Am nächsten Morgen wache ich schon um fünf Uhr auf. Ich drehe ich um und sehe meinen schlafenden Freund neben mir liegen. Ein Lächeln liegt auf seinen Lippen und er seufzt leise im Schlaf. Vorsichtig setze ich mich hin und ziehe mich in meinen Rollstuhl. Leise rolle ich mich aus dem Zimmer und über den kleinen Flur in die Küche. Dort mache ich mir einen Tee und setze mich ins Erkerfenster, das zum Meer ausgerichtet ist. Leider ist es noch dunkel, aber ich genieße die Ruhe und meinen Tee. Als Engländerin gibt es nichts Schöneres, als in Ruhe eine Tasse Tee zu trinken. Ich bemerke gar nicht, wie schnell die Zeit vergeht, aber langsam wird es heller und als ich auf die Uhr gucke, ist es halb acht. Die anderen scheinen noch immer zu schlafen. Ich lehne meinen Kopf an die Wand hinter mir und genieße den Blick aufs Meer, das man jetzt sehen kann. Plötzlich sehe ich kleine weiße Flocken vom Himmel fallen. Es schneit - pünktlich zu unserer Ankunft in Brighton! Glücklich beobachte ich, wie immer mehr Schneeflocken vom Himmel fallen. Daher bemerke ich gar nicht, wie jemand in die Küche kommt. ''Guten Morgen'' höre ich auf einmal Lukes raue Stimme und erschrecke mich so sehr, dass ich fast von der Fensterbank falle. ''Oh mein Gott! Erschrick mich doch nicht so!'' rufe ich. ''Tut mir leid'' lacht Luke und umarmt mich. Ich lege meine Arme um seinen Nacken und atme seinen zitronigen Geruch ein. Lächelnd löst sich mein Freund von mir und setzt sich neben mich. ''Es schneit.'' stellt er fest. ''Ja'' antworte ich leise. ''Ich habe es noch nie schneien sehen...'' murmelt Luke. ''Was? Ach ja...Sydney'' ''Ja...Aber es ist wunderschön'' haucht er. Ich lächele ihn an und sehe, dass er übers ganze Gesicht strahlt. Ich lege meine kleine Hand an seine Wange und streichele mit meinem Daumen über seinen Wangenknochen. Langsam lehnt er sich zu mir und ich spüre seine warmen weichen Lippen auf meinen. Langsam öffne ich meine Lippen und seine Zunge beginnt, mit meiner zu spielen. Sanft bewegen wir unsere Lippen und Zungen im Gleichtakt. Als wir uns voneinander lösen, fallen die Schneeflocken so dicht, dass schon eine dünne Schicht Schnee die Straße und den Strand bedeckt. Luke nimmt meine Hand in seine und ich lehne mich an ihn.
Nach dem Frühstück wollen wir alle ein wenig raus und an den Strand gehen. Allerdings wird das ein wenig kompliziert, denn ich komme schlecht mit Chris über die kleinen Kiesel, die den Strand bedecken. Und auch der Schnee macht das nicht einfacher. ''Wir schaffen das.'' sagt Luke. ''Du kannst doch deine Beine bewegen oder?'' fragt er mich. ''Ja, aber ich kann mich nicht darauf stellen, also sie nicht wirklich belasten.'' antworte ich traurig. ''Dann habe ich eine Idee.'' grinst er. ''Und die wäre?'' ''Das wird zwar scheiße aussehen, aber das ist mir egal. Komm mal her.'' Ich schiebe mich auf ihn zu. Vorsichtig hebt Luke mich aus meinem Rollstuhl und stellt mich vor sich, so dass mein Rücken an seinem Bauch ist. Dabei hat er seine Arme immer fest um mich geschlungen. Er zieht mich eng an sich und sagt: ''So und jetzt geh mal. Keine Angst. Ich halte dich. Du muss nur deine Beine bewegen.'' Zögernd stelle ich einen Fuß vor den anderen, ohne dass ich überhaupt irgendetwas belaste. Luke hält mein Gewicht. ''Es funktioniert! Ich kann laufen'' hauche ich ''Zumindest so etwas Ähnliches.'' ''Ja!'' antwortet Luke und küsst meinen Scheitel. ''Gut, dass du so klein und ich so groß bin!'' lacht er. ''Wenigstens einmal bringt das etwas.'' grinse ich und er dreht mich in seinen Armen um. ''Hey! Ich finde es süß, dass du so klein bist. Du bist mein kleines Mädchen.'' murmelt mein Freund und wird rot. ''Awww Luke. Danke.'' Ich drücke ihm einen Kuss auf seine Nasenspitze. ''Kommt ihr, Lovebirds?'' ruft Celeste aus dem Flur. ''Ja wir kommen ja schon.'' rufe ich und grinse Luke an. Dann setze ich mich kurz in meinen Rollstuhl, um meine dicke Jacke und die Winterschuhe anzuziehen. Auch Luke zieht sich an. Celi und ich haben ihm und Liz auch dicke Klamotten mitgebracht, als wir zusammen shoppen waren. Als wir beide angezogen sind nimmt Luke mich wieder in seinen Arm und langsam, Schritt für Schritt gehen wir gemeinsam in den Flur. Lachend trägt Luke mich die Treppen hinunter und setzt mich unten wieder ab. Er legt seine Arme um meine Taille und zieht mich wieder eng an seine Brust. Wir kommen zwar wie gesagt nur langsam voran, aber der Strand ist ja auch nicht weit weg. Als wir vor der Tür stehen, rieselt der Schnee auf uns hinunter und Luke lächelt. ''Ich will öfter Schnee...'' sagt er leise. ''Das wäre schön!'' stimmt ihm Celeste zu.
Wir verbringen ungefähr eine Stunde am Strand und ich genieße es, mal ohne den Rollstuhl unterwegs zu sein, auch wenn ich trotzdem nicht laufen kann. Es ist schön, wenigstens mal so tun zu können.
Als er irgendwann anfängt herumzujammern, dass ihm kalt ist, gehen wir wieder zur Ferienwohnung. ''Warum ist Schnee kalt?'' beschwert er sich. ''Das hat Schnee so an sich. Warum weiß ich nicht'' lache ich ihn aus.
Zurück in der Ferienwohnung setzt Luke mich auf dem Sofa ab und kuschelt sich neben mich. Liz und Celeste sind in der Küche, machen Tee und packen ein paar der selbstgebackenen Kekse auf Teller. Dann kommen die beiden auch zu uns aufs Sofa und wir machen uns einen gemütlichen Nachmittag mit Tee und Keksen und Weihnachtsmusik. ''Was machen wir morgen?'' fragt Liz irgendwann. ''Ich würde gerne etwas mit Annie alleine machen, wenn das okay ist.'' antwortet Luke. ''Meinetwegen'' stimmen Liz und Celeste zu. ''Was machen wir denn?'' frage ich neugierig. ''Überraschung Little'' grinst Luke und drückt seine Lippen auf meine Nase. ''Aber ich will es jetzt wissen!'' schmolle ich. ''Nein! Wenn du wissen würdest, was ich vorhabe würdest du nicht mitkommen.'' ''Muss ich mir jetzt Sorgen machen?'' Ich bin ein wenig verunsichert. ''Nein Süße. Alles ist gut.'' Ich ziehe meine Augenbrauen hoch. ''Wirklich'' versichert er mir. ''Okay.'' flüstere ich. ''Was machen wir denn dann morgen?'' fragt Liz Celeste. ''Wir könnten noch einmal an den Strand gehen.'' schlägt Celeste vor. ''Oh ja. Das hört sich gut an. Es war total schön heute.'' antwortet Liz.
Wir sitzen noch ein wenig zusammen auf dem Sofa und gehen dann alle ins Bett. Ich liege mit meinem Rücken an Lukes Bauch gedrückt und kann nicht schlafen. Zu sehr kreisen die Gedanken darüber, was Luke mit mir vor hat. ''Mach dir keine Sorgen, Annie.'' sagt Luke. Woher weiß er, dass ich noch wach bin? ''Mach ich nicht.'' erwidere ich. ''Doch tust du. Ich kenne dich. Aber es ist wirklich alles gut.'' Leise fängt er an zu singen und ich merke, wie meine Augen langsam zufallen.
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depressed. l.h. (Teil 1)
FanfictionAnnie zieht zwei Jahre nach dem Tod ihres Vaters von Brighton nach Sydney. Ihre Mutter möchte dort einen Neuanfang machen, aber Annie will ihr Zuhause nicht verlassen. Sydney...das ist am anderen Ende der Welt, es ist warm dort und jeden Tag scheint...