~44~

194 12 3
                                    

Heute fliegen wir zurück nach Sydney. Ich bin schon ziemlich traurig, dass ich mein Zuhause wieder verlasse . Auf der anderen Seite merke ich, dass ich auch Sydney vermisse. Naja, ein Teil von Brighton wird ja nach Weihnachten nach Australien kommen, wenn Lauren kommt - wenigstens für ein paar Tage. Wehmütig gucke ich ein letztes Mal auf das Meer, bevor wir ins Taxi steigen und uns auf den Weg nach London machen. Die Fahrt vergeht schnell und schon um ein Uhr sind wir am Flughafen, obwohl unser Flug erst in drei Stunden geht. Also bummeln wir durch die Läden im Gebäude und beobachten, wie andere durch den Flughafen hetzen, um ihren Flug zu bekommen.

Um halb vier sitzen wir im Flugzeug und warten darauf, dass es losgeht. Als wir starten sehe ich an Luke vorbei durchs Fenster und ein letztes Mal auf London und merke, dass ich gar nicht so traurig bin, wieder nach Sydney zu fliegen. Das Schlimmste ist, dass ich Papas Grab nicht besuchen kann und dass Lauren so weit weg ist. Zum Glück kommt sie nach Weihnachten für ein paar Tage.

Nach fünf Stunden Flug, in denen ich mich mit Luke unterhalten habe, ist er eingeschlafen und sein Kopf ruht auf meiner Schulter. Sein Mund ist wie immer leicht geöffnet und er schnarcht leise. Sanft streiche ich mit meiner Hand über seine und beobachte, wie er sein Gesicht zu einem Lächeln verzieht. ''Wie war es für dich, mal wieder zu hause zu sein?'' fragt Liz von rechts links neben mir. ''Es war wunderschön. Ich weiß gar nicht, wie ich mich bei euch bedanken soll.'' antworte ich überglücklich. ''Du musst dich nicht bedanken. Wir haben uns damit bei dir bedankt. Du bist ein wunderbarer Mensch und wir sind dankbar, dass Luke mit dir zusammen ist. Es ist total schön, dich bei uns zu haben.'' lächelt die Mutter meines Freundes. ''Awww Liz, du bist so süß zu mir. Ich habe doch gar nichts für euch getan'' ''Oh doch meine Liebe. Du warst einfach du selbst, hast Luke glücklich gemacht und uns..einfach nur indem du da warst. Weißt du, Luke hatte auch eine schwere Zeit, bevor du kamst und du hast es besser gemacht.'' Ich weiß gar nicht was ich sagen soll. Einerseits berührt mich das, was Liz gerade gesagt hat unglaublich, andererseits wüsste ich gerne, was mit Luke war. Also frage ich schüchtern. ''Was war denn mit Luke los?'' ''Das ist eine lange Geschichte, lass sie dir am besten von ihm selbst erzählen, aber ich erzähle dir die Kurzfassung. Also...Luke und meine Mutter, also seine Oma, hatten ein sehr gutes Verhältnis. Die beiden waren schon immer ziemlich gut miteinander. Vor drei Jahren ist sie an Krebs erkrankt und hat seitdem sehr gelitten. Luke war immer bei ihr, ist ihr nicht von der Seite gewichen, nie. Auch nicht im Krankenhaus...Als sie vor einem Jahr gestorben ist, ging es ihm deshalb ziemlich schlecht, lange nicht so wie dir, aber dennoch nicht wirklich gut. Auch, als du und er euch kennengelernt habt, ging es ihm noch relativ schlecht. Er kämpft auch immer noch damit, aber du hast es besser gemacht. Allerdings hat er immer Angst, dass er dich verliert, wie seine Oma. Der Unfall hat ihn sehr mitgenommen und ich denke, dass auch die letzten Tage dem Tod meiner Mutter zuzuschreiben sind.'' erzählt Liz. Ich habe Tränen in den Augen und Luke automatisch enger an mich gezogen, obwohl er schläft. Auf einmal möchte ich noch mehr für ihn da sein, ihn beschützen, ihm sagen, dass ich ihn nicht verlassen werde, er mich nicht verliert. Alles, was er in den letzten Tagen getan hat, erklärt sich jetzt und es tut mir jetzt so leid, dass ich ihn immer so angezickt habe. ''Oh Gott, das ist ja schrecklich'' flüstere ich. ''Ja, schön ist es nicht, aber nichts gegen das, was dir passiert ist'' antwortet Liz. ''Ach, darum geht es doch jetzt nicht, Liz. Es ist immer schlimm, jemanden wichtiges zu verlieren.'' ''Das stimmt, Liebes.''

Das Gespräch hat mich ziemlich mitgenommen und auf einmal fallen meine Augen zu. Ich lege meinen Kopf auf Lukes, der noch immer auf meiner Schulter liegt.
Als ich wieder aufwache sagt Celese mir, dass wir in zwei Stunden landen werden. Zufrieden lehne ich mich wieder zurück und streiche über Lukes Haare. Inzwischen liegt sein Kopf in meinem Schoß und seine Beine angezogen quer über seinen Sitz. Lächelnd sehe ich auf meinen Freund hinunter und beobachte seine regelmäßige Atmung. Ich könnte ewig so sitzen bleiben, doch leider kommt nach einer halben Stunde die Ansage, dass wir nun den Landeanflug starten. Seufzend rüttele ich an Lukes Schulter, um ihn aufzuwecken. Natürlich ist er nicht gerade davon begeistert, setzt sich aber auf. Allerdings klammert er sich direkt an meinen Arm und ich weiß, dass die Rückfahrt zum Haus der Hemmings' extrem anstrengend wird. Wenn Luke müde ist, ist er unglaublich anhänglich und jammert die ganze Zeit herum. In England ging es einigermaßen, weil alles für ihn neu war und er möglichst nichts verpassen wollte.

Nachdem wir gelandet sind trägt Luke mich aus dem Flugzeug und wir holen meinen Rollstuhl von einer der Stewardessen ab. Erschöpft lasse ich mich in den Sitz fallen und genieße es, jetzt einfach geschoben zu werden. Luke, der das tun muss, meckert die ganze Zeit herum und wünscht sich, auch sitzen zu können, aber keiner beachtet ihn.

Sobald wir am Auto sind, kriecht er auf die Rückbank und ich muss mich alleine ins Auto quälen. Als ich sitze, schläft Luke schon und ich freue mich darüber, denn das bedeutet eine ruhige Rückfahrt. Allerdings wird er dann zuhause unerträglich sein, weil er ja schon wieder geweckt wird. Aber das werde ich dann Liz überlassen. Ich kuschele mich dann gerne neben ihm ins Bett, aber ihn an einem Tag zweimal zu wecken ist eine Strafe.

Also warte ich unten, bis Luke von seiner Mutter geweckt wurde, komplett angenervt an mir vorbei, die Treppen hoch gerauscht ist, und frage dann Ben, nachdem ich ihn begrüßt habe, ob er mich hochbringen kann. Wir vier sind alle total müde und wollen einfach nur ins Bett. Morgen werden wir dann alles vom Urlaub erzählen.

Nachdem ich mich fertig gemacht habe, rolle ich mich in Lukes Zimmer und sehe ihn in seinem Bett liegen. Er sieht kurz auf, rutscht zur Seite und lässt mich neben sich ins Bett kriechen. Wir kuscheln uns eng aneinander und sind ziemlich schnell eingeschlafen. Jetlag lässt grüßen.

depressed. l.h. (Teil 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt