Als ich zu Hause angekommen die Tür aufschloss, hörte ich bereits jemanden in kurzen, schnellen Schritten die Treppe herunter stürmen. May. Die letzten paar Stufen ignorierte sie einfach und sprang mir lieber direkt in die Arme.
"Wo warst du?", nuschelte sie in meine Haare.
Damit war der Verhör wohl eröffnet.
Eine gute halbe Stunde Fragen über Fragen, dabei war ich einfach nur todmüde.Die wirkliche Geschichte konnte ich ihnen nun schlecht auftischen, weshalb ich alles etwas abänderte.
Ich wollte an einem Projekt arbeiten, bin eingeschlafen und wurde dabei eingesperrt. Der Hausmeister war noch da und hat mich rausgelassen.
Ganz einfach, gelogen.
Dabei war ich sonst so schlecht darin.Normalerweise meldete sich auch in solchen Momenten noch mein schlechtes Gewissen, denn ich belog meine Familie nicht gern, aber heute war ich zu müde. Davon abgesehen, hatte ich keine Wahl.
Schnell aß ich noch etwas, machte mich fertig und fiel dann in mein Bett. Bevor ich letztendlich einschlief, ließ ich den Tag noch einmal Revue passieren.
Eventuell sollte ich mal einen Psychiater besuchen. Denn das war alles andere als normal und langsam zweifelte ich an meinem Verstand.
♡
Am nächsten Tag wartete Kieran bereits wieder an der Haltestelle auf mich, wich jedoch jedem Gespräch aus.
Seine Augen waren auch wieder blau, als wäre nichts geschehen. Er wollte das Thema von gestern also wirklich einfach so fallen lassen. Nicht mit mir.
Bis zum Ende der 8. Stunde würde ich ihm Zeit geben, aber dann hatte sein letztes Stündchen geschlagen.
Okay, nicht so, aber ... doch eigentlich schon so. Ich würde mich auf keinen Fall weiter für dumm verkaufen lassen.
Gerade als es zur 2. Pause klingelte, spürte ich eine Hand auf meiner Schulter. Verwundert sah ich zur Seite, direkt in 2 blaue Augen. Ich sagte nichts. Er hatte bisher jegliche Konversation abgewiesen, sollte er zusehen, wie er wieder eine aufbaute.
"Ich muss weg. Du meldest mich ab."
Keine Bitte, ein Befehl. Er provozierte mich eindeutig und ganz bewusst.
Ich öffnete meinen Mund, wollte gerade meinem Ärger Luft machen, da blitzten seine Augen bedrohlich auf. Nur kurz, aber das reichte um mich aus der Fassung zu bringen.
In letzter Zeit geschah das zu oft.
Ohne den Blick abzuwenden zog er seine Hand ganz sachte von meiner Schulter. Sie strich kaum merklich über meinen Rücken. Mein Gesicht ließ er dabei nicht aus den Augen, keine Sekunde. Zu interessant musste das sein, was er nun darin sah.
Eine Berührung war es, so federleicht und zu kurz, aber dennoch spürte ich sie mit jeder Faser meines Körpers. Wieso brachte eine so simple Berührung mich dermaßen aus dem Konzept?
Seine Hand verschwand, Leere breitete sich aus. Ganz langsam trat Kieran zurück. Erst in eben diesem Moment bemerkte ich, wie warm mir plötzlich war.
Ich musste einfach rot geworden sein, denn ich sah das leichte Schmunzeln in seinem Gesicht, bevor er zur Tür hinaus verschwand. Noch vollkommen überrumpelt starrte ich auf die Tür.
"Winter?", vernahm ich Fay's Stimme neben mir, "Alles in Ordnung bei dir?"
Verwirrt drehte ich den Kopf um sie anzusehen.
"Ja...ähm. Alles okay.", stammelte ich und sammelte meine Gedanken wieder.
Ungläubig sah sie mich an, schien dann aber nicht weiter darauf eingehen zu wollen.
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Begebenheiten
FantasyWinter ist 17, vor kurzem ist sie umgezogen und schon seit längerem zeichnet sie Bilder eines mysteriösen Jungen. Als dieser dann plötzlich vor ihr steht, ist sie vollkommen sprachlos. Doch das sollte nicht die einzige ungewöhnliche Bekanntschaft bl...