Albträume

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*POV Tim*

Ein helles Geräusch riss mich aus meinem tiefen Schlaf. Ich zwang mich dazu die Augen ein Stück weit zu öffnen und als ich dieses Geräusch als Schluchzen identifizieren konnte, war ich schlagartig wach. Ich richtete meinen Oberkörper leicht auf, stützte mich auf den rechten Unterarm und versuchte in der Dunkelheit wenigstens Umrisse auszumachen. Als ich dann in dem matten Schein einer nicht allzu weit vom Fenster entfernten Straßenlaterne die Silhouette meines besten Freundes auf seinem Bett entdecken konnte, hatte sich die Frage nach dem Verursacher geklärt. "Stegi?", flüsterte ich leise, bedacht die Stille nicht zu plötzlich zu zerreißen. Besorgt beobachtete ich, wie sein Schatten an der Wand zusammenzuckte, während jedoch das Beben seines schmalen Körpers und das verzweifelte Schluchzen zeitgleich verstummten. "Ich...ich wollte dich nicht wecken, Tim...Tut mir leid.", nuschelte er ebenso leise zurück, wobei der Ton seiner zitternden Stimme zusätzlich durch seine Hände gedämpft wurden. Selbst mein müdes Gehirn brauchte nicht lange, um es zu verstehen. Die Alpträume waren wieder da.

Das selbe hatte er schon einmal vor ungefähr einem halben Jahr gehabt, konnte kaum ein Auge zu tun, alleine aus Angst wegen einem der Träume wieder aus einem Kurzschlaf aufzuschrecken und gar nicht mehr einschlafen zu können. Zeitweise hatte er sogar beschlossen, das Schlafen vorerst komplett zu vermeiden, meinte es würde keinen Unterschied machen, nur dass ihm dann diese Angst erspart blieb. Natürlich hatte ich versucht ihn davon abzubringen, ihn davon zu überzeugen, dass er den Schlaf brauchte, aber es hatte nie Wirkung gezeigt. Doch letztendlich kam es wie es kommen musste und er schlief doch ein. Neben mir auf dem Sofa, den Kopf auf meinem Schoß gebettet.

Ein unterdrücktes Schluchzen riss mich aus meinen Gedanken und ich fixierte Stegis Gestalt wieder mit meinem Blick. Und wie schon ein halbes Jahr zuvor, hob ich meine Bettdecke an und nickte ihm aufmunternd zu. Keine 5 Sekunden später spürte ich schon einen schlotternden Körper, der sich haltsuchend an mich drängte, eiskalte Finger, die sich in den dünnen Stoff meines Shirts krallten und die tränennasse Haut seiner Wangen, die ich an meinem Hals spürte. Und ebenfalls wie immer umschloss ich ihn mit meinen Armen, drückte ihn noch weiter an mich und wartete, bis sowohl das Beben als auch die Tränen weniger wurden.

Nach einiger Zeit hörte ich wie sich sein Atem deutlich beruhigte und konnte ebenfalls erschöpft meine müden Augen schließen. Am nächsten Tag stand mir eine Klausur bevor, doch für meinen kleinen Delfin würde ich alles tun. Zwar wusste ich noch immer, nach all den Jahren nicht, was der Grund für seine Albträume war, aber das war auch nicht nötig. Es reichte für mich zu wissen, dass ich in den Momenten, in denen er mich brauchte für ihn da sein konnte. Mehr wollte ich nicht. Und wenn er doch eines Tages bereit sein sollte, es mir zu erzählen, dann würde ich ihm zuhören und ihn wieder in den Arm nehmen, in der Hoffnung ihn stützen zu können.

Denn das wäre alles, was ich tun könnte. Und doch wäre es genug.

°°°

Hier, 'was kleines, crappiges für Zwischendurch, oder auch eine Gute-Nacht-Geschichte, einfach weil ich mal wieder was von mir hören lassen wollte. :3

Dieser OS ist in seiner Ursprungsversion gegen 0 Uhr nachts für Sunny (Gute Besserung, Schnurzelchen <3) entstanden, also seid bitte nachsichtig mit mir. :(

Ich hoffe, dass sich der ein oder andere gefreut hat und würde mich wie immer unglaublich über einige Kommentare oder Rückmeldungen im Allgemeinen freuen. <3

Schonmal eine Gute Nacht und liebe Grüße,

Judelfus


Stexpert ~ Mini OS-SammlungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt