Benommen öffnete sie ihre Augen. Wie oft war sie nun schon an einem fremden Ort aufgewacht, nicht wissend wo sie sich befand, geschweige denn was genau passiert war? Mittlerweile war sie sich ziemlich sicher in dem Wissen, dass sie Probleme magisch anzog. Warum auch immer. Auf jeden Fall sah sie es als lästiges Talent an.
Langsam stütze sie ihre nackten Handflächen auf den kalten Boden und drückte sich so etwas nach oben. Ihre Glieder schmerzten und der Versuch ihre Umgebung zu erkennen, blieb ohne Erfolg. Die Dunkelheit ließ nicht zu, dass sie auch nur einen Bruchteil der Umrisse ihrer Umgebung wahrnehmen konnte. Es war eine vollkommene Dunkelheit. Wo auch immer sie sich befand, jemand musste sich verdammt viel Mühe gemacht haben, einen so lichtsicheren Raum zu konstruieren. Seltsam, dass sich die Stille in der Dunkelheit so unglaublich laut anhörte.
Lumière versuchte die Auren-Sicht ihres linken Auges abzurufen, doch auch dies half ihr nicht wirklich weiter. Das Farbmeer aus den Auren der Seelen, welches sie sonst zu sehen bekam, blieb diesmal gänzlich aus. War sie tatsächlich das einzige lebende Wesen im Umkreis von gut 10 Kilometern? Das konnte doch nicht sein...wenigstens die Seelen der Kleinstlebewesen müsste sie erkennen können. Doch nichts. Normalerweise sah sie doch so unglaublich viele Seelen, dass die ganzen Farben sie vollkommen aus der Bahn warfen. Und nun? Nichts, nur ein einziger grauer Farbklecks, der verriet, dass es hier keine Seelen außer der Ihrigen gab.
Ihre Hände wanderten zu ihren Armen und fröstelnd strich sie über ihre Unterarme. Es war kalt. Sicher kondensierte ihr Atem bereits zu kleinen Wölkchen.
Wo zur Hölle waren Ash und Lysander? Wer zur Hölle hatte ihnen die Betäubungs-Pfeile einverleibt? Und wo zur Hölle war sie eigentlich?
Tausende Fragen schwirrten durch ihren Kopf. Sollte sie vielleicht um Hilfe rufen? Aber wer würde sie schon hören? Ihre Auren-Sicht hatte schließlich gezeigt, dass sie die einzige an diesem Ort war. War es dann überhaupt sinnvoll um Hilfe zu schreien?
Sie erinnerte sich an ein Sprichwort von Euphoria, dem Orakel der Humanisten:
»Wenn ein Baum umfällt und niemand sieht es, oder hört es, ist er dann überhaupt gefallen? «
Aber was hatte sie denn schon zu verlieren?
»Hallo?! Lysander?! Ash?! «
Stille. Na gut, sie hatte auch keine großen Erfolge erwartet. Und wenn man nichts erwartete, konnte man auch nicht enttäuscht werden. Trotzdem...wie sollte es nun weiter gehen. Würde sie jemals noch einmal das Licht der Sonne sehen? Es auf ihrer Haut spüren? Die warme Wärme der Sonne? Würde sie hier sterben?
»Lu...? «, eine schwache Stimme, die jedoch in der unertragbaren Stille unglaubliche, laute Schwingungen hervor brachte.
Lumière zuckte vor Überraschung zusammen.
»Ja! Ich bin hier! Lysander...? Wo bist du? «, rief sie hoffnungsvoll zurück.
Warum hatte sie ihn nicht in ihrer Auren-Sicht wahrgenommen? Er als Irrlicht müsste ihr doch direkt aufgefallen sein?
»Ich...Ich weiß es nicht... «, kam es von Lysander zurück.
Sie krabbelte auf allen Vieren in die Richtung der Stimmquelle.
»Schon gut...Ich bin gleich bei dir. Versuch irgendein Geräusch zu machen, ja? «, wies sie ihn an.
Ein leises Kratzen, vermutlich Fingernägel die auf dem Boden entlang gezerrt wurden, erfüllten den Raum.
Doch der Hall des Raumes, machten es schwer dem Geräusch zu folgen.
»Lysander...kannst du nicht irgendwie in deine Lichtform übergehen? «, fragte sie.
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Lumière (Deutsch)
Fantasy»Entscheide dich! Für mich - oder für ihn!«, seine Stimme brach und er blickte sie verletzt an. So hatte sie ihn noch nie gesehen. Sie spürte die Nässe auf ihren Wangen. »...aber erwarte nicht, dass ich dich nach deiner Entscheidung noch beschützen...