Schwarzer Nebel

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Lumière beobachtete die beiden Männer feindselig und versuchte so sauer wie möglich auszusehen, denn sie wollte den Eindruck von Stärke und Größe erreichen, dass hatte sie zuvor bei Riven gesehen. Man hatte einfach ganz automatisch vor der Weißhaarigen Respekt und das hatte die Schwarzhaarige ziemlich beeindruckt. Zu ihrem Missfallen allerdings, sahen die beiden Männer noch nicht einmal zu ihr.
Sie seufzte und lockerte ihre Körperhaltung. Die Wut über die Lügen, ihrer Begleiter loderte immer noch in ihren Adern.

Ihr Blick wanderte zu der rauchbedeckten Stadt Aurora. Ihr war es egal, was Lysander und Ash jetzt noch vor hatten. Sie hielt nie sonderlich viel von Lügner und daher konnten die Beiden nun auch da bleiben, wo der  Pfeffer wuchs, doch sie...Sie würde nach Aurora gehen, vielleicht gab es ja Überlebende? Und diese brauchten sicher Hilfe.
Sie warf den Beiden Streithähnen noch einen Blick zu und setzte sich dann recht schnell in Bewegung.
Sie durfte keine Zeit verlieren.

Sie glaubte, dass jedes Wesen eine endliche Zahl an Herzschlägen hatte. Und sie hatte nicht vor welche von ihren zu verschwenden, genauso wenig wie sie vorhatten das Massaker zu ignorieren. Und wenn Ash und Lysander der Meinung waren, ihr immer noch die Wahrheit zu verschweigen, anstatt lieber ein paar Leben zu retten, so war das deren Sache und nicht ihre. Sie würde tun was sie konnte, ohne Rücksicht auf Verluste.

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»...Wegen dir wird sie viel zu schnell in die gesamte Geschichte mit rein gezogen!«, Ash blickte Lysander fest an.
»Wie bitte? Ist dir entfallen wem dieses Massaker zu Schulde geschrieben ist?«
»Das hat jetzt überhaupt nichts damit zu tun!«
»Und ob es das hat!«
Wutentbrannt griff Lysander an Ashs Kragen und zog ihn nach vorne, sodass die Beiden sich feindselig anstarrten.
»Verdammtes Arschloch, spiel dich nicht so auf! Wegen dir wird sie noch...«
»Halt mal die Luft an, Lysander!«
»Ganz sicher nicht!«
Ash riss sich los und packte seinen Gegenüber an den Schultern, um seinen Körper etwas zu drehen.
»Sie ist weg!«

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Der heiße Steinboden brannte sogar durch die Sohle ihrer herunter gekommenen Sohlen, doch sie hatte jetzt keine Zeit sich um ersetzbare Dinge zu kümmern.
Mit flacher Atmung rannte sie so schnell sie konnte. Je näher sie der Stadt kam, desto mehr häuften sich die Leichen der Humanisten. Sie hatte in die Farb-Sicht ihres linken Auges gewechselt, da sie so erkennen würde, wenn jemand doch noch leben sollte.
Doch leider...waren die Auren der Körper allesamt schwarz, wie der Tod.

»Verdammt...!«, fluchte sie.
Die heißen Temperaturen ließen sie schwitzen und raubten ihr die Kraft. Bereits nach 45 Minuten musste sie ihre Geschwindigkeit verlangsamen.
Erschöpft stützte sie die Hände auf ihre Knie und holte keuchend Luft.
Aurora war nicht wirklich näher gekommen.

»Verdammt, Verdammt, Verdammt!«
Sie sank auf den Steinboden und fuhr sich durch die dunklen Haare. Mit dieser Geschwindigkeit würde sie nicht mal in einem Tag Aurora erreichen.
Auf einmal bewegte sich ein hellblauer Lichtpunk durch die Masse aus schwarzen Punkten.

Leben?

Hoffnungsvoll öffnete sie ihr rechtes Auge, doch kein Humanisten war es, der durch das Leichenfeld schritt, sondern ein Pferd.
Es hatte den Kopf gesenkt und schien eine junge gekrümmte Frau zu beschnuppern.
Eventuell die Besitzerin, denn das Pferd war noch gesattelt.

Langsam erhob sich die Schwarzhaarige und schritt vorsichtig auf das braune Tier zu.
Als dieses sie bemerkte hob es ruckartig den Kopf und wieherte.
»Ho....Ganz ruhig...«, murmelte sie leise und schritt langsam auf das Tier zu.
Sie konnte schon immer gut mit Tieren umgehen.
Geschickt griff sie nach dem Zügel und strich dem Wallach über den Hals.
Sie spürte, dass sich die angespannte Haltung des Pferdes langsam löste.
»Fein...Braves Tier...«, murmelte sie und streichelte über die Blässe.
»Du hast doch sicher nichts dagegen, mir kurz zur Seite zu stehen, oder?«
Das Tier musterte sie eindringlich mit seinen unschuldigen, braunen Augen.
Langsam stellte sie ihren Fuß in den Steigbügel und zog sich an dem Sattel hoch.
Nervös tippelte das Pferd auf der Stelle.

Lumière (Deutsch) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt