30. 'Veritas'

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Auch ich hatte mich daraufhin gleich an meinen Schreibtisch gesetzt. Mit Kuli und Block bewaffnet, hatte ich mich an dem Buch zu schaffen gemacht.

Erst als ich es aus der Tasche gezogen hatte, war mir aufgefallen, dass auch der Titel endlich zu lesen war. 'Veritas', stand dort in schwungvollen Buchstaben. Nur hatte ich keinen Schimmer, was mir das nun sagen sollte.

Schon gut 2 Stunden saß ich bereits hier und ich war keinen Deut schlauer geworden. Sicher enthielt das Buch jede Menge wissen, nur wusste ich kaum etwas damit anzufangen. Auf meinem Block standen genau 2 Stichpunkte.

-100 Welten
-Krieg -> 99 Welten

Diese wertvollen Informationen hatte ich irgendwie aus diesen verworrenen Texten entnommen. Falls sie überhaupt stimmten. Denn ich hatte weder verstanden warum es Krieg gab, noch wer der Sieger war.

Ich war nur ziemlich sicher, dass die Drachen verloren hatten und ihre Welt dem Erdboden gleichgemacht wurde.

Ich konnte kaum glauben, dass es solche Wesen wirklich geben soll. Ich meine, das ist schlichtweg krank. Riesige, schuppige, feuerspeiende Wesen mit Flügeln und Krallen die so gut wie alles durchtrennten. Ich erschauderte, so einem Tier wollte ich nun wirklich nicht gegenüberstehen.

Wie monströs müssen erst diejenigen gewesen sein, die sie auslöschten?

Ich hatte auch etwas über die Entstehung der Welten und Tore gelesen, doch das alles war mir zu hoch gewesen. Zu verwirrend waren die gesamten Konstellationen, um sich ohne Vorkenntnisse hindurch zu wirren.

Irgendeine Hüterin wollte das Gleichgewicht wiederherstellen und dann gab es einen großen Zusammenstoß und irgendwelche Überschneidungen von Parallelebenen. Danach hatte ich aufgegeben.

Wobei ich nicht einmal diese Fetzen verstand.

Wütend starrte ich auf die wenigen Worte vor mir. Ich bräuchte anscheinend doch Hilfe, ob nun von Kieran oder Warro. Beides war mir nicht besonders lieb, doch Ace konnten nun einmal nicht sprechen, zumindest nicht hier. Vielleicht sollte ich einen erneuten Sprung mit ihr wagen.

Immer wieder überflog ich die Zeilen. Da kam mir etwas Neues in den Sinn. 100 Welten, 100 Namen. Konnte es sein? Kurz spielte ich mit der Theorie, dass aus jeder Welt eine Person 'gewählt' wurden war. Der Vielfalt der Namen nach, wäre dies sogar im Bereich des Möglichen. Dann aber kam mir Kieran in den Sinn.

Wir waren aus derselben Welt, womit meine Idee also wieder hinfällig war. Ich seufzte, schonwieder dachte ich an ihn.

Dabei hatte ich mir doch vorgenommen ihn vorerst zu verbannen. Gedankenversunken kaute ich auf meiner Lippe herum.

Die Menschen suchten verzweifelt nach Leben im All, wobei sie hier unten ganz bequem durch ein Tor zu 99 neuen Spezies gelangen könnten, wenn es nicht mehr waren.

Erneut schlug ich die Seite mit der Karte auf. Es war wirklich schwer, dieses ganze Gebilde zu beschreiben, zumal ich selbst kaum wusste was es war.

Ich tippte auf irgendein Land. Die Buchstaben ließen sich nur wirklich schwer entziffern, da fast die ganze Karte von scheinbar willkürlich gesetzten Linien durchzogen wurde. Auf einmal klackte irgendwas hinter mir. Verwirrt sah ich mich um. Da war nichts.

Behutsam schob ich meinen Stuhl zurück und legte meinen Stift nieder. Es war bereits dunkel draußen, sodass ich ans Fenster trat um die Vorhänge zu zuziehen.

Ich war völlig fertig. Vielleicht war es das Beste, wenn ich bereits vor dem Essen, ein Bad nahm.

So schnappte ich mir meinen Schlafanzug, oder eher nur ein viel zu großes Schlafshirt, und schob das Buch sorgsam zwischen meine anderen. Dennoch stach es mehr als deutlich heraus. Entnervt zog ich es wieder hervor und versteckte es im Kleiderschrank in einem der leeren Schuhkartons.

Erneut klackte etwas. Dieses Mal konnte ich das Geräusch besser deuten. Zu 100% kam es von meinem Fenster. Als würde jemand Steine dagegen werfen.

Mein Handy vibrierte. Bitte keine Horror-SMS. Quälend langsam entsperrte ich es. Kieran hatte mir geschrieben. Okay, in irgendeiner Hinsicht hatte das auch etwas mit Horror zu tun.

Ich wünschte ihn momentan zum Mond, am besten noch etwas weiter weg.

Brauchst du eventuell Hilfe?

Ich stutzte. Eventuell? Ich bräuchte definitiv welche. Das würde ich ihm nur kaum sagen, lieber rannte ich lächelnd vor einen Bus. Ohne zu antworten warf ich das Handy auf die Couch. Es vibrierte erneut.

Die Versuchung war einfach zu groß. Schnellen Schrittes sah ich erneut darauf.

Es ist nicht gerade höflich die Nachrichten anderer zu lesen und dann zu ignorieren.

Woher sollte er wissen, dass ich? Mein Blick glitt zum Fenster. Das hat er nicht. Ich wurde nur paranoid. Kurzerhand schrieb ich ihm zurück.

Wobei sollte ich Hilfe benötigen?

Kieran antwortete beinahe sofort.

Nun ja, höchstwahrscheinlich mit dem Buch. Solltest du allerdings beim Duschen Hilfe benötigen, stünde ich ebenfalls zur Verfügung.

Entsetzt starrte ich auf das Handy. Unter allen Umständen unheimlich. Zum wiederholten Male klackte es an meinem Fenster. Der konnte was erleben. Wutentbrannt stapfte ich zum Fenster, schlug die Vorhänge beiseite und öffnete es. Tatsächlich stand Kieran dort unten auf dem Rasen und grinste wie ein Honigkuchenpferd.

"Sag mal geht's noch?", wisperte ich, da ich nicht unbedingt wollte, dass meine Eltern das hier mitbekamen. "Mir geht's ganz gut.", sagte er und grinste noch breiter.

Noch geht es ihm gut. Das könnte ich auch ganz schnell ändern. "Ich befinde mich im Dachgeschoss, woher solltest du wissen, dass..."

"Du würdest staunen, wie gut ich klettern kann.", erwiderte er noch bevor ich den Satz beendete. Mein Blick huschte zur Regenrinne, die rechts neben meinem Fenster verlief. Dieser Junge übertraf sich doch immer wieder selbst.

"Mach das nochmal und wir werden staunen wie gut du fallen kannst.", fauchte ich ihn an. In seinen grünen Augen blitzte die Herausforderung auf.

Ich lächelte ihn triumphierend an und sprach: "Hat der wehrte Herr heute auf seine Kontaktlinsen verzichtet?"

"Der wehrte Herr hatte vor reinen Tisch zu machen.", gab Kieran unberührt zurück.

Verdutzt sah ich ihn an. Es passte nicht zu ihm, dass er das Gespräch suchte. Bisher war es Ausnahmslos andersherum gewesen. Ich rang mit mir. Auf der einen Seite war ich noch ziemlich sauer auf ihn, auf der anderen war dies wahrscheinlich eine einmalige Chance. Nur gäbe es da ein kleines Problem.

"Ich befürchte, dass meine Eltern dich um diese Zeit kaum zu mir rauf lassen."

"Lass das mal meine Sorge sein.", entgegnete er und seine Zähne blitzten auf, als er von einem zum anderen Ohr grinste. Dann drehte er sich um und tapste vom Fenster fort.

"Kieran, was wird das?", rief ich ihm nach.

"Deine Mum hatte mich doch zum Essen eingeladen.", meinte er, als er um die Ecke verschwand.

Er würde doch nicht wirklich? Sofort schloss ich das Fenster und schoss zur Zimmertür. Just in diesem Moment surrte die Klingel. Fassungslos hoffte ich, dass der Postbote 3 Stunden zu spät war und Kieran sich doch noch verlaufen hatte.

Nur meinte es das Schicksal zurzeit nicht so gut mit mir.
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Kapitel 30 :"D Also ich bin ja ein bisschen stolz auf mich ^^ Davon ab habe wir jetzt schon 2K Reads! \(*o*)/
Ein riesengroßes Dankeschön an euch.

eure stieli_29 :D

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