16. First approximations

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Erleichtert atmete ich aus. Kieran.

Aber was will er noch hier? Ich meine die Schule ist aus, er sollte nicht hier sein.

Ich auch nicht, aber ich hatte meine Gründe. Okay, das konnte ich ihm nun auch nicht erzählen, trotzdem war es so.

"Was machst du noch hier?", kam er mir zuvor.

Ich überlegte nicht lange und antwortete kurz: "Die Frage sollte ich wohl dir stellen."

Seelenruhig ging er auf mich zu, die Hände hatte er locker in die Hosentaschen gesteckt und seine Haare waren etwas zerzaust. Er wirkte völlig entspannt. Ist ja nicht so, dass wir um gut 20 Uhr in der Schule eingeschlossen sind.

"Ich für meinen Teil, bringe dich hier wieder raus.", sagte er und ging an mir vorbei einen der Nebenflure entlang.

Verwundert sah ich ihm nach. Wenige Sekunden später schaltete sich mein Hirn ein.

"Hey, warte! Wo willst du hin?", rief ich ihm hinterher.

Ich glaube wohl kaum, dass er einen Schulschlüssel hatte.

"Komm mit und finde es heraus.", sagte er provozierend.

"Du kannst doch nicht einfach...", setzte ich zu einer Antwort an, doch er bog bereits um die nächste Ecke.

Das ist doch wohl nicht sein Ernst. Sollte ich ihm wirklich folgen? Wenn ich hier nicht allein übernachten wollte, wahrscheinlich schon.

Obwohl die Bibliothek auch eine Option wäre, dann aber müsste ich allein zurück. Ehrlich gesagt war mir das nicht ganz so lieb.

"He! Warte!", rief ich ihm nach.

Warum rannte ich diesem Typen ständig hinterher?

Die Antwort war eigentlich leicht. Neugier. Kieran weckt die Neugier in mir. Zu viele ungeklärte Fragen stehen mit ihm in Verbindung, zu wenig gab er von sich selbst Preis.

Und der provozierte mich zu sehr, in jeder Hinsicht.

Schnell hatte ich ihn eingeholt, weit war er ja nicht gekommen. Er stand lässig an der Wand gelehnt im nächsten Flur. Klasse Plan, wirklich.

"Und jetzt?", meinte ich trotzig.

"Jetzt kommen wir hier weg.', meinte er unbeeindruckt und stieß sich mit dem Fuß von der Wand ab.

Er ging zu einem Fenster in der Nähe und öffnete es, einfach so.

Als wäre es nichts weiter schwang er sich elegant aus dem Fenster und landete sicher auf den Beinen.

Gut, dass wir uns nur im Erdgeschoss befanden. Trotzdem waren die Fenster mindestens 2 Meter über der Boden. Ich setzte mich auf den Fenstersims, zögerte dann jedoch kurz.

"Woher wusstest du, dass wir hier raus können?", schindete ich Zeit, lies dabei etwas die Beine baumeln.

Er schien sich nun das Lachen zu verkneifen.

"Spring endlich.", entgegnete Kieran schroff.

"Ich fühl mich nicht so ganz wohl dabei einfach in die Tiefe zu fallen, auf den Asphalt zu klatschen."

Höhenangst konnte man es denke ich noch nicht nennen, denn solang ich gesichert war, war alles in Ordnung. Nur in Situationen wie dieser, hatte ich ein flaues Gefühl im Magen.

Ich weiß 2 Meter sind nicht hoch, dennoch gibt es bestimmt Leute die sich bei so etwas bereits das Genick gebrochen haben.

"Du übertreibst, Winter.", lachte er nun.

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