Kapitel 9

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Mein Wecker klingelte. Verdammt dachte ich, ich will noch schlafen. Zögernd drehte ich mich Richtung Kommode und schaute auf die Digitalanzeige meines roten Weckers. Er zeigte acht Uhr und das an einem Samstagmorgen. Doch dann fiel mir wieder ein, welcher Tag heute ist. Plötzlich fühlte ich mich fit und ausgeschlafen. Ich stand auf machte und machte mich fertig. Da das Wetter heute nicht besonders warm werden sollte passte der pastellrosafarbende Pullover, die Jeans und meine braunen Lederschnürschuhe perfekt zur heutigen Temperatur. Meine braunen welligen Haare ließ ich offen und setzte ein leichtes nudefarbendes make-up auf. Ich hatte noch ein wenig Zeit bis Mia mich abholen würde, damit wir zusammen zur U-Bahn gehen könnten. Ich öffnete Twitter und laß: @Harry_Styles: Looking forward to concert and meet&greet in Germany today. @NiallOfficial: Happy to be here. "Holly frühstücken", hörte ich Mama aus der Küche rufen. Eigentlich hatte ich überhaupt keinen Hunger so früh am Morgen doch auf Mamas Aufstand hatte ich noch weniger Lust. Deshalb schleppte ich mich in Richtung Küche, stetzt mich an den Tisch und stocherte in meinem Früchtemüsli herum. "Wann holt Mia dich ab?", fragte Mama. "Um halb zehn", sagte ich, "Das Konzert beginnt um drei und Mia meinte, dass wir vorher noch beim Soundcheck dabei sein dürfen. Das meet&greet ist dann im Anschluss." "Du hättest dich ja wenigstens schick machen können", sagte meine Schwester die auf dem Stuhl neben mir Platz genommen hatte. "Wieso?", fagte ich. "Holly, das sind fünf süße Jungs, da muss man doch zuschlagen", antwortete sie mit leicht ironischem Unterton. Ich hatte keine Lust auf ihre Sticheleien und verließ den Frühstückstisch. Mia würde in füfzehn Minuten kommen und ich musste noch meine Handtasche packen. Regenschirm, Portemonai, eine Packung Taschentücher, mein Handy und eine Wasserflasche landeten schließlich in meinem Shopper.

Es klingelte. "Tschüss bis heute Abend", rief ich und zog die Wohnungstür hinter mir zu. Mia sah perfekt aus. Sie hatte ihre blonden Haare geglättet und ihre Beine kamen in dem kurzen Jeansrock perfekt zur Geltung. Ich kam mir ein wenig "underdressed" vor doch dann sagte ich mir, dass ich im Gegensatz zu Mia keinen zu beeindrucken hatte. Wir gingen die knarreden Holzstufen des Flures Richtung Haustür hinunter. "Ich bin so aufgeregt. Ich glaube ich überlebe das nicht", sagte Mia schließlich. "Ach Mia, es sind nur fünf normale Jungs.", munterte ich sie auf.

An der U-Bahn- Station angekommen mussten wir noch zehn Minuten auf unsere Bahn warten. Wir setzen uns auf eine Bank und Mia stöpselte mir einen Kopfhörer ins Ohr und drehte so laut es ging "Gotta be you" auf. Mein Ohr schmerzte doch den Song mochte ich. Ein betrunkener Mann blieb vor uns stehen. "Ham se mal nen Euro?", fragte er. Ich verzog das Gesicht. "Isch nimm auch sie", fügter er hinzu und sah mich an. Genervt schaute ich zu Mia, die sich vor Lachen kaum noch halten konnte. Ich blickte dem Mann in seine verdrunkenen grauen Augen und funkelte ihn Böse an. "Ihren Schnaps bezahle ich sicherlicht nicht", antwortete ich. Mit dieser Antwort hatte er wohl nicht gerechnet, denn er schlenderte ohne Widerspruch davon.

Unser U-Bahn fuhr ein. Bis zur O2 Arena würde es nicht besonders weit sein doch wir wollten vor dem Soundcheck noch einen Kaffee trinken gehen. "Wann werden wir in die Arena reingelassen?", fragte ich Mia. "Um zwölf, glaube ich", sagte sie. An der O2-Arena stiegen wir aus. Unzählige Mädchen mit One Direction-Fanartikeln standen und sitzen rundherum um die Arena. Ich hatte nicht erwartet, dass um diese Uhrezeit schon so ein Betrieb herrschen würde. Einige kreischten, andere weinten, wiederum andere fotografierten und filmten jede Veränderung rund um die Arena. Sei es nur ein grünes Blatt das sich bewegte. Da ich Mia ansah, dass sie von dieser Atmosphäre nicht wirklich überrascht war kam ich mir leicht fehl am Platz vor. "Lass uns zu Starbucks gehen", sagte ich schließlich. Ich bestellte mir einen Chai-Latte um ersteinmal runterzukommen. Was die sich alle für einen Stress machten, dachte ich mir. Stress wegen fünf Jungs. Mia schien sich ebenfalls Stress zu machen ,denn ihre Knie wippten auf und ab. "Calm down", sagte ich, doch Mia kam keineswegs runter. "Ach ja Holly, kurz vor dem Soundcheck haben wir noch ein Interview mit "Bravo".", sage sie. Bitte was? Heilige verdammte Scheiße, dies würde Mias schönster und wohl mein schlimmster Tag meines Lebens werden. Ich wollte weder ein Interview geben noch wollte ich in der "Bravo" abgebildet sein. "Wieso erzählst du mir das erst jetzt? Ich will das nicht!", fragte ich sie völlig entgeistert. "Weil du sonst protestiert hättest. Halte dich einfach im Hintergrund, ich mache das.", sprach sie mir Mut zu. Da war ich mir nicht so sicher, denn Mia hatte in solchen Dingen eine große Klappe, leider aber immer nur vorher. Ich sah mich jetzt schon die ganzen Fragen beantworten und Mia neben mir nervös an ihren Fingernägeln kauen.

Doch ich ging nicht weiter darauf ein und genoss das Getränk. Da musste ich jetzt wohl durch, dachte ich, und nahm einen großen Schluck der in meinem Bauch ein wohlwollendes Gefühl verbreitete.

Um elf Uhr machten wir uns auf in Richtung VIP-Eingang der Arena. Mia war verdammt aufgeregt, dass sah ich ihr an. Vier andere Mädchen warteten schon gespannt vor der Eingangstür. Mit uns beiden waren es nun sechs und die restlichen Zwei trafen wenige Minuten später ebenfalls ein. Ich musterte die anderen Gewinnerinnen. Jede außer ich trug mindestens einen Fanartikel. Einige ein T-shirt, andere waren mit Gummiarmbändern behangen und eine trug sogar ein Ganzkörperkondom mit dem Aufdruck einer irischen Flagge. Sogar Mia packte nun eine englische Flagge aus und band sich diese um ihre Hüfte. Ich schaute zu Boden, denn ich hatte das Gefühl, dass die anderen mich kritisch beobachteten. Ein rothaariges Mädchen hörte ich sogar fragen, ob ich das Gewinnspiel wirklich gewonnen hätte. Die Wartezeit war  noch schlimmer, als die Tatsache, dass ich eben erst erfahren hatte, dass ich gleich ein Interview zu geben hatte und dies mit der Teenie-Klatschzeischrift des Jahrtausends.

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