"Wo ist Papa, Papa?"

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*POV Tim*

Nun schon seit einer Stunde sitze ich an meinem Schreibtisch und fülle unnötige Anträge aus. Der Stapel verdoppelt sich gefühlt täglich und scheint keineswegs kleiner zu werden, egal wie viele Zettel ich davon bearbeite. Genervt seufze ich auf und lehne mich in meinem Drehstuhl zurück. Ich bemerke gar nicht, wie die Zeit vergeht und die Gedanken ziehen erbarmungslos an mir vorbei. Dinge, die ich noch zu erledigen muss, Menschen, denen ich wieder einmal ein Lebenszeichen zukommen lassen sollte und Kleinigkeiten, die ich noch unbedingt zu beachten habe.

Ein leichtes Zupfen am Saum meines T-Shirts reißt mich aus meinen Gedanken. Mein Blick schweift in die Richtung des Verursachers und wie zu erwarten schaue ich direkt in die grasgrünen Augen meiner Tochter, Mia. Wie so oft, wird mir augenblicklich warm ums Herz. Stegi, mein Mann und ich haben vor circa einem halben Jahr das kleine Mädchen vor mir adoptiert und wenn ich es nicht besser wüsste und es biologisch möglich wäre, würde ich glatt meinen, dass sie unsere leibliche Tochter wäre. Die grünen Augen, die Stupsnase und die helle Haut erinnern mich immer wieder an Stegi, während sie die braunen Haare und die Mundpartie komplett von mir geklaut zu haben scheint.
Ungeduldig bemerke ich ein weiteres Zupfen, nehme das fragend klingende Wort "Papa?" ihrer hellen Stimme war und beuge mich sogleich in ihre Richtung, um sie unter den Armen auf meinen Schoß zu heben. Augenblicklich räkelt sie sich in eine angenehmere Situation und kommt schließlich halb auf mir liegend zur Ruhe. "Was ist denn, mein Schatz?", frage ich leise schmunzelnd und beobachte, wie sich ihr Kopf schief legt, ehe sie mit einem Foto vor meinen Augen herumwedelt.
Schnell schnappe ich ihr Handgelenk, um mir das beschichtete Papier genauer anzusehen.
Ich merke schon, wie sich Tränen in meinen Augen bilden, ehe ich mir über das Gesehene bewusst werde. Es ist ein Bild von Stegi und mir, wie er auf meinem Schoß sitzt, ich die Arme um seine schmale Taille geschlungen habe und wir die Lippen zu einem sanften Kuss versiegeln. Ich kann mich noch vage an diesen Tag erinnern und meine mich entsinnen zu können, dass Tobi das Foto heimlich geschossen hat und es uns anschließend in einer Collage zu Weihnachten geschenkt hat.

"Mia, wo hast du das denn gefunden?", füstere ich, den Blick noch immer gefesselt auf das Bild gerichtet. "Na, ich bin endlich auch an die oberste Schublade der Kommode gekommen und da war das drin!", berichtet sie stolz, wird aber schnell wieder ernst, als sie meine Reaktion wahrnimmt. Schon seit einiger Zeit beginnt sie ihre Größe an den Schubladen zu messen. Welche bekommt sie schon ohne Hilfsmittel auf, für welche braucht sie nur einen Stuhl und welche kann sie von vornerein vergessen? Auch das Talent, sich für die einfachsten Dinge zu begeistern erinnern mich an meinen kleinen Dino, weshalb sich ein Kloß in meinem Hals bildet. Langsam deutet sie auf die ordentliche Schrift am Rand des Bildes. "Was steht da?", fragt sie daraufhin und schaut mich mit erwartungsvoll geweiteten, großen Augen an. Einmal atme ich tief ein und wieder aus, ehe ich meine inzwischen zittrige Stimme erhebe: "Tim & Stegi, oder auch bald Papa & Papa".

"Das ist also mein zweiter Papa, von dem du mir schonmal erzählt hast?" Auch ihre Stimme ist deutlich leiser geworden, sie scheint zu verstehen, dass das Bild der Grund für meine traurige Miene ist. "Ja,  das ist dein zweiter Papa. Und weißt du was? Er wäre mindestens genauso stolz auf dich, wie ich es jetzt bin." Verstehend nickt sie, senkt den Blick überlegend und spielt mit ihren kleinen Händen an dem Stoff meines T-Shirts.

"Wo ist Papa, Papa?" Die erste Träne löst sich aus meinem Augenwinkel und tropft schwer auf das Foto in meiner Rechten. Meine andere Hand hebt sich automatisch und streicht ihr eine der dunklen Strähnen aus dem Gesicht. "Weißt du, Kleine, dein Papa ist vielleicht nicht hier, bei dir, so wie ich es bin und kommt auch nicht wieder. Aber er ist hier bei jedem, der ihn kannte im Herzen und wird dort auch immer bleiben." Bei diesen Worten wandert meine Hand auf die Stelle an ihrem Brustkorb, ander das Herz liegt und klopft liebevoll darauf. Tränen verschleiern meine Sicht nun komplett und immer mehr Tropfen finden ihren Weg über meine Wangen. "Geht es Papa denn dort, wo er jetzt ist gut?" Ihre Stimme ist so voller Hoffung und gleichzeitig Unwissenheit, was mir ein leises Schluchzen über die Lippen kommen lässt.

"Ja, Mia. Ich bin mir sicher, dass es Stegi dort, wo er jetzt besser geht und dass er genau in diesem Moment zu uns schaut."

Mia ist zu klein, um zu verstehen, was an dem Abend nach ihrer Adoption geschah. Den Autounfall, die zwei Tage, die ich im Krankenhaus bei dem im Koma liegenden Stegi verbracht hatte und den Moment, indem der Monitor vor meinen Augen das gleichmäßige Piepsen durch ein durchgängiges, schrilles Pfeifen erstetzt hatte, bekam sie nicht mit.

In diesem Moment, reicht ihr meine Antwort aus, doch später, wenn sie erneut nach ihrem Papa fragt, werde ich es ihr erzählen. Ich werde ihr erklären, was passiert ist, weshalb sie nur von mir alleine aufgezogen wurde, doch vor allem werde ich ihr von ihrem wundervollen zweiten Vater erzählen, der sie all die Jahre im Herzen begleitet hat und der zu früh gehen musste.

Doch das spielt an diesem Abend keine Rolle mehr, als ich mich mit der inzwischen schlafenden Mia im Arm auf das Bett lege, sie behutsam zudecke, ihr einen liebevollen Kuss auf die Stirn gebe und in dem nächtlichen Traum endlich wieder meinen Stegi wiedersehe.

°°°

Zu komisch? Mein ihr, dass ich das am Ende noch weiter hätte ausschreiben sollen?

Ich hab mal wieder keine Ahnung von nichts und habe um 23 Uhr plötzlich Lust bekommen, einen OS zu schreiben und DA!

Bitte, bitte lasst mir Kritik da! Ich möchte echt versuchen, mich zu verbessern und dazu brauche ich euch, weil ich als Verfasser selbst überhaupt nicht einschätzen kann, ob das ganze überhaupt Sinn ergibt, oder nur in meinem müden Gehirn logisch erscheint.

Vielen Dank, schonmal im Voraus für Kommentare, die machen einen immer so glücklich *-*

Liebe Grüße und tut mir echt leid, dass wahrscheinlich mal wieder nur Crap herausgekommen ist 3:

Gute Nacht <3





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