Die Ausgangstür den Krankenhauses öffnete sich. Ich trat hinaus ins Freie mit zwei gesunden Beinen. Die Luft war herrlich und die Sonne scheinte bei strahlend blauem Himmel. Ich humpelte noch ein wenig doch ich fühlte mich frei. Ich hatte dieses Gefühl des Gehens, der Kontrolle über mich in der letzten Woch wirklich vermisst. Mum und ich stiegen in unseren alten roten Käfer ein. Trotz seines Alter erfüllte er seine Dienste gut und er und meine Mum waren schon seit Jahren unzertrenntlich. "Kannst du mich in der Stadt rauslassen? Mia und ich wollen uns treffen.", fragte ich sie als sie den Motor angelassen hatte. "Ja. Was habt ihr denn vor?", antwortete sie. "Nichts besonderes. Mia braucht glaube ich noch irgendetwas und vielleicht wollen wir was essen gehen. Mal sehen.", entgegnete ich. Ich drehte das Radio auf und hörte dem Klaviersolo zu. Eigentlich spielte ich schon seit fast elf Jahren Klavier und ich spielte wirklich gut doch ein Erlebnis vor knapp zwei Jahren ließ mich das Klavier seit diesem Tag nicht mehr anrühren.
Ich saß auf dem schwarzen Samtbezug des Klavierhockers. Blaues Licht leuchtete auf den lackschwarzen Flügel, sodass die weißen Tasten in der Magie des Lichtes aufleuchteten. Das Publikum war leise. Der Konzertsaal hätte genauso leer sein können. Nur ich und der Flügel. Doch er war es nicht. Stattdessen warteten hunderte von Leute darauf, dass ich endlich zu spielen beginnen würde. Doch ich konnte nicht. Meiner Finger bewegten sich nicht. Ich saß nur da. Gelähmt, verlassen und dachte über den Tod meines Vaters nach. Ich hatte mir immer wieder gesagt, das ich endlich spielen müsse doch mein Körper reagierte auf mein Flehen nicht. Meine Mutter hatte es mir ebenfalls mehrmals zugerufen, doch ich konnte nicht. Ich konnte nicht das Lied vor hunderten von fremden Leuten spielen, was mein Vater für mich komponiert hatte. Er hatte wunderbar gespielt und hatte es mir beigebracht. Er war der wunderbarste Mensch den ich je gekannt hatte. Zwei Tage vor meinem damaligen Auftritt war er an Krebs gestorben.
Das Auto rukelte und wir blieben am rechten Fahrstreifen stehen. Ich reagierte nicht. Starrte stattdessen aus dem Fenster und kämpfte mit den Tränen. "Holly ist alles ok mit dir? Du kannst jetzt aussteigen wir sind in der Stadt.", sagte meine Mutter. "Was? Eh ja es ist alles klar.", antwortete ich möglichst neutral. Ich nahm mir meine schwarze Ledertasche, die neben meinen Füßen auf der Automatte gelegen hatte und stieg aus. "Bis nachher Mama, ich komme mit der Straßenbahn nach Hause", verabschiedete ich mich und schlug die Tür des Käfers zu. Ich ging die Passage entlang in Richtung des Cafés wo Mia und ich uns treffen wollten. Sie war schon da, saß draußen in einem Korbstuhl, trug ihre rot-weiß gepunktete Sonnenbrille und schlürfte einen Latte Macciato. Ihre blonden Harre sahen wie immer perfekt aus. Ich setzte mich zu ihr und sie begann sofort von Niall Horan und seinem heißen Oberkörper zu schwärmen. Den Nachmittag verbrachten wir damit ein geeignetes Geschenk für Niall zu finden. Nachdem ich sie Gott sei Dank von einem braunen Plüschteddy mit Herz in der Hand und der Aufschrift "I love you" abgehalten hatte entschieden sie sich für eine Tüte "Haribo" und eine Packung Oreo.
Es war noch immer hell obwohl wir mittlerweile halb zehn hatten. Wir entschieden uns noch etwas zu essen und setzten uns in unser französisches Lieblingsbistro am Markplatz. Während ich meinen Crepe aß merkte ich wie hungrig ich eigentlich gewesen war. Das Bistro war ziemlich voll und andauernd verließen und betraten irgendwelche Leute das kleine Restaurant. Plötzlich spürte ich einen Stoß gegen meine rechte Hüfte. Er stammte von Mias Ellebogen. "Mia was soll..?", Mia unterbrach mich. "Holly. Ohm ein Gott Holly schau mal unauffällig in Richtung Theke.", sagte sie. Ich schaute rüber, sah allerdings außer einem außerordenlich gut ernährten älteren Herren, einer großen schlanken Rothaarige und einem braunhaarigen Jungen nichts. "Was denn? Ich sehe Leute und es riecht nach Essen." "Oh man Holly, dass ist Josh Devine. Da der Braunhaarige. Er ist der Drummer von One Direction. Was für ein Zufall. Ich meine klar morgen ist das meet&greet und das Konzert kein Wunder das sie schon in Deutschland sind. Was sollen wir tun? Soll ich hingehen und nach einem Autogramm fragen?", fragte sie mich völlig aufgeregt. "Ja klar geh hin. Wieso nicht. Ich bleibe aber hier.", sagte ich. Ich würde doch keinen Jungen nach einem Autogramm fragen den ich nicht mal kannte. Doch das hatte sich erledigt denn Josh hatte anscheinend bemerkt, dass Mia ihn ununtersprochen anstarrte, denn er kam auf uns zu. Mia wurde zappelig. "Hey girls", sagte er, "How are you?". Mia brachte keinen Ton herraus. Ich war mir nicht sicher ob es an ihrem nicht allzuguten Englisch lag oder daran das sie extrem aufgeregt war, denn sie zitterete. "Hey. I am fine and I think she's not", antwortete ich lachend. "Your friend gaped at me. I think you know who I am and you want to have an autograph, right?", fragte er. Ich sah Mia an. Sie nickte nur. "Mhm. But I don't have a pen and a piece of paper.", sagte er zu uns. Ich sah dabei zu wie sie in ihrem goßen Shopper rumkramte und einen kleinen Block und einen Kulli herauszog. Mia war wirklich bestens organisiert. Josh nahm das Blöckchen und den Stift, riss zwei Blätter ab schrieb etwas auf jedes Blatt und setzte seine Unterschrift darunter. "Here this is for you!" Er drückte jedem von uns ein Blatt in die Hand. "It was nice to meet you girls", verabschiedete er sich. Nachdem er sein bestelltes Essen erhalten hatte, verließ er das Geschäft und Mia fand ihre Sprache wieder. "Holly. Verdammt er ist so geil.", kreischte sie fast. Ich sah sie an. Dann starrten wir fast gleichzeitig auf das Stück Papier in unseren Händen. This is for a beautiful girl whose english is more than perfect. Josh .xx, las ich.
Den restlichen Abend verbrachten wir damit das französische Essen zu genießen und Mia erzählte mir mehr und mehr von One Direction, damit ich für morgen wirklich alles wissen würde was ich zu wissen hatte.
Zu Hause fiel ich hundemüde ich mein Bett. Was für ein Tag, dachte ich. Die Begegnung mit Josh war merkwürdig gewesen. Ich hatte ihn vorher nicht gekannt und jetzt lag ein Zettel mit der Unterschrift irgendeines Jungen in meiner Handtasche. Morgen würde ich früh aufstehen müssen. Morgen würde Mias großer Tag sein. Daraufhin schlief ich ein.

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Infinity
FanfictionHolly ist siebzehn. Sie dachte immer sie sei eines dieser Mädchen, die auf ihr Glück noch warten würde. Eine, die ihr Abitur zu absolvieren hat, danach auf einen Job hofft mit dem sie halbwechs zufrieden ist und letzendlich ihr Leben dahinlebt. Doch...