kleine Insel.
Ash wurde zurück geworfen und landete circa 10 Fuß entfernt von Lumière. Er hielt sich immer noch die Augen zu, aus Angst zu erblinden. Doch er brauchte auch gar keine Sicht um zu wissen, welche riesige Welle sich in den sprudelnden Wellen, durch die Druckwelle auftat. Er hörte es deutlich: das verstärkte Rauschen der Wellen.

Lumière (Deutsch) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt