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Ich wache auf, als Luke mich sanft küsst. Verschlafen öffne ich meine Augen und sehe meinen wunderschönen Freund vor mir. Er sieht besser aus, als noch heute morgen und ich kann gar nicht sagen, wie froh ich darüber bin. ''Hey'' flüstert er lächelnd. ''Hey'' antworte ich. ''In einer halben Stunde kommt einer der Ärzte..wegen einem Rollstuhl. Er muss dich irgendwie ausmessen oder so, damit du angenehm sitzt.'' sagt er traurig. ''Okay'' sage ich. Eine Träne tropft auf meine Wange und als ich hochschaue weint Luke. ''Nicht weinen Luke. Bitte.'' flehe ich und nehme sein Gesicht zwischen meine kleinen Hände. ''Du hast selber gesagt, wir schaffen das. Ich weiß, dass wir es schaffen. Es ist nur ein Rollstuhl, mein kleinstes Problem im Moment.'' fahre ich fort. ''Aber du hast es nicht verdient.'' schluchzt Luke. ''Darum geht es doch nicht. Wir können das nicht ändern. Natürlich ist das scheiße, aber das, was meine Mutter abzieht tut mir mehr weh.'' sage ich leise aber bestimmt. Luke kuschelt sich in meinen Arm und antwortet: ''Es tut mir so leid. Ich sollte derjenige sein, der dich im Arm hält. Ich sollte dich trösten. Nicht andersherum.'' ''Luke, es gibt niemanden, der mehr für den anderen da sein sollte. Wir brauchen uns jetzt gegenseitig. Bitte fühl dich nicht schlecht dafür, dass du weinst. Es ist alles okay.'' Er antwortet nicht, sondern schlingt seine Arme um meinen Bauch. Seine Atmung wird ruhiger und irgendwann fängt er leise an zu schnarchen. Ich muss lächeln und lege eine Hand auf seinen Rücken. Luke ist noch immer total fertig, aber kein Wunder, wenn er zwei Wochen lang fast gar nicht geschlafen und gegessen und fast nur geweint hat.

Pünktlich um halb drei kommt der Arzt ins Zimmer, um die Maße für meinen Rollstuhl zu nehmen. Luke stöhnt leise auf, als ich ihn von mir runter schiebe, schläft jedoch weiter. Eine halbe Stunde braucht der Arzt, meinen gesamten Körper auszumessen und sagt mir dann, dass es ungefähr eine Woche dauert, bis ich meinen Rollstuhl bekomme. So lange muss ich im Krankenhaus bleiben.

Erschöpft sinke ich zurück in mein Bett und neben Luke. Leise schnarcht er vor sich hin und zuckt hin und wieder im Traum. Ich fahre sanft seine Lippen mit meinem Finger nach und drücke einen Kuss auf seine Nasenspitze.

Als es klopft sehe ich auf und freue mich, Liz im Türrahmen zu sehen. Freudestrahlend kommt sie auf mich zu und umarmt mich. ''Wie geht es dir?'' fragt sie leise, um Luke nicht zu wecken. ''Ganz okay. Irgendwie besser, als vor dem Unfall. Obwohl das eigentlich keinen Sinn macht.'' antworte ich. ''Manchmal hat das Leben keinen Sinn, Annie. Ich bin so froh, dass du wieder aufgewacht bist. Luke hätte es nicht viel länger ausgehalten.'' ''Ich weiß. Seit er hier ist, schläft er ziemlich viel. Aber das ist auch gut so. Er hat einiges nachzuholen.'' ich sehe hinunter auf meinen schlafenden Freund. ''Das stimmt. Hat er schon etwas gegessen?'' fragt Liz besorgt. ''Ja hat er. Ich habe ihn gezwungen, etwas von meinem Mittagessen zu essen. Er wollte nicht, weil er mir ja mein Essen wegessen würde.'' Liz seufzt. ''Es wird ihm bald wieder gut gehen. Mach dir keine Sorgen um ihn.'' tröste ich sie. ''Du bist so süß Annie. Es geht dir von uns allen am dreckigsten und du kümmerst dich um alle.'' schnieft Liz. ''Ich möchte nicht, dass ihr euch Sorgen um mich macht. Der Unfall hat mir einiges klar gemacht. Ich sollte dankbar sein, dass ich überhaupt lebe. Klar ist mein Leben ziemlich den Bach runter gegangen, aber ich habe Luke und dich und eure ganze Familie. Ich habe die Jungs. Ihr alle seid immer für mich da. Und Mama, ja sie ist halt meine Mutter, aber sonst nichts. Ich sollte mich nicht mit ihr aufhalten. Sie zieht mich runter. Ich will aber einfach glücklich sein. Und glücklich bin ich bei euch. Ihr habt so viel für mich getan in den letzten Wochen und Monaten. Ihr seid meine Familie geworden und dafür bin ich euch unendlich dankbar. Und ich weiß nicht, warum erst dieser verdammte Unfall passieren musste, um mir das klar zu machen'' Ich sehe von meiner Decke auf und erschrecke, als ich sehe, dass Liz Tränen in den Augen hat. ''Oh mein Gott, Liz, es tut mir leid. Ich wollte dich nicht zum weinen bringen.'' ''Es ist alles okay. Ich bin einfach nur unglaublich gerührt von dem, was du gerade gesagt hast. Dein Leben ist nun wirklich nicht beneidenswert, aber du siehst einfach das Gute in allem. Du bist so unfassbar stark. Und um ehrlich zu sein, bist du für mich wie eine Tochter. Du und Luke, ihr seid einfach perfekt füreinander.'' Nun bin ich die, die weint. ''Danke Liz, für alles. Ich bin nur so stark, weil ihr für mich da seid. Ich habe auch gerade erst angefangen, das Gute in meinem Leben zu sehen. Aber es hilft. Ich bin schon jetzt glücklicher, als vor dem Unfall und ich habe meinen Rollstuhl noch nicht einmal...'' Lächelnd nehme ich die Mutter meines Freundes in den Arm.

Ich merke, wie Luke sich in meinem Schoß umdreht und sehe nach unten. Er reibt sich gerade verschlafen die Augen und lächelt mich an. Sofort beginnt mein Bauch zu kribbeln. ''Hi'' murmelt er. ''Hi'' antworte ich lachend und füge hinzu: ''Guck mal wer da ist'' Sofort sieht Luke auf und strahlt, als er seine Mutter sieht. ''Hi Mama'' sagt er überglücklich. ''Hey Lukey.''

Liz bleibt den Rest des Tages und wir reden darüber, wie es weitergehen soll, denn im Moment steht alles offen. ''Wenn du möchtest, darfst du weiter bei uns wohnen. Wir haben eh noch einen nicht benutzten Raum. Den können wir dir einrichten. Das einzige Problem werden die Treppen sein...'' ''Wirklich? Ich darf weiter bei euch wohnen? Oh mein Gott Danke!'' ''Natürlich Annie. Ich habe dir eben gesagt, dass du wie eine Tochter für mich bist. Das meine ich auch so.'' antwortet Liz. ''Und das mit den Treppen bekommen wir hin'' fügt Luke hinzu. ''Ja'' sage ich und fahre nach kurzer Pause fort: ''Ich bin so glücklich und froh, euch zu haben. Danke danke danke für alles!'' Ich umarme die beiden und genieße den Rest des Tages mit Luke und Liz.

depressed. l.h. (Teil 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt