Kapitel 11

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Bildete ich mir das nur ein oder versuchte er meinem Blick auszuweichen. Harry ging nach rechts und setzt sich auf ein kleines Podest. Die anderen Jungs verteilten sich ebenfalls, sodass sie die ganze Bühne ausfüllten. Die Band stimmte ihre Instrumente und spielte wenige Takte. Harry sang etwas. Es war sein Solo von More than this. Er schien nicht ganz bei der Sache zu sein, denn er versang sich zweimal. Louis schaute ihn verwundert an doch Harry zuckte nur mit den Achseln. "Was ist denn mit Harry los?", fragte mich Mia. "Ich weiß es nicht. Vielleicht hat er im Moment ziemlich viel Stress mit den Konzerten.", antwortete ich und Mia gab sich mit der Antwort zufrieden. Die anderen Mädchen, auch Mia, kreischten um die Wette. Meine Ohren begannen zu schmerzen doch ich ließ mir nichts anmerken. Meine Beine taten ebenfalls weh. Sollte ich mich hinsetzen oder würde ich damit Desinteresse symbolisieren?, dachte ich mir. Außerdem hatte ich unglaublichen Durst. Gerade als es mal einen Moment still war, das bedeutete weder kreischende Mädchen noch ein Soundcheck, zwickte ich Mia leicht in die Seite. "Du, hast du eine Ahnung wo ich was zu trinken herbekommen könnte? Schließlich muss ich das Konzert auch noch durchstehen", fragt ich sie. "Ne keine Ahnung, aber genieß einfach den Moment und dann vergisst du schon das du Durst hast", antwortete sie eilig und wandte sich wieder ihren Idolen zu. Mist! Ich hatte wirklich Durst. In der Halle war es ziemlich heiß. Da ich dagegen nichts tun konnte wandte auch ich mich wieder der Bühne zu. Doch ein Arm streckte sich mir entgegen. Eine kleine Wasserflasche in der Hand. Ich blickte in zwei große grüne Augen. "Here. We have enough water behind the stage", lächelte Harry mich an. "Oh, eh thanks a lot.", bedankte ich mich. "You're welcome". Er wandte sich von mir ab und ließ mich mit der eisgekülten Wasserflasche in meiner Hand an meinem Platz zurück. Ich blickte auf. Die anderen Mädchen sahen mich an. Ich erhaschte grimmige, zutiefst einfersüchtige Blicke. Nur Mia lächelte. Da ich so einen Durst hatte drehte ich die Flasche auf und trank das kühle Getränk. Wasser floss meinen nun nicht mehr trockenen Hals hinunter. Es war erlösend.

Sie sangen noch einige Bruchstücke ihrer Songs und auch die Band spielt sich ein. Dazwischen lachten sie, erzählten Witze und führten irgendwelche lustigen Tänze auf. Auch Harrys Laune verbesserte sich. Sie waren wirklich lustig und locker drauf. Kein bisschen arrogant wie ich erwartet hatte. Zum Ende des Soundchecks kamen sie von der Bühne runter. Zwei Securitymänner im Vorraus und zwei nach ihnen. Oh man. Glaubten sie wirklich wir acht Mädchen würden sie gleich töten. Doch je näher sie kamen desto sicherer wurde ich mir, dass ich mit meiner These völlig falsch gelegen hatte. Ein Mädchen rüttelte nur so an dem vor uns befestigten Gitter. Ein anderes schrie wie am Spaß. Mia hüpte auf und ab um in irgendeiner Weise ihre Aufmerksamkeit zu erhalten. Verdammt ich hatte weder einen Stift noch ein Blatt Papier dabei auf dem sie hätten unterschreiben können. Die anderen kramten nun ihre Alben und andere Gegenstände aus ihren Taschen. Ich war nicht scharf auf ein Autogramm doch es wäre wohl wirklich peinlich wenn ich später nur doof dastehen würde. Glücklicherweise war ich die letzte in der Schlange und hob verzweifelt meine Handtasche vom Boden. Ich kramte und kramte doch das Einzige was ich fand war mein Handy, mein Portemonnaie und eine Packung Taschentücher. Unglücklich schmiss ich die Tasche zurück auf den schwarzen Boden. Der erste der vor mir stand war Liam. Ich redete ein Bisschen mit ihm über ihre Musik, von der ich unglücklicherweise nicht allzu viel Ahnung hatte, und bemühte mich möglichst informiert darzustellen. Bevor er gehen wollte schaute er mich fragend an. "Don't you want to have a hug or an autograph?", fragte er mich. "Eh what?", antwortete ich völlig perplex. Er lachte nur und fügte hinzu: "You are weird. But in a positive way." und verließ mich. Der Letzte der an mir vorbeikommen würde, würde Harry sein und darauf hatte ich wirklich keine Lust. Es war mir peinlich wie er wohl gehört hatte das ich vor Durst gejammert hatte und auch die Tatsache, dass er mich vor dem Soundcheck beobachtet hatte. Generell verhielt er sich ziemlich merkwürdig und ich hatte wenig Lust auf eine weitere peinliche Situation.

Die kurzen Begegungen mit Zayn, Niall und Louis verliefen nicht besonders anders als die mit Liam. Sie fanden mich sympatisch doch wunderten sich darüber, dass ich weder nach einem Autogramm noch einer Umarmung, geschweige denn einem Wangenkuss fragte. Ich verstand nicht was daran unnormal war. Ich wollte doch nicht, dass mich ein wildfremder Junge auf die Wange küsst. Mia verhielt sich Niall gegenüber ziemlich schüchtern doch im Gegensatz zu mir flippte sie nachdem sie einen Wangenkuss von Niall ergattert hatte völlig aus. Louis war der Letzte bevor ich auf Harry treffen würde. Ich versuchte die Begegung mit ihm so lange rauszuzögern wie es mir nur möglich war. Louis hatte anscheinend nichts dagegen, denn er erzählte mir vom Bandleben, dem Reisen, seiner Familie und was es sonst noch interessantes aus seinem Leben zu berichten gab. Smalltalk fiel mir normalerweise Gott sei Dank ziemlich leicht. Nach gefühlten Sekunden kam allerdings ein Mann der Security und bittete Louis er solle sich in die Maske begeben.

Ein Schatten bewegte sich von rechts. Er kam näher und stoppte vor mir. Ich wollte nicht hochschauen. Ich wollte es nicht. Meine Beine begannen gegen meinen Willen zu zittern und ich glaube das lag daran, dass Harry etwas Einschüchterndes auf mich bewirkte. Ich sah wie sich eine Hand um das Metallgitter vor mir legte. Sie war groß und ich konnte die grünlich-blau pulsierenden Adern durch die dünne Haut seiner Handoberfläche erkennen. Ich sah wie sie sich um den Metallstab krallte. Ein raues "Hello", riss mich aus meinen Gedanken. "Whats your name?", fragte die große Gestalt vor mir. Ich hob meinen Kopf und versuchte ihm nicht in die Augen zu sehen. "I am Holly", antwortete ich schüchtern. "Nice to meet you Holly. I am Harry". "I know", sagte ich und musste über die komische Situation ein wenig kichern. Mir hatte noch nie jemand seinen Namen verraten, dessen Namen ich schon kannte. Die Atmosphäre entspannte sich ein wenig und ich sah wie sich Harrys Griff um das Gitter ein wenig lockerte. Zu meiner Erleichterung fragte er mich weder ob ich ein Autogramm, noch eine Umarmung oder einen Wangenkuss wollte. "I am looking forward to meet you after the concert." Ich schaute ihm bei diesen Worten das erste Mal, seitdem er so vor mir stand, in seine Augen. Sie waren dunkler als eben auf der Bühne doch ich fand ein kleines Lächeln auf seinen Lippen. "Bye", verabschiedete er sich und verschwand. Die anderen, selbst Mia nicht, schienen von unserer merkwürdigen Begegnung nichts mitbekomme zu haben. Sie waren viel zu sehr damit beschäftigt ihre unterschriebenen Alben zu begutachten und bei dem Gedanken, dass sie gerade One Direction getroffen hatten auszurasten. Ich dagegen war von dieser Begegnung völlig verunsichert.

Wieso ging er so mit mir um? Was hatte er vor? Was wollte er? Wieso hatte ich das Gefühl, dass ihm die anderen sieben Mädchen egal waren?

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Sorry für irgendwelche Fehler bei den englischen Sätzen (:

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